Casa Daniela - Ein Kinderhaus vor den Toren Perus

 

Seit dem Jahr 2007 besteht eine herzliche Freundschaft zwischen der BLLV-Kinderhilfe und der kleinen gemeinnützigen Hilfsorganisation RAYMI. Raymi errichtete in der Stadt Nuevo Lurin (30 km südlich der Hauptstadt Lima) mit Unterstützung des Vereins Team Peruhilfe e.V. und der BLLV-Kinderhilfe ein Kinderhaus in diesem äußerst armen Stadtteil. Seit Auflösung des Teams Peruhilfe e.V. im Jahr 2021 pflegt die BLLV-Kinderhilfe den Austausch und den Kontakt mit dem Kinderhaus Danila.

 

Wie alles begann

 

Die Initiative stammte von drei Lehramtsstudentinnen, Nora Niesel, Manuela Heger und Christina Hasenberger. Im Rahmen des Auslandspraktikums des BLLV absolvierten sie im Jahr 2006 in Ayacucho, Cuzco und Huancavelica ein mehrwöchiges pädagogisches Praktikum. Die Praktikantinnen waren so bewegt von ihren Erfahrungen in Peru, dass sie gemeinsam mit Freunden und Bekannten nach ihrer Rückkehr nach Deutschland den gemeinnützigen Verein TEAM PERUHILFE e.V. gründeten. Ihr Traum war es, für die Ärmsten der Armen in Nuevo Lurin (einem Vorort von Lima) auch ein Kinderhaus aufzubauen.

"Peru ist ein wunderschönes Land, dessen Artenvielfalt unvergleichbar und dessen Reichtum an Natur unübertroffen ist," stellten sie nach ihrer Rückkehr fest, "trotzdem ist es ein armes Land. Während unseres dreimonatigen Aufenthalts in Peru haben wir beides kennengelernt: Schönheit und Armut, Vielfalt und Ausgrenzung. In unseren drei Projekten lebten wir zusammen mit Kindern, die aufgrund ihrer Armut täglich arbeiten müssen, um zu überleben. Wir erlebten sehr konkret, wie wichtig es ist, dass diese Kinder einen Raum bekommen, in dem ihnen geholfen werden kann, in dem sie ein Leben entdecken können, das nicht nur aus Arbeit, Unterwerfung und Ausbeutung besteht. Die Kinder und Jugendlichen brauchen in erster Linie eine Art 'Anleitung', die sie zu einem selbstbestimmten und selbstbewussten Leben führt und sie nicht in der Opferrolle resignieren lässt."

Die intensiven Erfahrungen und ihre Überlegungen haben die drei jungen Lehramtsstudentinnen motiviert, zusammen mit der kleinen peruanischen Hilfsorganisation RAYMI selbst ein Projekt in Peru zu gründen – denn "... jeder kann ein wenig tun, um die Welt auch nur ein winziges bisschen lebenswerter zu machen ..."

Und der Traum  wurde mit dem unermüdlichen Engagement der drei Wirklichkeit. Sie suchten in ihrem Bekannten- und Freundeskreis Menschen, die mithelfen würden bei der Finanzierung des Aufbaus eines Kinderhauses. Und sie hatten Erfolg: Es fanden sich genug Unterstützer, dass mit dem Bau des Hauses begonnen werden konnte. Auch der damalige BLLV-Präsident Dr. Albin Dannhäuser konnte im Hintergrund helfen. Er nutzte seine Kontakte zu der Benefizaktion des Bayerischen Fernsehens STERNSTUNDEN und überzeugte sie von der Ernsthaftigkeit der Arbeit dieser kleinen Initiative. Mit Spenden und den Zuwendungen von STERNSTUNDEN entstand schließlich ein Kinderhaus und ein Gemeindezentrum für die vielen bedürftigen Kinder, Jugendlichen und ihre Familien in Nuevo Lurin.

Seit Anfang 2021 hat die BLLV-Kinderhilfe die Betreuung übernommen, da der Verein Team Peruhilfe seine Tätigkeit einstellen musste. Nora Niesel und Manuel Heger helfen jetzt im Rahmen der BLLV-Kinderhilfe mit, damit "ihr" Kinderhaus auch weiter seine wertvolle Arbeit leisten kann.

 

Ziele und pädagogisches Konzept

 

Schwerpunkt des Kinderhauses ist die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aus der extrem armen Nachbarschaft. Das Haus ist darüber hianus offen für die Eltern und für die örtliche Gemeinde. Sie hat sich in den über fünfzehn Jahren seines Bestehens auch zu einem kleinen Gemeindezentrum entwickelt. Kinder- und Jugendarbeit. Folgende Ziele sind vorrangig:

Zielsetzungen der Kinder- und Jugendarbeit:

  • Förderung der individuellen Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen, um ihnen eine selbstbestimmte und selbstbewusste Lebensführung zu ermöglichen
  • Stärkung der Rechte der Kinder und Jugendlichen
  • Abbau der Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern
  • Förderung von Tradition und Kultur im Bewusstsein der Kinder und Jugendlichen

Konkret bedeutet das:

