Schule neu denken

Der BLLV ist überzeugt: Die derzeitige Situation an öffentlichen Schulen und Betreuungseinrichtungen wird jungen Menschen nicht gerecht. Dieser Tatsache müssen wir uns stellen. Über Schule und Bildung muss neu nachgedacht werden. Es braucht Reformen - von der frühkindlichen Bildung, über die Schule bis hin zur Lehrerbildung

 

                                                                                                                                 Von Wolfram Schneider*

Alle Kinder haben ein Recht auf Förderung und Entfaltung ihrer Fähigkeiten - unabhängig davon, ob sie aus gut bürgerlichem Hause kommen, ob sie Erfahrungen der Behinderung, der Kinderarmut, der Flucht oder der Verwahrlosung haben. Sie alle haben ein Recht, ernst genommen und gefördert zu werden und erfolgreich zu sein. Sie alle wollen lernen. Sie wollen anerkannt und wertgeschätzt werden. Sie wollen Teil der Klassen- und Schulgemeinschaft sein. Und sie wollen in ihrem Leben glücklich sein - und nicht scheitern, nicht ausgegrenzt werden.

Um den äußerst heterogenen Ansprüchen dieser Kinder gerecht zu werden, muss jedes einzelne Kind  in seiner Individualität wahrgenommen werden. Aufgabe von Schule ist es, die Kinder vor dem Hintergrund dieser vielfältigen Bedürfnisse bestmöglich zu fördern. Diesen Anspruch kann Schule unter den aktuellen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen nicht in vollem Umfang erfüllen. Das hat der BLLV bereits in seiner Kampagne "Zeit für Bildung" gezeigt. Die fiktiven Fallbeispiele der elf Kinder zeigen, was Schule eigentlich leisten kann, was sie leistet und wie wir Schule neu denken müssen.

Die Expertise "Zeit für Bildung - gerecht. investieren" knüpft daran an. Sie ist ein Beitrag des BLLV für eine sachgerechte Diskussion darüber, wie Schule von morgen aussehen soll. Wir brauchen eine pädagogische Diskussion, eine Diskussion über die Rolle der Schule und der Bildung, über die Bedürfnisse unserer Kinder und unserer Gesellschaft. Und wir brauchen Lösungen, die wir konkret umsetzen können. Der BLLV zeigt in der vorliegenden Expertise pädagogische Ideen und Lösungsansätze auf.

Zeit und Geld

Die (politische) Umsetzung ist Herausforderung und Chance zugleich. Klar ist aber auch: Wenn wir unsere Gesellschaft von morgen nachhaltig gestalten wollen, müssen wir jetzt handeln und die Kinder von heute bestmöglich fördern. Damit das gelingt, benötigen wir Zeit und gerechte Investitionen in Bildung.

Nun wird in Bayern nicht wenig Geld in Bildung investiert: Im Jahr 2017 gab der Freistaat 18,7 Milliarden Euro für Bildung aus, davon 12 Milliarden Euro für den Bereich Bildung und Kultus, sowie 6,7 Milliarden Euro für den Bereich Wissenschaft und Kunst. Dies entspricht 31,8 Prozent des Gesamthaushaltes von 58,7 Milliarden Euro im Jahr 2017.

Die Bildungsausgaben in Bayern wuchsen in den letzten zehn Jahren insgesamt um 46,5 Prozent, dies liegt jedoch deutlich unter der Steigerung des Gesamthaushaltes in dieser Zeit in Höhe von 61,9 Prozent. Dennoch bedeutet das eine durchschnittliche Steigerung der Bildungsausgaben seit 2007 in Höhe von 600 Millionen Euro pro Jahr.

Wird diese Quote beibehalten, ergibt sich daraus im Jahr 2027 ein Bildungshaushalt in Höhe von 27,4 Milliarden Euro. Das würde eine durchschnittliche Steigerung um rd. 870 Millionen Euro pro Jahr bedeuten. Geld, das richtig investiert für eine hohe Qualität von Schule und Bildung, sowie für eine bedarfsgerechte Umsetzung von pädagogischen Maßnahmen sorgen kann.

Auf den folgenden Seiten werden solche Maßnahmen und die Zahl der zusätzlichen Lehrerstellen und Finanzen vorgestellt.

*Zur Person

Dr. Wolfram Schneider ist promovierter Pädagoge und wissenschaftlicher Mitarbeiter des BLLV. Er ist außerdem Autor der Expertise "Zeit für Bildung. gerecht.investieren".