Koran, arabisches Buch
23.11. 2017 - Studientag "Quo vadis Islamischer Unterricht" Islamunterricht

Islamunterricht darf kein Nischenfach bleiben

PRESSEMITTEILUNG - BLLV-Präsidentin Fleischmann, Prof. Dr. Badawia und Dr. Haußmann von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg fordern religiöse Bildung in der Schule für alle muslimischen Kinder und Jugendlichen

Pressemitteilung/Nürnberg - Alle jungen Menschen haben Anspruch auf eine umfängliche und qualitativ hochwertige Bildung. Dazu gehört auch religiöse Bildung. Islamischer Unterricht muss daher an allen Schularten selbstverständlich werden. "Der derzeit laufende Modellversuch an 337 bayerischen Schulen darf nicht zur Dauerlösung werden", betonte die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV), Simone Fleischmann, bei einer Pressekonferenz in Nürnberg. Hier findet heute der Studientag "Quo vadis Islamischer Unterricht?" statt. Der Studientag mit über 120 Teilnehmer/innen wird vom BLLV in Kooperation mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) durchgeführt. Gemeinsam mit Fleischmann sprachen sich Prof. Dr. Tarek Badawia vom Lehrstuhl für Islamische Religionspädagogik und Dr. Werner Haußmann vom Lehrstuhl für Evangelische Religionspädagogik der FAU für den Ausbau des Islamischen Unterrichts aus. Die FAU ist bisher der einzige Studienort in Bayern, an dem dieses Lehramt studiert werden kann.

Derzeit würden an den Schulen rund 15.500 junge Menschen muslimischen Glaubens mit dem Islamischen Unterricht erreicht. "90.000 warten aber noch auf ein solches Angebot." sagte Badawia. "Fest steht, dass muslimische Eltern den Islamischen Unterricht akzeptieren und ihre Kinder dorthin schicken. Das hat der Modellversuch eindeutig gezeigt", so Badawia und beruft sich dabei auf die Eva-luationsstudie des Bayerischen Kultusministeriums von 2014. Gemeinsam fordern die Veranstalter eine "klare politische Entscheidung", wie es nach dem Modellversuch weitergehen soll, dessen Verlängerung 2019 endet.

Aus Sicht von BLLV und FAU muss Islamischer Unterricht für alle muslimischen Schülerinnen und Schüler möglich sein. Die Veranstalter des Studientags, an dem ein großer Teil aller Lehrkräfte für Islamischen Unterricht in Bayern teilnimmt, verfolgen mit der Veranstaltung mehrere Ziele: "Zum einen wollen wir auf die gesamtgesellschaftliche Bedeutung des Islamischen Unterrichts aufmerksam machen. Sie reicht als Garant für die Identifikation junger Muslime mit Deutschland als Heimat weit über die Schule hinaus. Zum anderen möchten wir Lehrerinnen und Lehrer als wichtige Akteure des bisherigen Modellversuchs in die Strukturdebatte um die Zukunft des Islamischen Unterrichts stärker einbinden", stellte Badawia fest. "Wir verfolgen auch das Ziel, klar zu machen, dass die Zeit eines Modellversuchs vorbei ist und wir endlich ein flächendeckendes Angebot für alle Schularten brauchen. Dafür sind bestens ausgebildete Lehrkräfte nötig", ergänzte Fleischmann. "Der Ausbau ist dringend nötig, um dem Erwerb religiöser Kompetenzen an öffentlichen Schulen einen Raum zu geben. Information, Aufklärung und Selbstpositionierung machen junge Menschen stark gegen jede Art von Verführung", bemerkte Haußmann.

Studierende brauchen vollwertigen Studiengang

Fleischmann, Badawia und Haußmann sind sich einig: Um ein flächendeckendes Regelangebot von guter Qualität zu erreichen, müssten die Kapazitäten in allen Phasen der Lehrerbildung ausgebaut werden. Zudem sei eine deutliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die muslimischen Lehrkräfte dringend erforderlich: Lehrerinnen und Lehrer, die parallel an acht oder mehr Schulen in der Woche Islamischen Unterricht unterrichten sollen, habe eine unzumutbare Aufgabe. In der universitären Lehrerbildung in Bayern sei es nach fast zehnjähriger Erfahrung im Modellversuch dringend nötig, Studierenden einen vollwertigen Studiengang anzubieten: Bisher ist nur ein Erweiterungsfach möglich. Auch unkonventionelle Laufbahnen zur Qualifizierung sollten allerdings Anerkennung finden. Die Veranstalter kündigten an, eine entsprechende Petition an den Bayerischen Landtag zu richten.

Gut ausgebildete Lehrkräfte nötig

Die Achtung und Wertschätzung der religiösen Identität ist für den BLLV ein wesentlicher Beitrag zur Integration. Deshalb fordert der Verband schon seit fast 20 Jahren einen Islamischen Unterricht, der die Verwirklichung der Religionsfreiheit des Einzelnen in einer pluralen Gesellschaft stärkt und der weniger von außerschulischen Wünschen bestimmt wird. Dazu brauche es gut ausgebildete Lehrkräfte, die in deutscher Sprache unterrichten.

Der Unterricht müsse zudem nach einem staatlich genehmigten Lehrplan unter der bayerischen Schulaufsicht erteilt werden, hieß es schon damals. "In den letzten 20 Jahren haben wir mit zahlreichen Gesprächen, Anhörungen und Beschlüssen viel erreicht. Das sogenannte 'Erlanger Modell' war ein wichtiger Zwischenschritt", so Fleischmann. Seit 2009 gebe es den Modellversuch, "der zunächst für fünf Jahre genehmigt worden war und der 2014 um weitere fünf Jahre verlängert wurde", erinnerte die BLLV-Präsidentin.

Angesichts des hohen Bedarfs fehlten auch qualifizierte Lehrerinnen und Lehrer. Die meisten arbeiteten mit befristeten Verträgen, "weil wir noch immer im Modellversuch sind", bemängelte Haußmann. Für die Betroffenen sei dies eine große Belastung. "Weil die Perspektive in Bayern fehlte, sind manche bereits in andere Bundesländer abgewandert. Wir brauchen die Expertise aber hier - in Bayern." 

Weitere Informationen unter: www.bllv.de/islamunterricht

#IslamunterrichtinBayern

 

Andrea Schwarz, BLLV-Pressereferentin M.A. Tel: 089/ 72 100 129, presse@bllv.de



Mehr zum Thema

Themen:
Islamunterricht