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Über eine ungewöhnliche Mutter-Tochter-Beziehung und eine Nachfahrin des Froschkönigs

Im April empfiehlt das Forum Lesen einen teils tragischen, aber auch hoffnungsspendenden Roman sowie eine fantastische Geschichte über eine sympathische Märchenfamilie.

Paradise Garden

Von Elena Fischer

 

 

 

 

  • Verlag: Diogenes
  • ISBN: 978-3-257-07250-1
  • Preis: 23,00 Euro
  • Seiten: 350
  • Altersempfehlung: ab 14 Jahren

Billie lebt mit ihrer Mutter in ärmlichen Verhältnissen. Beide machen das Beste aus ihrem Leben. Als die Mutter durch einen tragischen Sturz ums Leben kommt, macht sich Billie auf, um ihren unbekannten Vater zu suchen.

Dies ist ein berührender Debütroman einer jungen Autorin, der unter die Haut geht und sowohl für Jugendliche ab 14 als auch Erwachsene empfohlen werden kann.

Inhalt:

Die 14-jährige Billie lebt zusammen mit ihrer lebenslustigen Mutter in einer Hochhaussiedlung. Die beiden haben zwar wenig Geld zur Verfügung, jedoch verbindet sie eine wunderbare Beziehung miteinander und Billies Mutter lässt sich immer etwas einfallen, um ihr gemeinsames Leben schöner zu machen. Als unvermutet die Großmutter aus Ungarn auftaucht und sich bei den beiden „einnistet“, ändert sich ihr Leben. Nicht nur Billie, auch Marika, die Mutter, verändert ihr Verhalten und verliert ihre Ungezwungenheit.

Als sie an den Folgen eines unglücklichen Sturzes stirbt, kommt Billie zunächst in ein Jugendheim, später wieder nach Hause zu ihrer Großmutter. Als diese ihr mitteilt, dass sie gemeinsam mit ihr nach Ungarn zurück will, macht sich Billie mit dem Auto ihrer Mutter auf, um ans Meer zu fahren. Dort will sie ihren unbekannten Vater suchen. Wirklich findet sie den Mann, mit dem ihre Mutter zusammengelebt hat. Jedoch stellt sich heraus, dass er nicht ihr leiblicher Vater ist. Am Ende ihrer Reise hat Billie viel über sich und ihre Mutter gelernt und nimmt schließlich wieder Kontakt zu ihrer Großmutter auf, welche jetzt Deutsch lernt und ihre Pläne überdenkt.  

Bewertung:

Der Roman erzählt zum einen von einer ungewöhnlichen Mutter-Tochter-Beziehung, gleichzeitig ist er auch eine Roadnovel und erzählt von der Suche Billies nach ihrem Vater. Auf diesem Weg erfährt sie einiges aus der Vergangenheit ihrer Mutter und deren Leben. Sie lernt einen wichtigen Mann aus Marikas Leben kennen, der jedoch letztendlich nicht ihr Vater ist. Billie wächst an ihren Erfahrungen und entwickelt sich weiter in ihrer Persönlichkeit.

Der Roman liest sich flüssig und besticht durch seine prägnanten Charakterzeichnungen, die fantasievollen Einfälle und seine sprachliche Gestaltung, bei der sich die Autorin u.a. vieler Allegorien bedient. Die Handlung ist tieftraurig, man leidet mit Billie, als diese ihre geliebte Mutter verliert und ins Jugendheim muss. Trotz allem gibt das Buch aber auch Hoffnung. Billie gibt nicht auf, sie macht sich auf den Weg. Hier ändert sich die Struktur des Romans. Die erste Hälfte ist mehr eine Sozialstudie und gibt Einblicke in das Leben von Mutter und Tochter. Die zweite Hälfte zeigt die Entwicklung, die die Protagonistin erlebt. Zu Recht wurde dieser Debütroman für den Deutschen Buchpreis 2023 nominiert.

Finsterwelt

Von Katharina Herzog
 

 

 

 

  • Mit Vignetten von Nathalie Kranich
  • Verlag: Dressler
  • ISBN: 978-3-7513-0086-5
  • Preis: 14,00 Euro
  • Seiten: 252
  • Altersempfehlung: ab 10 Jahren

Leonie ist Nachfahrin einer Märchenfamilie. Das Mädchen hat magische Kräfte, die sie aber aufgrund ihrer Jugend noch überfordern. Deshalb besucht sie gemeinsam mit anderen Kindern aus Märchenfamilien das Internat Schloss Rosenfels. Als sie durch Zufall das „Finsterbuch“ findet und darin liest, geschehen schlimme Dinge.

Dieses Kinderbuch ist spannende Fantasy vom Feinsten, ganz in der Nachfolge von „Harry Potter“.

Inhalt

Leonie entstammt einer Märchenfamilie, sie ist Nachfahrin des Froschkönigs und kann sich in einen Frosch verwandeln. Sie hat magische Kräfte. Auf dem Internat Schloss Rosenfels sollen die Märchennachfahren lernen, diese magischen Kräfte zu beherrschen und richtig zu zaubern. Aber auf der Burg geschehen gerade seltsame Dinge. Als Leonie ein unheimliches Buch findet, welches ein Eigenleben zu führen scheint, liest sie einige der bekannten Märchen darin. Diese hat Ferdinand Grimm, Bruder der berühmten Gebrüder Grimm, verfasst. Jedoch enden diese Märchen ganz anders als die der Gebrüder Grimm. Hier siegt das Böse.

Nach einiger Zeit muss Leonie feststellen, dass sie durch das Lesen im „Finsterbuch“ unheimliche Kräfte geweckt hat. Verzweifelt versucht sie mit Hilfe von Tristan, einem neuen Mitschüler, alles wieder rückgängig zu machen und das „Finsterbuch“ wieder zu schließen. Dies gelingt ihnen zwar, aber es gibt jemanden, der weiterhin nur darauf wartet, dieses Buch in die Hände zu bekommen. 

Bewertung

Die Grundidee dieses Kinderbuches ist, dass die bekannten Märchen keine Erfindung sind, sondern es diese Figuren wirklich gab. Protagonistin ist die junge Leonie, welche mit ihrer Abstammung vom Froschkönig hadert und ihre Fähigkeit, sich in einen Frosch zu verwandeln, noch nicht beherrscht. Schnell wächst sie dem Leser ans Herz.

Das Buch liest sich flüssig und erinnert stellenweise an die Harry Potter Reihe. Elemente wie ein Internat für Kinder mit magischen Kräften, ein verbotenes Buch, welches ein Eigenleben führt, u.ä. regen sicherlich die Fantasie der jungen Lesenden an. In der Handlung sind viele Spannungselemente vorhanden, aber auch der Humor kommt nicht zu kurz. Das Geschichte nimmt zwar ein glückliches Ende, aber es gibt genügend Andeutungen auf einen Fortsetzungsband, z.B., dass ein – bisher noch unbekannter Bösewicht – auf seine Chance wartet, das „Finsterbuch“ und damit viel Macht zu erhalten.  Man darf gespannt sein auf diese Fortsetzung. Das offene und sehr persönliche Nachwort und die Danksagung der Autorin sind besonders zu erwähnen.



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