Kinder leben von Vorbildern: Kultusminister Bernd Sibler überreicht Waltraud Lućić die Urkunde.
Kinder leben von Vorbildern: Kultusminister Bernd Sibler überreicht Waltraud Lućić die Urkunde.
Bundesverdienstkreuz für Waltraud Lućić Regionales

Erfolgsrezept Netzwerken

BLLV - "Lehrerin sein ist kein Beruf, sondern eine Berufung." Mit diesen Worten überreichte Kultusminister Bernd Sibler Anfang August das Bundesverdienstkreuz am Bande an die MLLV-Vorsitzende und ehemalige BLLV-Vizepräsidentin Waltraud Lućić. Ihr Beispiel zeigt: Ohne Netzwerken läuft nichts. Und: mit dem BLLV fällt Netzwerken leichter.

Frau Lućić, Kultusminister Sibler hob in seiner Laudatio Ihr Engagement für Kinder mit Migrationshintergrund oder aus benachteiligten Elternhäusern hervor. Woher kommt dieses Engagement?

Als Lehrerin verstand ich mich immer als Fürsprecherin der Benachteiligten.  Deshalb war es für mich ganz klar, dem Verband, der sich für Bildungsgerechtigkeit einsetzt, beizutreten. Heute gilt für mich die Gleichung: Gerechtigkeit ist Lehrerverband. Das zeigen auch die vielen Projekte, die wir gemeinsam als Verband umsetzen konnten.

Hilfreich ist dabei, ein Amt zu bekleiden: Als Vorsitzende des Münchner Lehrer- und Lehrerinnenverbandes wurde mein Netzwerk immer größer und somit auch die Möglichkeiten, Unterstützungspläne umzusetzen und die Politik dabei mitzunehmen.

Mit dem Projekt "Wertvoll Miteinander" stießen Sie seit 2010 interkulturelle Schulentwicklungsprozesse in ganz Bayern an. Damit stellten Sie den politischen Sonntagsreden zur Integration Taten gegenüber. Wie kam das?

2010 gründete der damalige Ministerpräsident das Wertebündnis Bayern. Als Vizepräsidentin vertrat ich in dem Bündnis den BLLV. Als die Organisatoren Projektthemen zur Wahl stellten, fand das gerade für Lehrer/innen herausfordernde Thema "Migration" keine Beachtung.

Kurzer Hand bat ich den Integrationsbeauftragen des BLLV Harun Lehrer und die Projektleiterin des Verbands Interkulturelle Arbeit (VIA) Michaela Hillmeier um Unterstützung. Wir boten einen offenen Termin zum Ideenspinnen im Bündnis an - mit reger Beteiligung. Als es konkret wurde, wurde die Gruppe zwar kleiner, aber auch handlungsfähiger.

Schnell war klar: Wir wollten interkulturelle Schulentwicklungsprozesse anstoßen und begleiten. Wertebildung und Interkulturelle Bildung sollten miteinander verknüpft und Interkulturelle Kompetenz ein Lernziel werden. Um diese Prozesse vor Ort stabil zu verankern, setzten wir auf eine enge Zusammenarbeit mit Partnern vor Ort: Kommunen, Kirchen und Religionsgemeinschaften, soziale Dienste, Vereine oder Unternehmen.

Von April 2011 bis Dezember 2014 haben acht bayerische Schulen im Rahmen unseres Projekts an interkulturellen Schulentwicklungsprozessen teilgenommen. Teil dieser Prozesse waren Bestandsaufnahmen und Sondierungsgespräche an den Schulen, Sensibilisierungstrainings zur interkulturellen Verständigung und Coaching-Workshops zur interkulturellen Schulentwicklung. An dem Prozess waren die gesamte Schulfamilie und deren außerschulische Partner beteiligt.

Parallel bildeten wir mit Unterstützung der ALP Dillingen Berater/innen für Interkulturelle Schulentwicklungsprozesse aus. Diese begleiteten die professionellen Coaches an den Schulen beim prozessorientierten Coaching und sind vom Bayerischen Kultusministerium zertifiziert.

Die Arbeit am Projekt "WERTvoll MITeinander" hat gezeigt: Wenn Integration gelingen soll, müssen wir weg von der Problemdiskussion und lösungsorientiert arbeiten. Dabei ist gegenseitige Anerkennung und ein Umgang auf Augenhöhe Voraussetzung. "Guter Wille" und Toleranz reichen nicht aus.

 

Interkulturelle Schulentwicklung - Ein Leitfaden

 

WERTvoll MITeinander: 8 Projektschulen haben sich zwischen 2010 bis 2014 an interkulturelle Schulentwicklungsprozesse gewagt. Die Erfahrungen aus diesen unterschiedlichen Prozessen, Beispiele der Umwege, Stolpersteine, Hoch- und Weitsprünge sind in diesem Leitfaden festgehalten.

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Welche Werte kann Schule vermitteln?

Zusammenhalt, Selbst- und Gemeinschaftsverantwortung, Verlässlichkeit, Zielstrebigkeit. Kinder sollen lernen, Fehler einzugestehen und zu verzeihen. Außerdem kann Schule Respekt, Rücksichtsname, Toleranz, Achtsamkeit vermitteln und zu einem nachhaltigen Lebensstil und lebenslangem Lernen anleiten.

Werte vermitteln heißt nicht nur drüber reden und schreiben, sondern leben. Vorleben ist das Wesentliche. Wie sagte Karl Valentin: „Wir brauchen unsere Kinder nicht erziehen, sie machen uns sowieso alles nach.“/ sha