BLLV-Umfrage zur Auslastung von Schulpsychologen - 2014

Schulpsychologen sind stark belastet

Schulpsychologen und Beratungslehrer sind eine stark belastete Lehrergruppe. Unrealistische Erwartungen und viel zu wenig Zeit sind nur zwei der Stressfaktoren. Das zeigt eine BLLV-Studie.

» Detailierter Studienbericht mit allen Ergebnissen

Die Arbeitssituation der Beratungsfachkräfte an den Schulen muss dringend verbessert werden. Diese Forderung ergibt sich aus einer Studie des BLLV zur Belastung der Beratungslehrkräfte (BLK) und der Schulpsychologen (SP).

71 Prozent der Schulpsychologen und 60 Prozent der Beratungslehrkräfte fühlten sich demnach im Schuljahr 2013/14 bei Ihrer Beratungstätigkeitzeitlich oder psychisch stark oder sehr stark belastet. Für rund ein Viertel von ihnen trifft beides zu.

Belastungen haben deutlich zugenommen

Die Belastungen haben seit einer entsprechenden Erhebung 2005 deutlich zugenommen. Der BLLV wiederholte im Frühjahr 2014 seine Befragung zur Arbeitsbelastung der BLK und SP von 2005 in einer erweiterten Fassung. Geantwortet haben 229 vorwiegend weibliche BLK und 189 SP aus allen Altersgruppenund aus allen Schularten. Belastungen durch Beratungstätigkeiten können auf einer Vielzahl von Umständen und Faktoren beruhen.


Die größten Stressfaktoren

  • Belastende Beratungsthemen

Inhalte von Beratungen sind oft problemintensiv, können nahe gehen und so zu Belastungen werden. Für zwei Drittel der Berater trifft dies für die stark zunehmenden Verhaltensprobleme von Schülern zu. Für knapp die Hälfte der BLK gilt dies auch bei Fallberatungen bei Lern- und Leistungsproblemen und bei Beratungen im Bereich sonderpädagogischer Förderbedarf. Zwei Drittel der SP sehen sich beim Einsatz in Krisenfällen starken Belastungen ausgesetzt.

  • Schwierige Kommunikationssituationen

Als Belastung empfinden BLK häufig unerfüllbare Erwartungen der Schüler (39%) und hohe Ansprüche der Eltern (47%). Für SP sind vor allem die nicht zu erfüllenden Erwartungen der Lehrer belastend (48%). 69 Prozent der Berater beklagen, dass sie ihren Ratsuchenden keine geeignete Unterstützung anbieten können. Mangelnde Kooperationsbereitschaft der Ratsuchenden und die Tatsache, dass sie vorgeschlagene Maßnahmen häufig nicht akzeptieren, sind weitere Belastungsfaktoren.

  • Zeitprobleme

Die große Zahl von ratsuchenden Schülern, Eltern und Lehrern verursacht Belastungen, weil die für Beratungen zur Verfügung stehenden Zeitkontingente unzureichend sind (91%). Dies führt zu engen Zeitfenstern während der Beratungstätigkeit (58%) und Beratungen außerhalb der Dienstzeit (72%), die wiederum Überlastungen durch persönlichen Zeitmangel bewirken (64%).

  • Mangelhafte Organisation

Weitere Belastungen entstehen unter anderem durch den Umfang der Verwaltungsarbeit (61%) und die fehlende Unterstützung bei der Organisation der Beratungstätigkeit (43%), die Zuständigkeit für mehrere Schulen (51%).

 

Geforderte Entlastungsmaßnahmen

  • Entlastung durch mehr Zeit

91 Prozent fordern die Erhöhung der Anrechnungsstunden für die Beratungen generell, 89 Prozent verlangen, dass die Kooperation mit außerschulischen Einrichtungen und die Fortbildungsangebote der Supervision als Arbeitszeit anerkannt werden. Die Arbeitszeit soll flexibel an den konkret vorliegenden Beratungsbedarf angepasst werden (86%).

  • Mehr Unterstützung

Berater sollen entlastet werden durch Reduzierung des Verwaltungsaufwandes (47%), eine Verwaltungsfachkraft (50%) und eine effektive Koordinierung der Beratungsstellen (75%). Die Festlegung einer Mindestausstattung für die Beratertätigkeit (84%) ist dringend notwendig. Unterstützung durch kollegiale Fallbesprechungen (62%) und Fortbildungen zu spezifischen Beratungsthemen werden nachdrücklich gefordert (66%).

  • Mehr Anerkennung

Die Forderungen fast aller Befragter an den Dienstherrn lauten: Berücksichtigung der Beratungstätigkeit bei der dienstlichen Beurteilung (96%) und Einrichtung von mehr Beförderungsstellen für die Beratungsfachkräfte (88%).