Links und Infos
Zum Thema Bildungsgerechtigkeit gibt es unzählige Veröffentlichungen sowie zahlreiche Organisationen, die sich mit dem Thema beschäftigen. Hier finden Sie eine Auswahl der wichtigsten Studien und Links zum Thema.
Forschungssynthese zwei Jahrzehnte nach PISA
Im Projekt „Genese sozialer Ungleichheiten des Bildungserwerbs“, durchgeführt vom Leibnitz-Institut für Bildungsforschung und Bildunsinformation (DIPF), wurden die Erkenntnisse aus 33.662 Publikationen zum Zusammenhang von Bildungserfolg und sozialem Hintergrund unter dem Titel „Soziale Ungleichheit des Bildungserwerbs von der Vorschule bis zur Hochschule“ zusammengefasst. Demnach lassen sich „soziale Ungleichheiten des Bildungserwerbs [...] in allen Bildungsbereichen feststellen“ (S. 211). Die frei zugängliche Publikation aus dem Jahr 2022 gibt einen umfassenden und enorm fundierten Überblick über den Forschungsstand zum Thema.
Zentrale Befunde:
- „Zusammenfassend betrachtet lassen sich Boudon und Bourdieu als ertragreichste Modelle zur Erklärung sozialer Ungleichheiten des Bildungserwerbs – über alle Bildungsbereiche hinweg – identifizieren.“ (S. 199)
- „Aus einer vergleichenden Perspektive der beiden Bildungsbereiche [vorschulische und schulische Bildung] kann man anhand der bivariaten Befunde ein eindeutiges Muster des Zusammenhangs mit der sozialen Herkunft erkennen, nämlich dass ein höherer sozioökonomischer Status der Eltern (SES) mit höheren Kompetenzen der Kinder einhergeht und sich dies auch in den Schulnoten zeigt. Insbesondere für den Bereich des schulischen Kompetenzerwerbs liegt mit 203 bivariaten Analysen eine solide Evidenzgrundlage vor und die Befunde sind entsprechend gesichert. […] Insgesamt zeigt die Quantifizierung, dass der Zusammenhang zwischen (H)ISEI oder ESCS mit den schulischen Kompetenzen folglich von bedeutsamer Größenordnung ist.“ (S. 201f)
- „Kinder aus bessergestellten Elternhäusern nehmen öfter die nichtobligatorischen Bildungsangebote im Vorschulbereich wahr und wechseln später häufiger auf die prestigeträchtigste Schulform.“ (S. 204)
- „Für die Hochschulbildung sind die Befunde aufgrund der Differenzierung nach Hochschultyp und Studienfach weniger eindeutig, für eine Studienaufnahme an sich zeigt sich jedoch eine Fortführung dieses Musters.“ (S. 204)
- „Für einen erfolgreichen Studienabschluss sowie den Abschluss eines Universitätsstudiums zeigen sich bi- und multivariat tendenziell positive Zusammenhänge mit der sozialen Herkunft.“ (S. 205)
- „Soziale Ungleichheiten lassen sich folglich in allen Bildungsbereichen anhand von 43 einbezogenen Indikatoren des Bildungserwerbs belegen. Exemplarisch dient die Quantifizierung der Befunde zu sozialen Herkunftseffekten zur Illustration des Ausmaßes sozialer Ungleichheit und wird als durchaus bedeutsam eingeschätzt.“ (S. 206)
- „Der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft ([H]ISEI oder ESCS) und schulischen Kompetenzen in Deutschland lässt sich auf eine Stärke von r = 0,378 beziffern. Auch die PISA-Analysen verweisen beständig auf einen im internationalen Vergleich starken Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Kompetenzerwerb in Deutschland. Dieser liegt stetig und über die Jahre relativ unverändert über dem OECD-Durchschnitt.“ (S. 215)
- „Die sich in schulischen Kompetenzen oder der Beteiligung an spezifischen Schulformen manifestierende soziale Ungleichheit entsteht zu großen Teilen bereits vor Schulbeginn. […] Soziale Ungleichheiten kumulieren sich von der frühen Kindheit über den Bildungsverlauf bis zur nachschulischen Bildung weiter auf.“ (S. 215)