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Gesundheit - Stimme Service

Berufsrisiko Stimmversagen

Wenn die Stimme wegbleibt, kann das für eine Lehrkraft schlimmstenfalls das berufliche Aus bedeuten. Soweit muss es nicht kommen. Pädagogen können viel dafür selbst tun.

Lehrkräfte zählen nach den Opernsängern zu den stimmlich am höchsten belasteten Berufen. Während im Musiktheater Zuschauer dem Künstler wenigstens hingebungsvoll lauschen, müssen Pädagogen oft gegen erheblichen Lärmpegel ankämpfen. Unruhige Kinder, schlechte Raumakustik und große Klassenstärken machen den täglichen Unterricht zur stimmlichen Tour de Force.

In der Folge leiden Stimme, Körper und Psyche. Verspannungen im Hals- und Brustbereich und zu hoher Kraftaufwand beim Sprechen schränken die stimmliche Leistungsfähigkeit ein. Die Stimme klingt rau und gepresst. Wer mit zu viel Kraft spricht, hört sich heiser an. Auf Dauer können diese Belastungen organische Veränderungen wie Knötchen an den Stimmlippen hervorrufen.

Verständlichkeit des Unterrichts leidet

Eine Stimmstörung kann sich in vielfältiger Weise im Privat- wie im Berufsleben negativ auswirken. „Betroffene klagen über eine geringere Lebensqualität, sie ziehen sich aus dem Sozialleben zurück, in der Folge besteht eine höheres Risiko für Depressionen“, sagt Christian Gegner vom Zentrum für Sprache und Kommunikation der Universität Regensburg. Auch die Schüler leiden unter der angegriffenen Stimme einer Lehrkraft. Die Verständlichkeit des Unterrichts nimmt ab, der Pädagoge verliert an Präsenz und strahlt weniger Kompetenz aus.

Richtiges Sprechen kann also vor vielerlei Problemen schützen. Doch Lehrer werden während ihrer Ausbildung kaum darauf vorbereitet. Diese Lücke füllt die Universität Regensburg mit einem in Bayern einmaligen kostenlosen Stimmscreening für Lehramtsstudenten. Im Anschluss an eine computergestützte Stimmanalyse erhalten die Teilnehmer Tipps für den Erhalt ihrer Stimme. Die BLLV-Akademie vermittelt hierfür Studierenden Plätze. „Bei jedem fünften Testteilnehmer stellen wir eine Auffälligkeit fest“, sagt Gegner. „Ihre Stimme klingt heiser oder rau, sie ist zu hoch oder zu kraftlos.“ Die Betroffenen laufen Gefahr, zu erkranken und müssen gegensteuern.

Stimmschonendes Sprechen kann man lernen

Soweit muss es nicht kommen, wenn Lehrkräfte besser auf sich achten und auf erste Alarmzeichen reagieren. Merkmale einer angegriffenen Stimme sind häufiges Brennen im Hals und Schluckzwang, wenn langes Sprechen als anstrengend empfunden wird, sich die Stimme im Lauf eines Tages verändert und zum Beispiel höher wird. Sind diese Symptome über mehrere Wochen hinweg zu beobachten, ist der Gang zum Spezialisten angesagt. Gleiches gilt, wenn man vier bis fünf Tage am Stück heiser ist.

In solchen Fällen empfiehlt Sprechexperte Gegner einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt mit einer Spezialisierung auf Stimm- Sprech- und Sprachstörungen oder einen Phoniater und Pädaudiologen aufzusuchen.

Tipps vom Experten

Noch besser wäre es allerdings, vorbeugend zu handeln. Gegner rät Lehrkräften, ein Sprechtraining zu besuchen. Zudem hat er einige einfache Tricks parat, mit denen sich im Alltag die Stimme schonen lässt:

  • Vermeiden Sie Flüstern. Das strengt die Kehlkopfmuskulatur an.
  • Vermeiden Sie, sich zu räuspern. Stattdessen lieber Schlucken oder Trinken.
  • Wenn sie tatsächlich einmal richtig laut sprechen müssen, vermeiden Sie, in einer höheren Tonlage als gewöhnlich zu sprechen.
  • Vermeiden Sie scharfe Hustenbonbons mit Menthol.
  • Viel trinken. Das hält die Schleimhäute feucht.
  • Legen sie Sprechpausen ein. Das ist für Lehrkräfte zugegebenermaßen schwierig. Aber einen Aufenthalt im Lehrerzimmer könnte man zum Beispiel für zehn Schweigeminuten nutzen. Bereits nach dieser kurzen Zeit hat sich die Stimme erholt.
  • Atmen Sie richtig: Nicht flach, indem sie ihre Schultern heben und senken, sondern tief mit dem Bauch.
  • Um morgens die Stimme in Gang zu bringen, empfiehlt es sich, ein paar Minuten zu summen und den Brustkorb abzuklopfen. Das löst Schleim.