Islamunterricht Islamunterricht

Verbesserung und Ausdehnung des Angebots

Schreiben an Kultusminister Dr. Spaenle am 20.9.2016

Wie Sie wissen, war der BLLV einer der Ersten, der sich für ein schulisches Angebot „Islamunterricht“ unter staatlicher Schulaufsicht im Rahmen des Grundgesetzes eingesetzt hat. Lange vor dem Ansteigen der Flüchtlingszahlen im Jahr 2015 und der aktuellen Debatte um religiös motivierten Terror war uns bewusst, dass die Integration auch Glaube und Religiosität einbeziehen muss und dies schließlich auch zu einem förderlichen Faktor hierfür werden kann. Hierzu ist ein staatlich kontrolliertes, schulisches Angebot zwingend erforderlich, um gegenteilige Bestrebungen so weit wie möglich abwenden zu können. Der BLLV hat seit den 90er Jahren entscheidend dazu beigetragen, dass heute rund 11.500 Schülerinnen und Schüler muslimischen Glaubens Islamunterricht unter staatlicher Verantwortung an Schulen in Bayern erhalten können.

 

Der BLLV anerkennt, dass es in vielen kleinen und wohlbedachten Schritten gelungen ist - ausgehend von dem Erlanger Modellversuch - heute ein breites Angebot zu haben, mit dem Bayern lange Zeit führend in der bundesrepublikanischen Bildungslandschaft war. Wir sind uns auch bewusst, dass die Verlängerung des eigentlich bereits 2014 ausgelaufenen Modellversuchs Islamunterricht angesichts der vorhandenen Alternativen eine richtige Entscheidung war. Allerdings droht Bayern quantitativ und qualitativ abzufallen, vor allem auch deshalb, weil andere Bundesländer für gut ausgebildete Islamlehrkräfte wesentlich bessere Arbeitsbedingungen anbieten.

 

Ich will nicht unerwähnt lassen, dass die konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit Ihres Hauses mit dem BLLV in dieser Frage von uns sehr geschätzt wird. Sie war und ist eine wichtige Gelingensvoraussetzung. Erst unlängst konnte ich in einem ausführlichen Gespräch mit Herrn Ministerialrat Dr. Ulrich Seiser wichtige Fragen vertieft besprechen. Wenn ich mich heute an Sie, sehr geehrter Herr Staatsminister, wende, dann mit dem Ziel, dass wir unsere gemeinsamen Anstrengungen zur Verbesserung und Ausdehnung des vorhandenen schulischen Angebots für Islamunterricht intensivieren. Viele Entwicklungen und Ereignisse der jüngsten Vergangenheit lassen uns keine Alternative. Wir müssen unsere Integrationsbemühungen im Bereich von Integration und gesellschaftlichem Zusammenhalt deutlich ausweiten.

 

Konkret möchte ich folgende Bitten namens des BLLV an Sie herantragen:

  • Bitte nutzen Sie Ihre Möglichkeiten, auf die Bedeutung des Islamunterrichts und die weitere Ausdehnung des Modellversuchs öffentlichkeitswirksam hinzuwirken. Der Modellversuch erfährt in der Öffentlichkeit, in Fachkreisen wie auch bei den muslimischen Schülerinnen und Schülern hohe Wertschätzung. Wir wären deshalb auch über eine Aussage von Ihnen dankbar, dass es sich bei dem Schulversuch um einen „Wie-Versuch“ handelt – und nicht um einen „Ob-Versuch“.
  • Der BLLV setzt sich dafür ein, dass die Standorte und Angebote kontinuierlich und zügig ausgebaut werden. Aktuell werden lediglich rund 11 Prozent der Schüler/innen muslimischen Glaubens erreicht. Deshalb bitten wir Sie, hierfür einen Plan für die nächsten Jahre aufzulegen.
  • Wichtig ist dem BLLV neben der quantitativen Verbreiterung ebenso eine längerfristige Perspektive für den Islamunterricht. Die Befristungen von Arbeitsverträgen und das Fehlen von Funktionsstellen muss überwunden werden – auch um die Qualität des Angebots und die Attraktivität für Fachkräfte zu steigern.

 

Wir sehen wie Ihr Haus die Schwierigkeit, den Status des Modellversuchs grundgesetzkonform zu ändern. Der BLLV teilt die Bedenken im Blick auf einzelne „islamische“ Verbände als Ansprechpartner mit Alleinvertretungsanspruch.

  • Die Zahl der ausgebildeten Lehrer/innen für Islamunterricht muss durch geeignete Maßnahmen erhöht werden, da nur so das schulische Angebot ausgedehnt werden kann.
  • Wir brauchen dringend eigene Fachbetreuer für den Islamunterricht, welche religionspädagogisch und theologisch die Lehrkräfte unterstützen können. (Die derzeitige Zwischenlösung der Berater Migration für diese Aufgabe ist aufgrund der fehlenden religionspädagogisch-theologischen Expertise unzureichend). Auch hier bitte ich Sie um Unterstützung im Doppelhaushalt 2017/2018 und beim Finden geeigneter administrativer Zwischenlösungen.
  • Lehrer/innen aus dem laufenden Modellversuch sind im Regelfall an mehreren Schulhäusern tätig. Hierbei entstehen im Einzelfall erhebliche Belastungen mit bis zu 7 Einsatzschulen. Bitte nutzen Sie z.B. die bevorstehenden Beratungen zum Doppelhaushalt 2017/2018, um hier dringend notwendige Verbesserungen herbeizuführen

 

Prof. Dr. Harry Harun Behr (vormals Interdisziplinäres Zentrum für Islamische Religionslehre der FAU Erlangen-Nürnberg) hat unlängst zu Recht festgestellt: „Wir müssen ein attraktiveres Angebot machen als die Islamisten.“ Ministerpräsident Horst Seehofer hat es ähnlich formuliert: Der Islamunterricht sei ein Beitrag zur Integration und überall hoch anerkannt. Wörtlich fügte er hinzu: "Es geht nicht um klassischen Religionsunterricht, sondern um staatlich kontrollierte Aufklärung, damit sie nicht in falschen Händen stattfindet." (Quelle: Homepage KM)

 

Ich bin sehr dankbar, dass beim Islamunterricht die Bayerische Staatsregierung und der BLLV, aber auch die beiden großen Kirchen in Bayern in eine Richtung denken.

 

 



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