  • Förderung von sprachlichen und mathematischen Fähigkeiten
  • Musikalische und sportliche Aktivitäten
  • Individuelle Angebote und Gruppenangebote
  • Arbeit mit den Eltern
  • Workshops, um die Gleichheit zwischen den Geschlechtern bezüglich gesellschaftlicher Stellung, Rechte und Arbeit im Bewusstsein zu verankern und zu fördern
  • Workshops für die Eltern, um sie über Rechte der Kinder und den Umgang mit Kindern und Jugendlichen aufzuklären

Die Schwerpunkte liegen in der Kinder- und Jugendarbeit im sozialen Kontext. Durch das Projekt sollen den Kindern ihre eigenen Fähigkeiten bewusst werden, damit sie ein selbstbewusstes und selbstbestimmtes Leben führen können und sich nicht in aufoktroyierte Abhängigkeiten begeben. Das Kinderhaus CASA DANIELA lädt durch eine seine Atmosphäre zum Lernen, Spielen, Kindsein ein. Die  verschiedenen pädagogischen Angebote vermitteln wichtige Inhalte, wecken Begabungen  und Neigungen, fördern Talente und öffnen Perspektiven. Dafür werden auch das soziale Umfeld der Kinder und Jugendlichen, die Eltern und die gesamte Gemeinde Nuevo Lurín in die Arbeit miteinbezogen.

Seit November 2008 wurden samstags im Kinderhaus etwa 20 Kinder im Alter von 5-9 Jahren in einer Gruppe betreut. Diese Gruppengröße ermöglicht es, individuell und ganzheitlich auf die Kinder eingehen und sie fördern zu können.
Die Arbeit mit den Kindern  wurde Anfang 2012 auf 2 Gruppen, die nun täglich betreut werden, ausgeweitet. Generell soll das CASA DANIELA ein offenes Angebot für alle Kinder sein, es soll ihnen und der Gemeinde gehören.

Inhalte sind nun die Hausaufgabenbetreung, spielerisches Lernen. Vertiefungskurse zu schulischen Kulturtechniken (Rechnen, Schreiben, Lesen) sowie weitere kreative, musische und sportliche Angebote.

Auch finden Sitzungen mit den Bewohnern statt,  um deren persönliche Wünsche, Ideen und Anregungen mit einzubeziehen.Es wurde auch bereits begonnen, mit den Eltern der Kinder zu arbeiten. Einmal die Woche finden Treffen aller Eltern statt. Inhalte dieser Treffen sind z.B. Gesundheitsaufklärung, Kinderrechte, etc.

Außerdem findet regelmäßig eine gemeindeweite Aktivität statt, um das Kinderhaus und sein  pädagogisches Anliegen in die Gemeinde zu integrieren.

Durch den Anbau von Blumen, Sträuchern und Bäumen und das Anlegen eines Spielplatztes soll CASA DANIELA ein  wohnlicher, einladender Ort für Kinder, Jugendliche, Eltern und Mitglieder der Gemeinde werden.

 

Die Situation im Viertel

 

Das Kinderhaus CASA DANIELA liegt in Nuevo Lurin, gelegen an der Panamericana, km 35, ca.40 km südlich von Lima. Im zugehörigen Distrikt Lurin wohnen ca. 70 000 Menschen. In Nuevo Lurin, in direkter Umgebung des Kinderhauses, wohnen ca. 50 Familien, jede Familie hat meist mehr als 4 oder 5 Kinder. In der Zeit des Guerillakrieges in den 80er Jahren kamen sie aus der Region um Ayacucho, Huancavelica, Cusco und Huancayo. Sie verließen ihre Heimat aus Angst vor der brutalen Gewalt und flohen an die Küste in die Nähe der Hauptstadt, wo sie sich Arbeit erhofften. Sie besetzten unbewohntes Land und siedelten sich unter äußerst ärmlichen Umständen an. Einige darunter waren Kunsthandwerker, die die berühmten kleinen Tonfiguren gestalteten, andere waren einfache Landarbeiter.

Die meisten Menschen in Nuevo Lurin arbeiten auf dem informellen Arbeitsmarkt als Bauarbeiterhelfer oder Maler, als informelle Verkäufer, als Fischer. Andere arbeiten in der Stadt, in dem sie Autos putzen oder andere Hilfsarbeiten übernmehmen. Sie haben kein festes und langfristiges Einkommen. Sie haben nur dass nötigste Geld um zu überleben.

Viele Familien können ihre Kinder keine weitere Bildung anbieten als Grund- und Mittelschule. Die Zahl der Schulabbrecher ist hoch, denn viele der Kinder müssen nebenher arbeiten.

Die Kinder und Jugendlichen hatten vor dem Bau des Kinderhauses keinen Freizeitraum oder einen eigenen Ort, an dem sie sich treffen konnten, lernen, tanzen, musizieren, malen und vor allem auch Anerkennung und Wertschätzung erfahren.

Die Heranwachsenden und Jugendlichen haben in dieser Nachbarschaft keine Chancen, um sich weiter zu qualifizieren und irgend eine kurze oder technische Berufsausbildung zu machen. Es gibt keine einzige Bibliothek, wo die Kinder ihre Hausaufgaben erledigen und ihrer Neugierde weiter nachgehen könnten. Im ganzen Distrikt gibt es keinen einzigen Spielplatz