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Gala zum Deutschen Menschenrechts-Filmpreis: 500 Gäste würdigen „Flucht“ als wichtigstes Thema

In Nürnberg wurden die Preisträger des Deutschen Menschenrechts‐Filmpreises geehrt. Wichtiges Thema: Flucht/Vertreibung. Joachim Gauck würdigte Filme als Element zur Durchsetzung der Menschenrechte. Zum Trägerkreis des Wettbewerbs zählt auch der BLLV.

Bereits zum 11. Mal wurde am Samstagabend in Nürnberg der Deutsche Menschenrechts-Filmpreis verliehen. 500 Gäste aus Politik, Kirchen, Medien und Organisationen der Zivilgesellschaft feierten in der Nürnberger Tafelhalle die sechs Preisträger_innen, die sich in jeder Kategorie neben einer individuell angefertigten Statue auch über 2.500 Euro freuten.

Ausgewählt wurden die Gewinner aus 382 Produktionen in den fünf Kategorien Langfilm, Kurzfilm, Magazinbeitrag, Hochschule und Amateure. Zudem wurde aus allen Einreichungen ein Bildungspreis ermittelt.

Der Jahrgang war erneut geprägt von zahlreichen Filmen, die sich dem Themenfeld Vertreibung/Flucht/Geflüchtete annehmen. Hierbei beschäftigten sich die Filmemacher_innen insbesondere mit den Fluchtursuchen und –verläufen sowie mit den Bedingungen, unter denen Geflüchtete in Deutschland aufgenommen werden und leben. Einige Filme begleiten abgeschobene Flüchtlinge zurück in ihre Heimatländer. Darüber hinaus hatten sich die Filmemacher_innen nahezu allen gesellschaftlich Fragen gestellt: kulturelle bzw. sexuelle Identität, Meinungs- und Pressefreiheit, Zwangsarbeit und Lohnsklaverei, Menschenhandel oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Bürgerkriegsgebieten.

Die Preisträger:

  • Kategorie Langfilm: "Styx" von Wolfgang Fischer

  • Kategorie Kurzfilm: "Joe Boots" von Florian Baron

  • Kategorie Magazinbeitrag: "Erst integrieren, dann abschieben: Deutschlands absurde Asylpolitik" von Naima El Moussaoui und Ralph Hötte

  • Kategorie Hochschule: "Thinking like a Mountain" von Alexander Hick

  • Kategorie Amateure: "Just a normal Girl" von Vanessa Ugiagbe und Yasemin Markstein

  • Kategorie Bildung: "Der Tatortreiniger – Sind Sie sicher?" von Arne Feldhusen und Mizzi Meyer

-> Handlung, Bilder und Jury-Begründungen zu den Beiträgen auf menschenrechts-filmpreis.de

Menschenrechte im Herzen: „Film öffnet Türen in unsere Seelen“

Joachim Gauck, Bundespräsident a.D. und Schirmherr der Verleihung, sagte in seiner Festrede: „Ich freue mich, dass es so engagierte Künstlerinnen und Künstler gibt, die ihr Können in den Dienst der Menschrechte stellen. Denn Film – Kunst – findet andere Türen in unsere Seelen als das politische Argument. Wir wollen und müssen diese Anregungen aus der Kunst im Sinne des politisch Wirksamwerdens einsetzen und fördern.“

Wie dringend dies nötig ist, stellte Marko Junghänel heraus, Gesamtkoordinator des Wettbewerbs. „Die Hoffnung, dass es immer weniger Gründe gibt, sich mit Menschenrechten zu befassen, weil diese nun allgemeine Anerkennung und Beachtung finden würden, erfüllt sich leider nicht. Menschenrechte stehen nach wie vor weltweit unter Druck und müssen immer wieder verteidigt werden. Filme ermöglichen dabei einen unverstellten Blick auf die Situation der Menschenrechte in Europa und Deutschland – etwa wenn es um die Rechte von Menschen mit Behinderung oder die Ungleichbehandlung von Geflüchteten geht. Die vorgelegten und nun prämierten Produktionen zeichnen sich immer durch eine eindeutige Haltung und Positionierung der Regisseur_innen aus.“

Iris Berben, Präsidentin der Deutschen Filmakademie, danke in ihrer Laudatio den Preisträger_innen für ihr herausragendes filmisches und damit zugleich gesellschaftliches Engagement. Die sechs Preisträger_innen nahmen die Ehrungen dankbar entgegen und zeigten sich beeindruckt von der Initiative und Gestaltungskraft des Veranstalterkreises des Deutschen Menschenrechts-Filmpreises. Übereinstimmend betonten sie, dass ihnen mit diesem Preis insofern eine besondere Ehrung zuteilwerde, als der bundes- und europaweit renommierte Preis von unabhängigen Organisationen getragen wird. Das mache ihn im besonderen Maße glaubwürdig.

