Bayern Digital II - Digitalisierung an Schulen Positionen

Einführung eines Faches MIT - Antwort des Kultusministeriums

Zu Beginn des Schuljahres 2018/19 startet der Unterricht im neuen Fach Informatik/Informationstechnologie. Auf die Ankündigung des neuen Fachs hatte der BLLV mit fünf zentralen Forderungen reagiert. Hier ist die Antwort des Ministeriums.

Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Frau Fleischmann,

vielen Dank für Ihr Schreiben mit den Forderungen des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands im Zusammenhang mit der geplanten Einführung eines Pflichtfachs Informatik an allen weiterführenden Schularten. Ich begrüße das zum Ausdruck kommende Bestreben, die Vermittlung von Informatikinhalten an allen Schularten, auch an der Grundschute, so früh und so umfassend wie möglich zu implementieren.

Im Kern treffen die Forderungen des BLLV auf Übereinstimmung mit der von uns vorgesehenen Zielrichtung. Wie Sie wissen, befindet sich die Konzeption des Faches Informatik einschließlich der Lehrplan-Verankerung medienkundlicher Themen in der Hochphase. Konkret bedeutet das für die einzelnen Punkte Folgendes:

1. Medienkunde und Informationstechnologie (MIT)

Forderung: Das Pflichtfach soll sich nicht auf reine Inhalte der Informatik beziehen, sondern umfassend die Themen Medien, Digitalisierung und Informatik beinhalten. Das Fach soll deshalb heißen: Medienkunde und Informationstechnologie.

Medienbildung bzw. Digitale Bildung ist im neuen LehrplanPLUS ein schulart- und fächerübergreifendes Bildungs- und Erziehungsziel und damit verpflichtender Bestandteil des Unterrichts an allen bayerischen Schulen. Dieser fachintegrative Ansatz ist erforderlich, um der Komplexität des Themas gerecht werden zu können. Wenn Digitalisierung alle Lebensbereiche durchdringt, dann müssen alle Fächer hierzu ihren Beitrag leisten.

Sie kennen hierbei einen Grundsatz: Die Technik muss der Pädagogik dienen. Im Rahmen der damit verbundenen inhaltlichen Auseinandersetzung mit neuen Medien und deren Einsatz als digitales Werkzeug im jeweiligen Fachunterricht gewinnt die technologische Perspektive zunehmend an Bedeutung. Dieser Tatsache wird dadurch Rechnung getragen, indem Informatik bzw. Informationstechnologie als Pflichtfach an Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien eingeführt wird.

Die fachintegrative Verankerung der Thematik ist hierbei Ausdruck ihres hohen Stellenwerts.

2. Stunden auch für die Grundschule

Forderung: Die Inhalte dieses Fachs sollen schon in der Grundschule beginnen. Dafür muss auch eine Stunde zusätzlich in die Stundentafel der Grundschule mit aufgenommen werden.

Eine zusätzliche Stunde für ein Fach Informatik ist in der Stundentafel der Grundschule aktuell nicht vorgesehen. Die Einführung eines neuen Fachs bedarf gesicherter Forschungsergebnisse aus den Bereichen Pädagogik und Didaktik. Durch das Staatsministerium für Unterricht und Kultus wird hierzu etwa das Projekt AlgoKids der TU München unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. Peter Hubwieser gefördert, in dem die Nachhaltigkeit der Lernerfolge eines Programmierkurses erprobt wird. Im Rahmen des Projekts soll ein bayernweites Fortbildungskonzept für Grundschullehrkräfte entwickelt werden.

Allem voran aber spiegelt sich die fundierte Vermittlung der Fachinhalte in der Grundschule in einer fundierten Fachausbildung an den Universitäten. Daher ist als grundlegende Maßnahme und mit hoher Priorität der Ausbau der Didaktik der Informatik zur Lehrerausbildung in der ersten Phase im Grund- und Mittelschulbereich an den Universitäten geplant.

3. Beginn in den weiterführenden Schulen ab der 5. Klasse

Forderung: Das Fach soff in allen weiterführenden Schulen ab dem Schuljahr 2018119 in der 5. Klasse begonnen werden.

 

An den Mittel- und Förderschulen wird ein Fach Informatik/Informations­technologie (Arbeitstitel) beginnend mit den Jahrgangsstufen 5 und 7 eingeführt. Schülerinnen und Schüler, die in Jahrgangsstufe 5 einsteigen, durchlaufen bis zum Abschluss den vollen Lehrplan. Diejenigen, die in Jahrgangsstufe 7 einsteigen, werden nach einem Übergangslehrplan unterrichtet.

An der Realschule liegt dem Fach Informationstechnologie ein modularer Lehrplan zugrunde. Es obliegt der jeweiligen Schule, in der Jahrgangsstufe 5, 6 oder 7 mit den Anfangsmodulen zu beginnen und die Stunden entsprechend auf die Stundentafel zu verteilen. Am Gymnasium ist der Anfangsunterricht als "Schwerpunkt Informatik" in das Fach Natur und Technik integriert, das ab Jahrgangsstufe 6 unterrichtet wird. Die Fach integrative Medienbildung beginnt selbstverständlich in allen weiterführenden Schulen ab Jahrgangsstufe 5.

4. Beibehaltung des Wahlfachs "Informatik"

Forderung: Das Wahlfach "Informatik" mit seinen speziellen infonnationstechnischen Bereichen muss erhalten bleiben.

Nach aktuellem Planungsstand soll das Wahlfach beibehalten, der Name jedoch angepasst werden, so dass er sich vom Pflichtfach abhebt und den vertiefenden Charakter des Wahlfachs berücksichtigt.

5. Qualifizierung der Lehrkräfte

Forderung: Es muss sofort mit der Qualifizierung von Lehrkräften (inkl. Fachlehrkräfte) für dieses Fach begonnen werden. Eine Implementierung in die Lehrerbildung soll sofort geschehen.

 

An diesem Thema wird bereits mit Hochdruck gearbeitet. Im Oktober 2018 startet die flächenwirksame Fortbildungsoffensive für alle Lehrerinnen und Lehrer aller Schularten mit den Basismodulen; die Vertiefungsmodule folgen im Februar 2019. Für die Umsetzung sind klassische Präsenzveranstaltungen sowie Online-Selbstlernkurse und Blended­ Learning-Formate vorgesehen.

Schulartspezifisch wird für Lehrkräfte an Realschulen berufsbegleitend ab dem Schuljahr 2018/19 zur Qualifikation für das Fach Informationstechnologie in Zusammenarbeit mit den Universitäten, die entsprechende Lehramtsstudiengänge anbieten, der Erwerb der Fakultas Informatik angeboten.

Die Implementierung der erforderlichen Lehrkräftequalifizierung für das neue Pflichtfach Informatik an den Mittel-und Förderschulen - angedacht sind die drei Säulen Onlinekurse zur Vermittlung der fachlichen Kenntnisse, Multiplikatorensystem über die Fachberater Informatik für didaktische und weitere fachliche Elemente sowie Begleitung durch Workshops zur konkreten Unterrichtsgestaltung - ist in der Abstimmung.

Sie sehen: Wir sind gemeinsam auf dem Weg!

Mit freundlichen Grüßen
Ihr Bernd Sibler