Presse

BLLV fordert Notprogramm für Flüchtlingskinder

Schulen müssen aus Sicht des BLLV besser ausgestattet werden / Präsident Wenzel: „Die Betroffenen brauchen jede erdenkliche Hilfe - Lehrkräfte mehr Unterstützung“

Pressemitteilung - Der Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV), Klaus Wenzel, hat auf die dramatische Situation von Flüchtlingskindern in Bayern hingewiesen und ein Notprogramm gefordert, wonach unbürokratisch und schnell zehn Millionen Euro für die Schulen bereitgestellt werden müssen. Mit der Soforthilfe sollen Schulstandorte, die Flüchtlingskinder aufnehmen, entlastet werden. Schulleitungen und Lehrkräfte sehen sich seit Wochen mit Aufgaben konfrontiert, die weit über die Organisation des üblichen Schulalltags hinausgehen: Viele Flüchtlingskinder kommen von einem Tag auf den nächsten an die Schulen - viele haben nichts - keinerlei Materialien. Sie sprechen kein Deutsch und es gibt keine Dolmetscher. Viele Kinder und Jugendliche sind darüber hinaus auch  schwer traumatisiert.  Es mangelt an zusätzlicher Unterstützung. Mit dem Geld könnte die größte Not gelindert werden. Flüchtlingskinder kommen je nach Alter und Dauer ihres Aufenthaltes in Übergangsklassen an Grund- und Mittelschulen. Weil es derzeit Engpässe gibt, werden die Kinder und Jugendlichen aber auch an vielen Standorten in Bayern auf Regelklassen verteilt.

Die Lehrkräfte haben es überwiegend mit jungen Menschen zu tun, die aus Krisen- und Kriegsgebieten kommen. Sie sind zum Teil schwer traumatisiert oder depressiv. „Es gibt immer wieder Kinder, die nicht mehr leben wollen. Manche sind allein auf sich gestellt, weil sie ohne Familie ankommen“, beschrieb Wenzel die Situation. Die jungen Menschen bräuchten jede erdenkliche Hilfe, die Lehrkräfte deutlich mehr Unterstützung, um die schwierige Aufgabe zu bewältigen. Es sei sehr lobenswert, dass sich der Freistaat bemühe den Flüchtlingen zu helfen. Die Not sei groß und die Suche nach Unterkünften drängend - „es darf aber nicht vergessen werden, dass auch die Schulen auf Unterstützung angewiesen sind. Die Voraussetzungen für eine einfühlsame und sensible Betreuung waren bereits vor dem derzeitigen Ansturm eher schwierig.“

Das Kultusministerium rechnet in diesem Schuljahr mit der Bildung von rund 300 Übergangsklassen in ganz Bayern. Zum Vergleich: im Schuljahr 2010/2011 waren es noch 90 Übergangsklassen mit 1576 Schülern, im Folgejahr 121 Klassen mit 2121 Schülern, 2012/2013 waren es 160 Klassen mit 2476 Schülern und im Schuljahr darauf 244 Klassen mit 3634 Schülern. Die Zahl der bisher geplanten Übergangsklassen übersteigt im Schuljahr 2014/15 voraussichtlich die geplanten 300 Klassen des Kultusministeriums. Von 2012/2013 auf 2014/2015 fand demnach fast eine Verdoppelung der Übergangsklassen statt.

Auf die Probleme, die die steigende Zahl der Übergangsklassen mit sich bringen,  hat der BLLV bereits im Jahr 2012 hingewiesen und richtete eine Petition an den Bayerischen Landtag. Darin heißt es zum Beispiel, dass die Schulen nur wenig bis gar nicht auf die veränderte Zusammensetzung der Klassen vorbereitet seien. Denn: wurden Übergangsklassen bisher überwiegend von Schülern europäischer Länder besucht, kommen seit einigen Jahren immer mehr Kinder und Jugendliche aus Krisen- oder Kriegsregionen. „Viele kennen keinen geregelten Schulbesuch. Falls schulische Inhalte vermittelt wurden, divergiert das Bildungsniveau stark“, ergänzte Wenzel. Viele minderjährige Flüchtlinge hielten sich zudem ohne Begleitung von Erwachsenen in Deutschland auf, was zusätzlich eine erhöhte sozialpädagogische Betreuung erforderlich machen würde.

Das Leid der zum Teil noch sehr jungen Betroffenen sei unermesslich. Um sie in ein halbwegs normales Leben zurückführen zu können, müssten entsprechende Voraussetzungen geschaffen und die Lehrkräfte in ihrer engagierten Arbeit mehr unterstützt werden - „während des zweijährigen Besuches einer Übergangsklasse und unmittelbar im Anschluss daran“, forderte der BLLV-Präsident.

 

Mehr Informationen zum Thema

Auf einer  Pressekonferenz am Mittwoch, den 15.Oktober 2014, wird der BLLV detailliert darstellen, was Schulen jetzt konkret brauchen, um die Situation zu bewältigen. Die Pressekonferenz findet um 10.30 Uhr in der Landesgeschäftsstelle des BLLV am Bavariaring 37 in München statt.