Politik

BLLV-Präsidentin will Schulen entschleunigen

Bei der 53. Landesdelegiertenversammlung verabschieden über 560 Lehrkräfte das „Augsburger Manifest“ / Fleischmann: „Schüler und Lehrer brauchen mehr Zeit für nachhaltiges Lernen“

München/Augsburg - Erklärtes Ziel der neuen Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV), Simone Fleischmann, ist es, Schulen zu entschleunigen. „Schüler und Lehrer stehen unter hohem Zeitdruck. Die Schulwoche ist strikt geplant und durchorganisiert. Auch im Unterricht geht alles schnell. Viel Stoff muss in kurzer Zeit gelernt und auch ebenso schnell wieder abgefragt und benotet werden.“ Weil Personal fehle, müssten Lehrkräfte Klassen oft doppelt führen oder Kollegen vertreten. Viel Raum für Ruhe und Muße im Umgang mit Schülerinnen und Schülern bleibe da nicht. „Ich bin der Überzeugung, dass Lehrerinnen und Lehrer einer weiteren Beschleunigung von Schule entgegenwirken müssen - getreu dem Motto dieser LDV ‚Aufbrechen - Zeit für Bildung‘“, sagte sie heute bei der 53. Landesdelegiertenversammlung des BLLV in Augsburg.

 

Lernen und Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen, guter Unterricht und wirksames Lernen erforderten Zeit, um Schule zu einem Ort der Begegnung, Vertiefung und des Miteinander zu machen. Fleischmann wies auf die hohe Zahl ausgebrannter und überforderter Lehrkräfte hin. „Sie sind Ausdruck eines Arbeitsumfeldes, das krank macht. Und sie sind Ausdruck schlechter Arbeitsbedingungen.“ Auch die Schüler litten unter dem hohen Tempo: „Viele Kinder reagieren auf den Stress mit Verhaltensauffälligkeiten oder sie erkranken.“ Fleischmann, die auch viele Jahre als Schulpsychologin tätig war, forderte die Staatsregierung und das Kultusministerium auf, sich mit dem Thema „Umgang mit Zeit an Schulen“ zu befassen und Schritte zur Entschleunigung von Schule einzuleiten.

 

Breite Unterstützung fand Fleischmann bei den über 550 Delegierten in Augsburg: Sie verabschiedeten einstimmig das unter ihrer Federführung entwickelte Augsburger Manifest „Zeit für Bildung - Aufbrechen: Die Schule entschleunigen“. Darin fordert der BLLV, die Unterrichtsversorgung sicherzustellen, Zeitressourcen zur Verfügung zu stellen, die Schulleitungen zu stärken, die Lernzeit neu zu strukturieren und das Arbeitsschutzgesetz ernst zu nehmen. „Das Fehlen von Zeit, Vertiefung, Reflexion im Schulalltag ist eines der größten Probleme, die Schule hat“, betonte Fleischmann.

 

Andrea Schwarz, BLLV-Pressereferentin M.A. Tel: 089/ 72 100 129, presse (at) bllv.de