SH_Kombi.jpg
Der Vater von A 12 ist tot Startseite
Arbeitsbedingungen

Siegfried Hausknecht im Alter von 89 Jahren verstorben

Am 25. Mai 2020 verstarb Siegfried Hausknecht, der von 1963 bis 1973 die standespolitische Hauptstelle (heute Abteilung Dienstrecht und Besoldung) im BLLV leitete. Der BLLV trauert um einen großen Kämpfer für die Lehrerschaft in Bayern.

Siegfried Hausknecht war zusammen mit Wilhelm Ebert der treibende lehrerpolitische Motor in den schul- und lehrerpolitisch äußerst bewegten 60er und 70er Jahren. In seine Amtszeit fallen zentrale Erfolge in der Geschichte der Emanzipation der Volksschullehrer. 1964 gelang die Anhebung der Besoldung der Volksschullehrer von A 10 auf A 11.

Von A 10 nach A 12

In den Jahren danach entwickelte sich ein heißer Kampf zwischen den Landesregierungen und der Bundesregierung. Es ging um nichts weniger als um die Frage, ob Land oder Bund über die Besoldung der Lehrer und das Laufbahnrecht das Sagen haben soll. Im Jahr 1964 beschlossen der Bundestag und der Bundesrat, dass der Bund die Besoldungskompetenz durch Einführung des Bundesrahmengesetzes für Beamte erhalten sollte. Nun begann der Wettlauf mit der Zeit.  Das neue Beamten und Besoldungsgesetz sollte am 1. Januar 1970 in Kraft treten und die Lehrerbesoldung sollte eingefroren werden. Stichtag 31. Dezember 1970.

Mit enormem Einsatz kämpften Wilhelm Ebert, Siegfried Hausknecht und viele andere BLLV-Mandatsträger,  um vor dem 31. Dezember 1970 eine weitere Erhöhung der Lehrerbesoldung auf A 12 zu erreichen - und es gelang. Bayern wurde in der damaligen Bundesrepublik zum Präzedenzfall. Die anderen Bundesländer zogen nach: Volksschullehrer kamen in die Eingangsstufe A12, Realschulen und Sonderschullehrer in die Eingangsstufe A 13. Ein historischer Erfolg für den BLLV und die Volksschullehrerschaft und ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Eingruppierung der Volksschullehrer in den höheren Dienst, der mit der Akademisierung der Lehrerbildung im Jahr 1976 zwar gelang, aber durch eine spezielle Klausel im Beamtengesetz sich bis heute nicht in einer entsprechenden Einstufung in A 13 Eingangsbesoldung niedergeschlagen hat.

Auch die Versorgungsempfänger sollten dabei sein

Besonders hatte Hausknecht dafür gekämpft, dass auch alle Versorgungsempfänger in die Besoldungsverbesserungen einbezogen würden. Auch dies ist gelungen. Ebenso hatten die Fachlehrer aller Richtungen in Siegfried Hausknecht einen besonderen Befürworter ihrer Anliegen. Schon 1964 setzte er sich ein für A 10 als Eingangsstufe.

Hausknecht war ein Teamkämpfer, er baute die Zahl der ehrenamtlichen Mitarbeiter seiner Hauptstelle auf über 40 aus und er wusste, dass ohne intensive und systematische Information der Mitglieder und der Mandatsträger politische Erfolge nicht möglich sind. In unzähligen Referaten, in regelmäßigen Mitteilungsschreiben und Merkblättern und in zahllosen Gremiensitzungen motivierte er die Kolleginnen und Kollegen für die standespolitischen Anliegen des BLLV. Und das mit großem Erfolg. Er trug wesentlich dazu bei, dass der BLLV politische Schlagkraft nicht nur in München, sondern auch in allen Regionen Bayerns bekam.

Loyaler Mitstreiter Wilhelm Eberts

Gewählt wurde Siegfried Hausknecht auf einer außerordentlichen Landesdelegiertenversammlung 1963 in Augsburg. Es ging dabei nicht nur um die Zukunft des BLLV, sondern vor allem auch um die Zukunft des Präsidenten Wilhelm Ebert. Der Verband war tief gespalten. Wilhelm Ebert sollte abgewählt werden. Der Vorgänger von Hausknecht im Amt des Leiters der standespolitischen Hauptstelle legte aus Protest sein Amt nieder. Aber die Rechnung ging nicht auf. Ebert wurde wiedergewählt und mit ihm ein junger Mann aus der Oberpfalz, Siegfried Hausknecht. Ein Mann, der in größter Loyalität zum BLLV wirkte, auch in den Jahren, in denen Ebert sein Amt in Bayern aufgegeben hatte und in Paris bei der UNESCO tätig war.

Die Geschichte der bayerischen Volksschullehrerschaft in den 60er und 70er Jahren ist ohne den Karl-Heiss Medaillenträger Siegfried Hausknecht nicht denkbar. Er spielte eine bedeutende Rolle, auch wenn er später etwas in Vergessenheit geriet. Der BLLV trauert um einen seiner großen Kämpfer für die Emanzipation der Lehrerschaft in Bayern.
 

Weitere Informationen

Aktiv seit 1823: Die Geschichte des BLLV

Anerkennung: Die BLLV Ehrentafel

Langjähriger Einsatz: Träger der Karl-Heiss Medaille



Mehr zum Thema

Schlagwörter: #Arbeitsbedingungen