Verleihung und Preisträger-Filme in voller Länge sehen

Wolfgang Niedecken gab der Preisverleihung den musikalischen Rahmen. Er ist selbst Träger des Beethoven-Menschenrechtspreises, mit dem er 2017 für sein politisches und zivilgesellschaftliches Engagement geehrt wurde. Niedecken unterhält ein eigenes Projekt, das Kindern und Jugendlichen im Kongo hilft, die durch kriegerische Auseinandersetzungen traumatisiert sind. Der Kabarettist, Fernsehmoderator und Musiker Christoph Süß führte die Gäste gewohnt charmant und hintergründig durch den glanzvollen Abend.

Nach der Preisverleihung wurden fünf der sechs Preisträgerfilme in der „Nacht des Menschenrechtsfilms“ in voller Länge im Saal der Tafelhalle gezeigt. Der Spielfilm „STYX“ wurde am Sonntag um 11.00 Uhr in einer Matinee im Casablanca Filmkunsttheater in Nürnberg gezeigt.

Die Preisträgerfilme gehen nun auf eine Tournee durch Deutschland, Österreich und die Schweiz und werden in öffentlichen und kostenlosen Screenings gezeigt. Start der Tournee ist am 12. Dezember in München (Hochschule für Fernsehen und Film - HFF). Die nächste Wettbewerbsrunde wird im April 2020 starten, dann wird zum 12. Mal der Deutsche Menschenrechts-Filmpreis ausgeschrieben.

Menschenrechte sind elementares Bildungsziel

Heute, zwei Tage nach der Verleihung, am 10. Dezember, wird zudem weltweit der Tag der Menschenrechte gefeiert. Wie wichtig diese als Basis einer demokratischen Gesellschaft auch für Eltern und Lehrkräfte sind, betont Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE):

„Eltern und Lehrkräfte in Deutschland bekennen sich klar zu den Grundwerten unserer Demokratie und wollen diese an Schulen vermittelt wissen. Gerade vor dem Hintergrund jüngster Debatten und Entwicklungen in unserer Gesellschaft ist dies ein bedeutsames Ergebnis und gleichfalls ein klarer Handlungsauftrag an die Politik, Schule in die Lage zu versetzen, dies bestmöglich einlösen zu können.“

Die VBE präsentiert zum Tage der Menschenrechte eine repräsentative forsa-Umfrage zur Werteerziehung. Demnach erachten es über 90 Prozent der Eltern schulpflichtiger Kinder und 97 Prozent der Lehrkräfte in Deutschland es als (sehr) wichtig, dass die Achtung der Menschenrechte als ein Bildungs-und Erziehungsziel an Schule vermittelt wird.

Zur Umsetzung fordert Beckmann, ebenso wie der BLLV, mehr Investitionen in Bildung. Beispielsweise in Form von Unterstützung durch multiprofessionelle Teams für Lehrerinnen und Lehrer, die im Umgang mit der Heterogenität, die in Schulen und Kitas herrscht, an ihre Grenzen stoßen. Auch in Aus- und Weiterbildung mit Angeboten zu interkultureller Kompetenz müsse investiert werden.

Mehr Informationen

Vorstellung der Preisträger: www.menschenrechts-filmpreis.de

Die Preisverleihung vollständig bei Youtube: https://youtu.be/5cpa1HJWvmA

Verband Bildung und Erziehung zum Tag der Menschenrechte: Pressemitteilung

forsa-Umfrage zur Werteerziehung: www.vbe.de

Der Deutsche Menschenrechts‐Filmpreis

 

... wird im Rhythmus von zwei Jahren vergeben und aktuell von 21 Veranstaltern getragen, darunter bundesweit tätige Organisationen der Menschenrechts‐, Bildungs‐, Kultur ‐ und Medienarbeit, religiöse und kirchliche Organisationen, Gewerkschaften sowie kommunale Einrichtungen. Zudem unterstützen Verbände und Einzelpersonen den Filmwettbewerb.
Zum Trägerkreis zählt auch der BLLV.



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