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Kamingespräch der BLLV-Akademie - Charlotte Knobloch (2013) Gesundheit

Im Schrecken auch immer wieder Gutes erfahren

Sie zählt zu den letzen lebenden Zeitzeugen des Holocausts: Dr. Charlotte Knobloch. Beim Kamingespräch des BLLV offenbarte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München sehr persönlich Einblicke in Ihr Leben – und warum sie trotz des Schreckens der Nazizeit nicht emigriert ist.

Knobloch fesselte ihre Zuhörer Mittwoch im voll besetzten Foyer des BLLV mit ihrer bewegenden Lebensgeschichte, die den Zuhörern sichtlich nahe ging. Anhand ihrer präzisen Erinnerungen spannte sie den Bogen über den erlebten Schrecken der Nazizeit hin zur ebenso erfahrenen Zivilcourage und Hilfsbereitschaft von mutigen Menschen, die ihr das Leben gerettet haben. Auch im größten Schrecken und Leid während der Nazi-Zeit habe sie immer wieder Gutes von Menschen erfahren. Das habe sie letztendlich dazu bewegt, in Deutschland zu bleiben und nicht zu emigrieren, sagte Knobloch, die früher auch Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland war. Ihre lange gehegten Emigrationspläne aus der Nachkriegszeit habe sie erst 2002 mit dem Bau der neuen Hauptsynagoge im Herzen der Stadt fallengelassen. So sei ein Miteinander der Religionen und Kulturen möglich, sagte sie.

Knobloch hofft auf die Jugend

Aussöhnung und ein Miteinander von Religionen und Kulturen liegen Knobloch am Herzen. Ihre Hoffnung setzt sie in die nachfolgenden Generationen. Deshalb besucht Knobloch auch regelmäßig Schulen. Den Kindern und Jugendlichen von heute gelte es nicht, Schuldgefühle aufzuladen, sagte Knobloch. Aber die Erinnerung an das Schreckliche sowie das Aufzeigen von Verantwortung und Zivilcourage müsse den jungen Generationen vermittelt werden. Dafür erlebe sie bei ihren vielen Schulbesuchen inzwischen viel Offenheit, die sie als Ergebnis der Arbeit an den Schulen sehe. Dafür dankte sie allen Lehrkräften ausdrücklich.