Frauen im BLLV – alles begann vor 140 Jahren

Nach zwei Gründungsversuchen - sie reichen bis ins Jahr 1823 zurück - nahm im Jahr 1861 die Idee, eine Selbsteinrichtung für Lehrer zu schaffen, Gestalt an: Im Reichsaal im Rathaus zu Regensburg hoben wohl an die 200 Lehrer aus ganz Bayern den „Bayerischen Lehrerverein“, kurz BLV, aus der Taufe. Katholische, evangelische und "israelitische" Lehrer fanden eine Heimat. Frauen allerdings war die Tür verschlossen. Der Grund: Den wenigsten war es möglich, überhaupt eine Ausbildung zu absolvieren. An eine universitäre Ausbildung war gar nicht erst zu denken.

Den Besuch der Universitäten erkämpften sich Frauen mühsam - was viele nicht wissen: die meisten über eine Pädagogikausbildung: Als ab 1896 die ersten Frauen in deutschen Hörsälen als Gasthörerinnen zugelassen wurden, waren diese fast ausnahmslos Lehrerinnen. Lehrerinnen sind demnach Vorreiterinnen der Frauenbewegung und das, obwohl sich die meisten von ihnen mit großen Problemen herumschlagen mussten. Sie wurden vor allem aber mit deutlich weniger Lohn als ihre männlichen Kollegen abgespeist. Viele Lehrer sahen in der Lehrerin eine Konkurrenz - und die wollte „man“ loswerden. So kam es zum sogenannten „Zölibat für Lehrerinnen“. Was sich heute wie ein Witz anhört, war für die Frauen damals bitterer Ernst. Es galt, wer heiratet, muss seinen Beruf als Lehrerin an den Nagel hängen.

Sozial weitgehend isoliert

Das Zölibat wurde aber nicht immer konsequent umgesetzt. Denn: Herrschte akuter Lehrermangel wurde schon mal ein Auge zu gedrückt und die Frauen durften ran. Konsequent war man an anderer Stelle: Keine Frau konnte sich nach einer Heirat Pensionsanspräche erwerben, unabhängig davon, wie lange sie Unterricht gehalten hatte. Pädagoginnen, die alleine lebten, kamen mit ihrem spärlichen Gehalt kaum über die Runden. Sie waren auch sozial weitgehend isoliert. Mit dem wenigen Lohn  mussten alleinstehende Pädagoginnen nicht nur Beruf und Haushalt allein bewältigen, sie waren auch sozial weitgehend isoliert.

Revolutionäre Entscheidung

Vor diesem Hintergrund ist die Entscheidung auf der siebten Hauptversammlung des BLV im Jahre 1878 als geradezu revolutionär einzustufen, „Personen weiblichen Geschlechts als Mitglied in den Verein“ die Tür zu öffnen. Es dauerte dann aber noch stolze 73 Jahre bis bei der Vollversammlung des BLV im Juli 1951 mit 196 zu 116 Stimmen die Umbenennung des Bayerischen Lehrervereins in „Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverein“ beschlossen wurde. Damals wurden 17.176 Mitglieder gezählt, 28% davon waren Frauen. Heute ist der BLLV mit über 62.000 Mitgliedern die größte unabhängige Organisation von Lehrerinnen und Lehrern in Bayern, über 50.000 davon sind weiblich. Seit Mai 2015 steht mit BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann erstmals in der Geschichte des Verbandes eine Frau an der Spitze. (schw)