Acht Jahre nach Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention werden bundesweit nur ein Drittel aller Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf auf allgemeinbildenden Schulen inklusiv beschult. In Bayern besucht sogar bloß ein Viertel der Jugendlichen mit Förderbedarf eine Regelschule - und die mangelhaften Voraussetzungen, die dafür geschaffen wurden, sorgen oft für Probleme im Schulalltag. Für die involvierten Lehrkräfte stellt der Inklusionsanspruch auf diese Weise eine hohe Belastung dar. In ihrer Begrüßungsrede konstatierte auch Simone Fleischmann, dass die meisten Regelschulen weder personell noch räumlich auf Kinder mit Förderbedarf vorbereitet sind.
Tatsächlich wird nach dem Kindergarten, wo der Inklusionsanteil am höchsten ist (in Bayern: 42%, ebenfalls weniger als der Bundesdurchschnitt), überwiegend in segregativen Strukturen unterrichtet. Weil es überall an Konzepten, Geld und Zeit mangelt, findet Inklusion ab der Sekundarstufe überwiegend in den Mittelschulen statt. Dies kritisierte auch Simone Fleischmann: Der Fokus der Inklusion dürfe nicht auf Grund- und Mittelschulen ausgerichtet bleiben, sagte sie. Er müsse auf Realschulen und Gymnasien erweitert werden, damit die Chance zur Teilhabe von Schülern sich nicht mit steigendem Alter verringert.
Weil die Schülerzahlen weiter steigen werden, vergrößert sich auch der Bedarf an Fachpersonal. Und weil klar ist, dass die Bedingungen für gelingende Inklusion noch lange nicht ideal sind, haben Lehrerinnen und Lehrer mit den Anforderungen einer zunehmend homogeneren Schülerschaft zu kämpfen - und jede Menge Informationsbedarf.