Vorstellung Reformkonzept Lehramtsstudium und Lehrerbildung
Stellten die Bausteine des BLLV-Konzepts zur Lehrerbildung vor: Gudrun Adomat (links, AG Lehrerbildung), BLLV-Präsidentin Fleischmann, Dr. Klaus Wild ( AG Lehrerbildung) und Student Sascha Neumann.
23.10. 2017 - Sechs-Punkte-Plan zu einer Flexiblen Lehrerbildung Presse

Flexible Lehrerbildung - das Reformkonzept

PRESSEMITTEILUNG - Wie muss Lehrerbildung gestaltet werden, damit künftige Lehrkräfte den Anforderungen ihrer Zeit gerecht werden können? Der 6-Punkte-Plan des BLLV "Flexible Lehrerbildung" gibt Antworten darauf.

Pressemitteilung/ München - Qualitätsvoll und flexibel: Die beiden Worte skizzieren die Inhal-te einer Reform der Lehrerbildung, die der Bayerische Lehrer- und Lehrer-innenverband (BLLV) heute in München vorgestellt hat. "Die Anforderun-gen an Schule haben sich in den letzten Jahren deutlich verändert und werden sich weiter ändern. Deshalb muss sich auch die Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer ändern", erklärte BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann.

Reformstau beenden

Seit Jahren gebe es einen Reformstau. Eine Reform sei über-fällig. Mit dem Flexiblen Lehrerbildungsmodell wolle der BLLV nun nötige Korrekturen anstoßen und voran bringen. Ziel sei es, die Qualität der Lehr-erbildung in Bayern zu steigern und eine größere Flexibilität beim Einsatz an den unterschiedlichen Schularten zu ermöglichen. Eine ganze Reihe ungelöster inhaltlicher Herausforderungen machten eine Reform erforderlich, wie z. B. die Berufseignung der jungen Studenten, der mangelnde Berufsfeldbezug, die Frage der Kompatibilität von Staatsexamen und Master, die Auswirkungen der Digitalisierung und der Inklusion auf die Ausbildung.

"Hinzu kommt, dass in regelmäßigen Abständen an einigen Schularten massiv Lehrkräfte fehlen, sodass Unterricht in großem Umfang ausfällt", so Fleischmann. Gleichzeitig gebe es an anderer Stelle einen Überhang an ausgebildeten Lehrkräften, die keine Anstellung fänden. "Eine grundlegen-de Reform der Lehrerbildung ist angesichts dieser drängenden Probleme dringend erforderlich - insbesondere, da eine Reform erst in mehreren Jahren greifen kann. Wir verschlafen sonst die Zukunft unserer Schulen und damit die Zukunft unserer Kinder."

Alarmierende Unzufriedenheit

Die Unzufriedenheit vieler Studierender sei alarmierend, betonte Fleischmann bei einer Pressekonferenz. "Die meisten Lehramtsstudenten aller Schularten fühlen sich unzureichend auf die Herausforderungen ihres Berufes vorbereitet." Der BLLV wolle nun einen konstruktiven Beitrag leisten und lege daher das Flexible Lehrerbildungsmodell auf. "Jetzt muss diskutiert und gehandelt werden", so die Erwartung von Fleischmann an Politiker und Experten in Ministerien und Universitäten.

Die sechs Punkte des Flexiblen Lehrerbildungsmodells umfassen den kompletten Studienaufbau, sie nehmen die Bedarfe der Studierenden in den Blick, befassen sich mit den Praktika, die in der Lehrerbildung für jeden Studierenden vorgesehen sind, den Lehrerbildungszentren, den Lerninhalten und so schließlich mit der Steigerung der Qualität des Studiums und das Lehramtsstudium so zu gestalten, dass es den Anforderungen der schulischen Realität entspricht", erklärte die BLLV-Präsidentin.

In allen Punkten seien aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigt worden. "Wir haben gemeinsam mit Experten aus den bayerischen Hochschulen, Kolleginnen und Kollegen aus der Praxis, wie Seminarleiter/innen, Betreuungs- und Praktikumslehrern, aber auch im Dialog mit Studierenden das vorliegende Konzept entwickelt. Jetzt ist die Politik dran", betonte sie. Neu seien, so Fleischmann, folgende Punkte:

Das komplette Studium ist flexibel gestaltet. 17-bis 18-jährige Studienanfänger tun sich schwer, eine abschließende Entscheidung für ihre komplette Berufsbiografie zu treffen. Es muss Möglichkeiten geben, frühere Entscheidungen, die sich als unpassend erwiesen haben, zu revidieren und das Studium umzugestalten, ohne dass es dabei Nachteile für den Betreffenden gibt. Dabei werden sowohl Neigungswechsel als auch die Arbeitsmarktsituation berücksichtigt.

Die Einschreibung in ein Lehramtsstudium erfolgt künftig über Fächer und nicht wie bisher über Schularten. Die ersten drei Semester dienen der Orientierung, bevor sich die Studierenden für bestimmte Schüler - nämlich die in der Grund- und die in der Förderschule - spezialisieren. Die Spezialisierung für die anderen Schularten erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt.

Das Lehramtsstudium beinhaltet eine Profilbildung. Diese ermöglicht es angehenden Lehrkräften, sich noch intensiver für besondere Herausforderungen wie Inklusion, Digitalisierung oder Integration zu qualifizieren. Durch die Profilbildung werden die Spezifika der weiterführenden Schularten in Bayern berücksich-tigt.

Das komplette Studium wird als Bildungs- und Entwicklungsprozess verstanden. Die Studierenden sollen vom ersten bis zum letzten Semester profes-sionell beraten werden, um fundierte Entscheidungen darüber zu treffen, ob das Lehramt das Richtige für sie ist und ob ihre frühere Entscheidung für eine be-stimmte Schülerschaft immer noch passend ist und welches Profil sie als Lehr-kraft haben möchten.

Den Praktika kommt eine Schlüsselfunktion zu. Sie werden als schulprakti-sche Studien verstanden. Jeder Studierende erhält eine professionelle Betreuung. Die angehenden Lehrerinnen und Lehrer übernehmen Schritt für Schritt Verantwortung für die Unterrichtsgestaltung und reflektieren diese kontinuierlich.

International vergleichbare Abschlüsse müssen garantiert werden. Der Bachelorabschluss ermöglicht nach drei Jahren erfolgreichem Studiums all denjenigen, die sich vom Lehrerberuf abwenden, berufliche Chancen außerhalb der Schule. Für professionelle Lehrkräfte bedarf es mehr. Daher schließen alle Lehr-amtsstudierenden mit dem Master ab.

"Der BLLV setzt auf mehr Flexibilität in der Lehrerbildung", fasste Fleischmann zusammen. Künftige Lehrerinnen und Lehrer sollten nach Eignung und Neigung qualitativ hochwertig ausgebildet werden. Lehrkräfte müssten Experten sein - in ihrem Fach und für schulische Bildungsprozesse. Eine flexible Lehrerbildung sei eine zentrale Voraussetzung für die sich stets verändernden Herausforderungen. Sie lasse die Studierenden mit einem Master abschließen.

"Denn: der Lehrer ist 'Meister' auf seinem Gebiet. Und: wir brauchen die Besten."

 

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