Wohnortnahe Schule

Schulzentren an wenigen Orten lösen die Grund- und Mittelschule am eigenen Wohnort ab. Für die Bildungschancen der Kinder ist das fatal: Wer den Schulort wechseln muss, kämpft anschließend häufig mit schlechten Leistungen.

Je kleiner die Schule und deren Schülerzahl, desto geringer das Budget an Lehrerstunden. Mit diesen wenigen Unterrichtsstunden lässt sich der Pflichtunterricht bestreiten, für weiterführende Angebote reicht es nicht. Die langfristige Folge sind Schulschließungen im ländlichen Raum. Doch auch größere Schulen haben das Nachsehen: Die Verteilung der Stunden durch das Schulamt auf größere und kleinere Schulen geht auch auf Kosten der großen Schulen, wenn an kleinen Schulen mindestens der Pflichtunterricht gesichert werden muss. Schulen mit großen Klassen müssen dann mit reduziertem Wahl- und Förderprogramm arbeiten.

Das beeinträchtigt nicht nur der Attraktivität einer Gemeinde, es ist vor allem fatal für die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen. Nicht zuletzt John Hattie hat dies in seiner Studie „Visible Learning“ deutlich gemacht: Ein Schulortswechsel zieht oft schlechtere Lernleistungen nach sich.

Der BLLV fordert deshalb die Umsetzung einer veränderten Zuweisung von Lehrerstunden für den Pflichtunterricht an ALLEN Schulen und eine Steigerung der zeitlichen Ressourcen für die Bereithaltung ganzheitlicher, außerunterrichtlicher Angebote.


HINTERGRUND - In Bayern gab es im Schuljahr 2016/17 insgesamt 3.303 Grund- und Mittelschulen mit insgesamt 635.164 Schülerinnen und Schülern. Davon waren 2.403 Grundschulen (432.189 Kinder) und 1.000 Mittelschulen (mit 202.975 Jugendlichen). Neben einer Vielzahl anderer Faktoren spielt für die Unterrichtsversorgung, für das Bereithalten außerunterrichtlicher Angebote und für den Erhalt wohnortnaher Schulen die Lehrerstundenzuweisungen eine zentrale Rolle. Schulen mit einer geringen Anzahl an Schülern bzw. mit mehreren kleinen Klassen erhalten bei der Budgetierung der Lehrerstunden nach Schülerzahl zu wenige Lehrerstunden, um mehr als den Pflichtunterricht und damit wertvolle Angebote für die Schüler zu gewährleisten. Der Mangel an Lehrerstunden für kleine Schulen führt unter dem Gesichtspunkt der Verteilungsgerechtigkeit letztlich zur Schließung kleiner Standorte. Auch die Einrichtung eines besonderen Finanztopfes und Stellenkontingents für kleine Schulen im ländlichen Raum konnte bisher die Entwicklung zur räumlichen Konzentration der Schulstandorte nicht aufhalten.