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Lehrkräfte gewinnen braucht A13, weniger Bürokratie und bessere Arbeitsbedingungen

Der Plan von MP Söder, Lehrkräfte aus anderen Bundesländern nach Bayern zu locken, erscheint Gerd Nitschke, 1. Vizepräsident des BLLV, realitätsfern. Bisher scheiterte dies oft an bürokratischen Hürden, zudem haben einige andere Länder A13 bereits umgesetzt.

Die bundesweite Kritik an der Ankündigung von Ministerpräsident Markus Söder, verstärkt Lehrkräfte aus anderen Bundesländern mit „Start- und Umzugshilfe“ nach Bayern locken zu wollen, ist laut und deutlich: Mangelnde Fairness und Solidarität sowie Verstoß gegen Absprachen lauten unter anderem die Vorwürfe.

Ganz konkrete Probleme in der Praxis sieht Gerd Nitschke, 1. Vizepräsident des BLLV, Dienstrechtsexperte und Vorsitzender des Hauptpersonalrats: "Im Gymnasialbereich ist Bayern bei der Bezahlung bundesweit an der Spitze – aber ob deshalb jemand nach München geht, wo die Lebenshaltungskosten und die Mieten deutlich höher sind?", stellt er im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk zur Diskussion.

Gleiches Geld, gleiche Anerkennung

Das gilt umso mehr für Lehrerinnen und Lehrer an Grund- und Mittelschulen. Gerd Nitschke weist darauf hin, dass derzeit einige Lehrkräfte aus Franken nach Sachsen pendeln, weil dort die Einstiegsbesoldung bereits auf A13 angehoben ist. In Bayern wurde das auch schon für Grund- und Mittelschulen angekündigt, wofür sich der BLLV lange vehement eingesetzt hat.

Zudem lehrt die Erfahrung, dass ein Wechsel des Bundeslandes in Richtung Bayern in der Praxis besonders schwierig ist. BLLV-Vizepräsident Nitschke berichtet: "Ich habe eine Kollegin, die in Bayern Grundschullehramt studiert hat, dann in Baden-Württemberg eine Sondermaßnahme für das Realschullehramt gemacht hat, die aber wurde in Bayern nicht anerkannt." Beileibe kein Einzelfall und Beleg für eine Unkultur im Umgang mit wechselinteressierten Lehrkräften, die den Verantwortlichen jetzt auf die Füße fallen dürfte.

Wertschätzung!

Erschwerend hinzu kommt, dass die Hürden für Bewerber aus der EU mitunter deutlich geringer sind als für die aus anderen Bundesländern: "Ein österreichischer Lehrer darf als EU-Lehrer in Bayern unterrichten", stellt Gerd Nitschke gegenüber BR24 klar. "Wenn aber jemand aus Sachsen kommt, muss er die Lehramtsbefähigung nachweisen oder muss eventuell noch mal studieren, weil irgendein Fach fehlt."

Neben Bezahlung und Bürokratieabbau geht es aus Sicht des BLLV aber vor allem auch um angemessene Arbeitsbedingungen. Der Bayerische Rundfunk zitiert dazu Münchner Lehrerinnen, die sich mehr gesellschaftliche Anerkennung, und weniger Zusatzarbeiten wünschen. Außerdem wollen sie „das Gefühl vermittelt bekommen, der Staat, beziehungsweise der Freistaat Bayern als unser Arbeitgeber ist daran interessiert, dass wir physisch und psychisch gesund bleiben."

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