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Bertelsmann-Studie zum Ganztagsausbau Startseite klein

Investitionen in qualitativ hochwertigen Ganztag lohnen sich für alle

Zwei Milliarden Euro will die Bundesregierung laut Koalitionsvertrag für Investitionen in Ganztagsschul- und Betreuungsangebote in dieser Legislaturperiode zur Verfügung stellen. Damit soll ein Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für alle Kinder im Grundschulalter geschaffen und bis 2025 umgesetzt werden. Wie sehr sich Investitionen in Ganztagsangebote lohnen, zeigt eine Bertelsmann-Studie aus dem Jahr 2019 auf.

Im Schuljahr 2017/18 wurden laut Kultusministerkonferenz (KMK) rund 250.800 Schülerinnen und Schüler in Bayern ganztags beschult. Das entspricht einem Anteil von 22% aller Kinder und Jugendlichen in den allgemeinbildenden Schulen bis Klasse 10. Bundesweit waren es 3,18 Millionen Schülerinnen und Schüler, hier liegt die Quote der Ganztagsbeschulung bei 44%.

Der eher schleppend verlaufende Ausbau von Angeboten in Bayern ist in vielerlei Hinsicht fatal. Erstens können Ganztagsschulen – und hier vor allem gebundene – Kindern und Jugendlichen vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten und gute Lernbedingungen bieten. Qualitativer Ganztag geht auf die heterogenen Bedürfnisse und Lebenslagen der Schülerinnen und Schüler ein, sorgt für optimale Bildungschancen und leistet einen Beitrag zu mehr Bildungsgerechtigkeit. Zweitens können Ganztagsschulen den Eltern helfen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erfolgreich zu gestalten. Und drittens hätten Investitionen in Ganztagsschulen viele Gewinner, wie eine Modellrechnung im Auftrag der Bertelsmann Stiftung zeigt: Eltern, Schüler und den Staatshaushalt (vgl. Grafik).

Quelle: Tom Krebs, Martin Scheffel, Manuela Barišić und Dirk Zorn (2019): Zwischen Bildung und Betreuung. Volkswirtschaftliche Potenziale des Ganztagsrechtsanspruchs für Kinder im Grundschulalter. Studie im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung. Gütersloh

Die Studie differenziert in zwei Effekte: einen Betreuungs- und einen Bildungseffekt. Der Ausbau der Nachmittagsbetreuung erleichtert zum Ersten den Erziehungsberechtigten die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Durch die insgesamt vier Milliarden Euro, die laut Bund in dieser und in der nächsten Legislaturperiode, könnten laut Bertelsmann-Studie eine Million zusätzliche Ganztagsplätze entstehen. Das wiederum würde mehr Eltern erlauben zu arbeiten bzw. mehr zu arbeiten als bisher. Knapp 54.000 zusätzliche Vollzeitstellen könnten somit bis 2030 entstehen.

Zusätzlich dazu kalkuliert die Studie mit einem nicht unerheblichen Bildungseffekt durch erhöhte Bildungschancen der Kinder im Zuge eines Ganztagsausbaus mit qualifiziertem Personal und pädagogisch hochwertigen Angeboten. Vor allem sozial benachteiligte Schülerinnen und Schüler haben so vermehrt die Chance auf höhere Bildungsabschlüsse und verbesserte Einkommenschancen. Der Modellrechnung zufolge entstehen so bis 2050 weitere knapp 17.000 zusätzliche Vollzeitjobs.

Von diesen beiden Effekten (mehr und höherwertige Jobs) profitiert letztendlich auch der Staat. Laut der Bertelsmann-Studie übertreffen bereits im Jahr 2025 die jährlichen Einnahmen die laufenden Kosten. Nochmals fünf Jahre später wäre das Bruttoinlandsprodukt strukturell um mindestens 2 Mrd. Euro höher.

Hier geht es zur Studie: https://www.bertelsmann-stiftung.de

Situation des Ganztags in Bayern: Je nach Schulform gibt s in Bayern große Unterschiede: Im Schuljahr 2017/18 wurden in der Grundschule 24,3% aller Kinder ganztags beschult, in der Mittelschule 29%, in der Realschule 11,8%, im Gymnasium 15,9% und in den Förderzentren 41,3%. In Bayern sind lediglich 93.100 Schülerinnen und Schüler im gebundenen Ganztag (8% aller Schüler), die restlichen 157.700 im offenen Ganztag (14% aller Schüler).



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