Das Haus des BLLV

Treffpunkt der bayerischen Lehrerschaft 

Am 21. Dezember 1930 fand die feierliche Eröffnungsfeier des BLV-Hauses am Bavariaring 37 statt. Viele Objekte hatte die Vereinsleitung inspiziert, um eine neue Heimat für die berufswissenschaftliche Arbeit des Bayerischen Lehrervereins (BLV), die Fortbildungen und Semiare des Pädagogisch-Psychologischen Instituts, die Sitzungen und Empfänge des Landesvorstands und die Süddeutsche Lehrerbücherei zu finden, bis die Entscheidung auf diese hochherrschaftliche Villa fiel. Der Hauptaussausschuss hatte 1929 beschlossen, ein Haus in München für diesen Zweck zu kaufen. Die Jahresrechnung des BLV weist einen Betrag in Höhe von 116.000 Reichsmark für den Erwerb und 17.502 Reichsmark für Umbau und die Ausstattung aus.

In dem Bericht zur Eröffnungsfeier in der Bayerischen Lehrerzeitung vom 2. Januar 1930 heißt es: "In der dem Lärm des Tages abgekehrten Stille des Bavariarings stehend, mit der freien Aussicht auf den geradlinigen Platz der Theresienwiese, inmitten einer ruhigen Umgebung, ist es schon durch seine vornehme Lage wie kein anderes geeignet, ernster Forschungs- und Bildungsarbeit zu dienen. Diese Möglichkeit wird noch durch den Innencharakter des Hauses erhöht, dessen stimmungsvolle Eigenart, die es als Villa des Geheimrats Dr. Bumm besaß, auf's glücklichste gewahrt wurde."

Eine großbürgerliche Villa am Stadtrand

Die neoklassizistische Villa am Bavariaring 37 wurde 1913 von Geheimrat Prof.  Dr. Ernst Bumm, dem renommierten Chef der Gynäkologie an der Charité in Berlin, für seine Familie errrichtet. Bumm pendelte zwischen Berlin und München, seine Frau und seine vier Kinder lebten in der Villa am Bavariaring. Bumm starb im Alter von 67 Jahren während eines Münchenaufenthaltes am 2. Januar 1925 an einem Gallenblasenleiden. Es handelt sich um einen großzügigen Bau, in dem die bürgerliche Familie mit den Bediensteten lebte.

Eine dunkle Eichenholzverkleidung im Eingangsbereich gibt dem Haus eine besonders ehrwürdige Stimmung. Im Erdgeschoss waren verschiedene Gesellschaftsräume, während sich die Privatzimmer der Familie im ersten und zweiten Stock befanden. Im Keller befanden sich die Wirtschaftsräume und im 2. Obergeschoss neben dem Atelier und Gästeschlafzimmer die Räume der Bediensteten.

 

Haus des Studiums und der Fortbildung

Die Süddeutsche Lehrerbücherei war bis 1930 auf über 60.000 Bände angewachsen. Aufgrund fehlender Bibliotheken an den Seminaren, wurde sie von zahlreichen Lehrern und Seminaristen genutzt. Neben der Comenius- Bibliothek in Leipzig und der Deutschen Lehrerbücherei in Berlin ist sie bis heute die bedeutendste Lehrerbücherei im deutschsprachigen Raum.

Stolz konnte der Vorsitzende des BLV, Daniel Winkle, zur Eröffnungsfeier die gesamte bayerische "Bildungsprominenz" und Gäste aus ganz Deutschland begrüßen. Das Erdgeschossbereich war für die Süddeutsche Lehrerbücherei und für einen Sitzungsraum vorgesehen. Das heutige Foyer war der Lesesaal. Über dem dortigen offenen Kamin, der heute noch anlässlich der Kamingespräche der BLLV-Akademie genutzt wird, hängt eine zeitgenössische Kopie des Gemäldes von Arnold Böcklin mit dem Titel "Vita somnium breve".

Im ersten Stock war der Münchner Lehrerverein und das Pädagogisch-Psychologische Insitut untergebracht. Ebenso hatte der BLV-Vorsitzende ein Abeitszimmer.

Auflösung des BLLV und Verlust des Hauses

1938 wurde der Bayerische Lehrerverein aufgelöst und der gesamte Besitz dem Nationalsozialistischen Lehrerbund (NSLB) überschrieben. Die Süddeutsche Lehrerbücherei bestand weiter, wurde jedoch mit umfangreichen nationalsozialistischen Schriften zu Weltanschauung und Erziehung ergänzt. Bis heute sind diese Schriften als Teil der Bibliothek erhalten und einsehbar. Sie umfassen seltene wertvolle Quellen für das Studium dieser Phase der deutschen und bayerischen Bildungsgeschichte.

