Wer zahlt die Digitalisierung des Unterrichts?

Diskussion über die Digital-Strategie der Staatsregierung

Lernen mit Digitalen Medien sollte so selbstverständlich sein wie Lesen und Schreiben. Doch der Weg dorthin ist mit vielen Stolpersteinen gepflastert. Strittig ist vor allem die Frage der Finanzierung. Wie es weitergehen könnte, darüber diskutierten BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann und Bildungs-Staatssekretär Georg Eisenreich.

Mit seiner Digital-Strategie für die Schulen verfolgt das Bayerische Kultusministerium ehrgeizig Ziele. "Der kompetente Umgang mit Informations- und Kommunikationstechnologien muss als ergänzende, gleichberechtigte Kulturtechnik neben Rechnen, Schreiben und Lesen im Schulalltag und Unterricht fest verankert sein", ist in der Hochglanzbroschüre "Digitale Bildung in Schule, Hochschule und Kultur" zu lesen.

Doch wie werden Schulen und Lehrkräfte in die Lage versetzt, dieses Ziel zu erreichen? Darüber diskutierten Bildungsexperten, Lehrkräfte und Politiker beim BLLV-Fachkongress "Digitalisierung und Schule." Für die Mehrheit von ihnen steht das System Schule in Sachen Digitalisierung jedenfalls noch am Anfang des Weges. "In der Broschüre gibt's viele Dinge, die wir gerne machen würden. Wir können das aber nur tun, wenn die Ausstattung stimmt und die Lehrerbildung darauf vorbereitet", sagte BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann.

Hohe Investitionen an Schulen nötig

Handlungsbedarf herrscht in vielen Bereichen, wie die neue BLLV-Befragung "Digitalisierung und Schule“ zeigt. Es fehlt an digitalem Unterrichtsmaterial, Lehrkräfte sehen sich ungenügend ausgebildet und die IT-Infrastruktur entspricht an vielen Schulen nicht den aktuellen Anforderungen. „Wir haben oft nur eine Lehrerin oder Lehrer als Systembetreuer mit einer Stunde Anrechnung, die das ganze Jahr über 50 bis 60 PCs warten muss. Das ist die Realität“, schilderte Fleischmann unter tosendem Beifall.

Staatssekretär Georg Eisenreich relativierte ihre Forderung, für schnelle Abhilfe zu sorgen und die Digitalisierungs-Strategie rasch umzusetzen. „Wir werden das nicht von heute auf morgen machen. Das geht nicht“, sagte er. Es gebe viele Schnittstellen an denen viele zusammenarbeiten müssten – Ministerien, Verlage, Kommunen. „Wir müssen Schritt für Schritt vorgehen. Der erste Schritt ist die Ausstattung der Schulen, dazu brauchen wir die Kommunen. Das zweite Thema ist: Wir haben 110.000 Lehrkräften, die wir für das Thema fit machen müssen. Dazu brauchen wir eine große Fortbildungsinitiative.“

Kommunen sehen Freistaat in Pflicht

Wieviel die Digitalisierung am Ende Staat und Kommunen kosten könnte, ist derzeit kaum abzusehen. Auch Eisenreich wollte keine Schätzung abgeben. Klar ist nur, dass es teuer werden wird. Schon der erste Schritt, die Schulen mit der notwendigen IT-Infrastruktur auszustatten, birgt deshalb eine Menge Konfliktpotenzial. Eisenreich sieht hier die Städte und Gemeinden als Sachaufwandsträger in der Pflicht. „Jeder in seinem Bereich muss seine Aufgaben lösen.“

Doch die Kommunen fühlen sich angesichts der auf sie zukommenden Investitionen überfordert. „Bildung ist Ländersache. Wenn das Land Gesetze erlässt, müsste es dafür auch zahlen“, betonte Dr. Manfred Riederle vom Bayerischen Städtetag. Damit verwies auf das Konnexitätsprinzip. Wollte der Freistaat die Digitalisierung an den Schulen per Gesetz voranbringen, müsste er demnach auch die Hard- und Software dafür bereitstellen. Riederle appellierte deshalb an das Publikum: „Nun überlegen Sie sich mal, warum man in diese Richtung keine Gesetze macht.“