Politik

Bayerns Schulen brauchen Entschleunigung

BLLV-Präsidentin fordert: "Runter vom Tempo" / Die Wochen vor Weihnachten sind für Schüler besonders anstrengend – daher sollten sie sich in den zweiwöchigen Ferien ausruhen dürfen

Pressemitteilung - Mit Besinnlichkeit hat die vorweihnachtliche Zeit an den Schulen nicht mehr viel zu tun. Im Gegenteil: Die Wochen vor dem Fest sind für die Schüler, aber auch für die Lehrkräfte besonders anstrengend. Es gilt, viele Proben und Schulaufgaben abzuhalten. Nicht selten müssen Grundschulkinder vierter Jahrgangstufen wöchentlich zwei bis drei Proben schreiben. Leistungsnachweise in den Hauptfächern Mathematik, Deutsch, Heimat- und Sachunterricht müssen erbracht werden. In den sechsten Jahrgangsstufen bayerischer Gymnasien z.B. kommt es vor, dass die Schüler in zwei Wochen in allen Schulaufgabenfächern Prüfungen schreiben. Dazu kommen noch weitere Notenerhebungen wie beispielsweise mündliche Abfragen und Stegreifaufgaben in den anderen Fächern. „Nach diesem Stress brauchen die Schüler die zweiwöchige Verschnaufpause dringend“, erklärte BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann wenige Tage vor Beginn der Weihnachtsferien. In ihren Augen wird es höchste Zeit, an den Schulen Maßnahmen zur  Entschleunigung einzuführen. „Die meisten Lehrkräfte wünschen sich nur eines: Runter vom Tempo!“   

Kinder litten zunehmend unter Kopfweh und anderen Stresssymptomen - darauf würden Krankenkassen und Ärzte immer wieder aufmerksam machen. Freilich sei dafür nicht die Schule allein verantwortlich, doch der dort herrschende Druck, das Tempo, in dem gelernt und abgefragt wird, trage einen Teil dazu bei, sagte die BLLV-Präsidentin. „Nachhaltige Lernprozesse brauchen Zeit, und die sollte Schulen den Kindern und Jugendlichen geben dürfen.“ so Fleischmann. Die Turboschule setze auch viele Lehrerinnen und Lehrern zu. „Wenn wir sie fragen, was sie sich am meisten wünschen, kommt fast immer nur die eine Antwort: „Mehr Zeit.“

 

An Eltern appellierte die BLLV-Präsidentin, Kindern in der Ferienzeit Ruhe und Erholung zu ermöglichen. „Die zweiwöchigen Weihnachtsferien sind ideal, um abzuschalten und Schule einmal Schule sein zu lassen.“ Keinesfalls sollten die freien Tage mit zusätzlichem Stress beladen werden. „Eltern sollten deshalb genau abwägen, ob sie ihrem Kind in den Weihnachtsferien ein striktes Lernprogramm oder Nachhilfekurse auferlegen.“  

 

Besonders schwierig sei die Situation für Kinder aus vierten Grundschulklassen und Kindern, die im Sommer auf ein Gymnasium gewechselt seien. „Grundschüler wollen mit aller Macht den Sprung auf ein Gymnasium schaffen und die, die ihn geschafft haben, wollen dort unbedingt bleiben.“ Der Besuch eines Gymnasiums gelte nach wie vor als Königsweg. Alternativen würden von den meisten Eltern und Schülern als Verschlechterung der Schulbiografie empfunden.  Diese Sichtweise führe zu einem immensen Druck, der Kinder nicht nur krank machen könne, sondern auch ihre Lernmotivation mehr hemme als fördere.

 

„Schule in Bayern ist ein Selektionsbetrieb“, bedauerte Fleischmann. Umso wichtiger sei es, Verschnaufpausen zu zulassen und sinnvoll zu nutzen. „Auch wenn es im Computerzeitalter altmodisch klingt: ich habe in meiner Zeit als Lehrerin und Schulleiterin immer wieder beobachten können, dass Kinder im freien und unbeschwerten Spiel glücklich sind und abschalten könnten.“