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Individuelle Förderung Arbeitsbelastung Arbeitsbedingungen Bildungsgerechtigkeit

„Wir wollen, dass die Gesellschaft jetzt über Bildungspolitik diskutiert“

Grundsatzreden, Parteiklausuren, medialer Schlagabtausch: Bildungspolitik ist in aller Munde, auch wegen anstehender Wahlen. BLLV-Präsidentin Fleischmann fordert eine breite Debatte, damit sich die Situation für alle an Schule Beteiligten deutlich verbessert.

Ministerpräsident Söder kündigt Tausende neue Stellen an Schulen an, will die Lehrerbildung reformieren und Lehrkräfte aus anderen Bundesländern abwerben. Die Parteien im Bayerischen Landtag bringen sich mit eigenen Konzepten zur Bildung in Stellung für die anstehenden Wahlen. Bundesweit hagelt es Kritik für Alleingang statt Kooperation im Kampf gegen den akuten Lehrermangel. Bildungspolitik ist dieser Tage plötzlich in aller Munde.

Das ist aus Sicht von BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann absolut zu begrüßen: "Es ist immer gut, wenn über Bildung diskutiert wird, wir brauchen eine tiefgründige, breite Debatte“, sagt sie im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk. Diese Debatte muss aber ganz konkrete Ziele haben: Denn der akute Lehrermangel bedeutet, „dass wir auf dem Bildungsweg Kinder verlieren und die Bildungsungerechtigkeit weiter zunimmt“, mahnt Fleischmann.

Debatten für konkrete, sinnvolle Maßnahmen

Denn derzeit gibt es an den Schulen ein „Streichkonzert in der Stundentafel“, besonders bei Musik, Sport und Arbeitsgruppen und individuelle Förderung kommt oft nur „in schönen Sonntagsreden“ vor, wie Simone Fleischmann gemäß Bericht der Süddeutschen Zeitung auf der Winterklausur der SPD schildert.

Dort stellt sie auch erneut klar, dass der Ministerpräsident zwar Respekt verdient, wenn er den Lehrermangel lösen will, dies aber nur ein Vorhaben sei. Entscheidend ist, wie die geplanten Stellen auch mit Menschen besetzt werden, damit tatsächlich neue Kolleginnen und Kollegen an den Schulen ankommen. „Daher müssen wir jede Bühne nutzen, um Bildung in den Mittelpunkt der Gesellschaft zu stellen“, so die BLLV-Präsidentin.

Am Anschlag

Solange den Ankündigungen nämlich keine Taten folgen, bleibe derzeit nur, die Erwartungen an die Schulen weiter herunterzuschrauben, so Fleischmann gegenüber BR24. Man habe zum Schuljahresbeginn „die Latte ziemlich niedrig gehängt“, weil man aus Personalmangel Sportstunden, Musikunterricht, AGs und Förderangebote gestrichen habe. „Und selbst diese Latte wurde vielerorts gerissen, einfach, weil das Personal fehlt“, stellt die BLLV-Präsidentin klar.

Bis also tatsächlich neue Lehrkräfte da sind, braucht es eine ehrliche Diskussion, was Schulen derzeit noch leisten können und was sich ändern muss, um faire Chancen auf eine ganzheitliche, schülerzentrierte Bildung für alle gewährleisten zu können. Dazu gehöre auch, nicht noch weitere Aufgaben auf ein Kollegium zu packen, das irgendwie versucht, den eklatanten Personalmangel aufzufangen. Denn für Simone Fleischmann ist klar: „Die Fehler aus Jahrzehnten lassen sich nicht so eben beseitigen. Wir werden im September den Lehrermangel noch einmal extrem präsentiert bekommen.“

» zum Artikel der Süddeutschen Zeitung „Lehrermangel: Warum Bayerns Politiker plötzlich über Bildung reden wollen“

» zum Artikel auf BR24 „Lehrerverband warnt: 'Werden Kinder auf Bildungsweg verlieren'“