Änderung der Grundschul- und Mittelschulordnung - Verbandsanhörung Positionen

Besser gemeinsam

Das Kabinett von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat einen Entwurf zur Gestaltung der Deutschklassen für Schüler/innen mit Fluchthintergrund vorgestellt. Der BLLV begrüßt die Einbindung dieser Unterrichtsform in den Ganztag und die Fokussierung auf Werte, die im neuen Fach "Kulturelle Bildung und Werteerziehung" vermittelt werden sollen, und auf den Querschnittsaufgaben des Lehrplan PLUS beruht. Dennoch hält der BLLV den gemeinsamen Unterricht von Schüler/innen mit und ohne Deutschkenntnisse in Regelklassen für pädagogisch und psychologisch geboten.

 

Schreiben von Frau Ministerialdirigentin Elfriede Ohrnberger vom 19.06.2018

Sehr geehrte Frau Ministerialdirigentin,

der BLLV dankt für die Zusendung der Änderung der Grundschulordnung und Mittelschulordnung und nimmt wie folgt Stellung:

Grundsätzlich begrüßt der BLLV, dass durch die Änderungen in der Schulordnung den Schülerinnen und Schülern mit geringen Deutschkenntnissen größtmögliche Unterstützung zukommt. Die Aufstockung des Stundenkontingents (obere Grenze der Bandbreite) ist hierbei hilfreich.

Deutschlernklassen müssen grundsätzlich im Ganztag stattfinden unserer Ansicht nach äußerst sinnvoll, da nur Kontinuität und umfassendes Erleben im Sprachbad gute Integration gelingen lässt. Ein wichtiger Faktor ist hierbei das Mehr an Zeit, sowohl für Schülerinnen und Schüler als auch für die Kolleginnen und Kollegen.

Der gebundene und rhythmisierte Ganztag ist für alle Schüler ein wertvoller Ansatz, der hohe Qualitätsstandards sicherstellt und schnelle und fundierte Integration gelingen lässt. Wir lehnen weiterhin den Passus der Verweildauer von einem Jahr ab und begrüßen die Verweildauer in den Deutschklassen bis zu zwei Jahre, mit der Option des früheren Wechsels in eine Regelklasse.

Dies auf "Antrag der Erziehungsberechtigten" im Einvernehmen mit der Schulleitung zu ermöglichen, ist sinnvoll, wir geben nur zu bedenken, wie in einem solchen Fall mit einem unbegleiteten Kind oder Jugendlichen verfahren werden soll und schlagen für diesen Fall vor, den Zusatz "in Absprache / im Einvernehmen mit dem Klassenleiter" aufzunehmen.

Die Fokussierung auf eine Erhöhung der Zeit für Wertevermittlung unterstützt der BLLV, wobei wir es ausdrücklich begrüßen, dass in der Stundentafel das Fach nun nicht mehr Wertekunde, sondern Kulturelle Bildung und Werteerziehung genannt wird. Das Erleben von Wertschätzung und das Erlernen von Wertekompetenz geschieht im Miteinander aller an Schule Beteiligten, also auch speziell im Umgang mit den deutschen Schülerinnen und Schülern und umgekehrt. Ansätze, die der BLLV insbesondere in seinem Positionspapier zur Demokratiepädagogik nachhaltig fordert (siehe Anlage).

Nach Meinung des BLLV ist es zu begrüßen, dass für dieses Fach kein neuer Lehrplan erstellt wurde. Den im Lehrplan PLUS festgelegten Querschnittsaufgaben, die der Vermittlung von Werten sowie der kulturellen, interkulturellen und politischen Bildung - als fächerübergreifendes Erziehungs-und Bildungsziel - müssen viel Raum gegeben werden.

Zu begrüßen ist eine höchst flexible und regional passgenaue Umsetzung. Auf die besonderen Bedürfnisse der Schule vor Ort (Stadt-Land) muss Rücksicht genommen und adäquat reagiert werden.

Zum Aufbau und zum Erhalt dieser hohen Qualitätsstandards brauchen wir ausreichend Lehrpersonal und Unterstützungssysteme, z.B. durch Multiprofessionelle Teams.

Der BLLV begrüßt die möglichen positiven Veränderungen in der Integration unserer Schülerinnen und Schüler mit geringen Deutschkenntnissen, die mit den vorliegenden Änderungen in der Grundschulordnung und der Mittelschulordnung grundgelegt werden. Grundsätzlich sind wir jedoch der Meinung, dass eine gemeinsame Beschulung dieser Schülerinnen und Schüler in einer Regelklasse mit guten Differenzierungsmodellen und optimaler pädagogischer und psychologischer Unterstützung für eine gelingende Integration zielführender wäre.

Da die Frist für die Verbandsanhörung nicht abgewartet wurde, bitten wir, das bereits veröffentlichte KMS zum Sachverhalt entsprechend unserer Stellungnahme zu modifizieren.

Für Rückfragen und ergänzende Gespräche stehen wir gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Simone Fleischmann, BLLV-Präsidentin