Bei den Bombenangriffen der Allierten auf München in den Jahren 1944 und 1945 fielen 13 Brandbomben auf das Haus am Bavariaring. Zum Glück wurde die Substanz des Hauses nicht geschädigt mit Ausnahme des 2. Obergeschosses und des Dachgeschosses.

Wiederanfang und Erweiterung

1948 gelang es dem 1. Vorsitzende des BLV, Franz Xaver Hartmann, das wertvolle Haus dem gerade wieder gegründeten Bayerischen Lehrerverein zurückzugeben. Hartmann nahm kurzerhand ein Darlehen in Höhe von 25.000 Mark auf, ernannte sich selbst zum Beauftragten des BLV und mietete das Haus in München ebenso wie Schloss Fürstenstein von der örtlichen Militärregierung. 1948 wurden die Anwesen offiziell von der amerikanischen Militärregierung an den BLV zurückgegeben.

1957 bis 1959 wurde das Anwesen auf der Nordostseite der Villa durch einen funktionalen Anbau erweitert, um mehr Büroraum zu schaffen. Zwar hat dieser Anbau wertvollen Büroraum geschaffen, die Ansicht der Ostseite der Villa wurde jedoch nachhaltig beeinträchtigt.

 

Renovierungen und Innovationen

Nach dem Umzug der Süddeutschen Lehrerbücherei konnte das BLLV-Haus im Jahr 1974 neu aufgeteilt und den Bedürfnissen eines modernen Vereinshauses angepasst werden. Erhalten blieb im Ergeschoß eine kleine Präsenzbibliothek mit den Publikationen der Verbandsgeschichte und den Ausgaben der vom Bayerischen Lehrerverein bis 2018 herausgegebenen Kinder-und Jugendzeitschrift Floh und Flokiste(frher Flohkiste).

Neben der Landesgeschäftsstelle sind im Bavariaring 37 die Büros der Präsidiumsmitglieder, der Abteilungen (mit Ausnahme der Abteilung Dienstrecht und Besoldung), der Akademie, der BLLV-Kinderhilfe, des MLLV und des Bezirksverbandes Oberbayern untergebracht.

Während der Amtszeit des Landesgeschäftsführers Dr. Dieter Reithmeier (1989 bis 2021) wurden umfangreiche Renovierungen und Modernisierungen durchgeführt. Im Erdgeschoss (frühere Gesellschaftsräume) wurden moderne Sitzungsräume unterschiedlicher Größe eingerichtet und mit moderner Tagungstechnik ausgestattet. Im Keller wurde das Materiallager, die Technikzentrale und der Kopierbereich eingerichtet. Im ersten Stock des Altbaus wurden 1998 die nach dem Krieg eingezogenen Zwischenwände entfernt, so dass ein großzügiges, helles Foyer und repräsentative Büros des Präsidiums und des Landesgeschäftsführers entstanden. Im oberen Foyer befindet sich eine Gedenkstätte für die in der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft ermordeten jüdischen Lehrerinnen und Lehrer.

Im Jahr 2012 wurde der gesamt Außenbereich der Landesgeschäftsstelle neu gestaltet und ein großer Teil der versiegelten Parkplatzflächen begrünt und der der kleine Brunnen auf der Hofseite reaktiviert, so dass Terrassen und Hof vor allem im Sommer zum Verweilen und zum Gespräch einladen. 2019 wurden im Vorgarten hin zum Bavariarring drei Holzfiguren des Künstlers Sebastian Waßmann aufgestellt, die das von Pestalozzi formulierte Programm einer ganzheitlichen Pädagogik  Herz, Kopf, Hand darstellen: Es prägt bis heute die pädagogischen Überzeugungen und schulpolitischen Denkansätze des BLLV.

In den Jahren 2020 und 2021 wurde schließlich der Dachboden des alten Anwesens in einer aufwändigen Baumaßnahme zu einem hellen großen Coworking Space ausgebaut.

Die BLLV-Landesgeschäftsstelle am Bavariring hat sich in den letzten 20 Jahren zu einem beliebten Treffpunkt der bayerischen Lehrerschaft entwickelt. Zahlreiche Seminare, Tagungen, Gremiensitzungen, Gesprächsrunden und Feierstunden finden in den Räumen der Geschäftsstelle statt. Neben den Seminarräumen befinden sich im Gebäude über 45 modern ausgestattete Arbeitsplätze.