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Eintagsliebe und Honigkuckuckskinder

Natascha verliebt sich ausgerechnet an dem Tag, an dem sie aus den USA ausgewiesen werden soll: Der preisgekrönte Februar-Buchtipp "The Sun is also a Star" ist absolut bewegend! Im Roman "Honigkuckuckskinder" legt die 12-jährige Lena dem gewissenlosen Besitzer einer Asylantenunterkunft das Handwerk.

The Sun is also a Star – Ein einziger Tag für die Liebe

Von Nicola Yoon

Dressler Verlag
Seiten: 396
Preis: 19,99 Euro
ISBN: 976-3-7915-0032-4
Altersempfehlung: ab 14 Jahren

Die dunkelhäutige Natascha und Daniel, der Sohn koreanischer Einwanderer, lernen sich ausgerechnet an dem Tag kennen, an dem Natascha, die sich mit ihrer Familie illegal in den USA aufhält, abgeschoben werden soll. Die beiden so unterschiedlichen Jugendlichen sind fasziniert voneinander und verlieben sich Hals über Kopf ineinander. Sollten sie wirklich nur einen einzigen Tag für ihre Liebe haben? Eine letzte Chance, dass Natascha bleiben kann, besteht noch.

Der mehrfach ausgezeichnete Roman ist mehr als nur eine weitere Liebesgeschichte. Er ist klug erzählt und auch sprachlich überzeugend. In fesselnder Weise veranschaulicht er mit der Frage nach dem Wirken von Zufall oder Schicksal in der Welt fast philosophische Überlegungen und wirft ganz nebenbei einen entlarvenden Blick auf die Haltung der amerikanischen Gesellschaft ihren Einwanderern gegenüber, aber auch auf den in den USA ganz alltäglichen Rassismus.

Inhalt
Mehrere Zufälle – oder sind es die Wege des Schicksals, das das geplant hat? – führen dazu, dass sich Natascha und Daniel in New York kennenlernen. Allerdings passiert das an einem Tag, an dem sich für sie beide einschneidende Veränderungen in ihrem Leben anbahnen: Daniel, der Sohn koreanischer Einwanderer, ist unterwegs, um sich auf den Wunsch seiner Eltern bei einem Yale-Absolventen vorzustellen. Dieser soll nach einem Interview Daniels Bewerbung für ein Medizinstudium in Yale befürworten. Doch eigentlich möchte Daniel gar nicht Arzt werden.

Die dunkelhäutige Natascha stammt aus Jamaika und hält sich, seit sie acht Jahre alt ist, illegal mit ihrer Familie in den USA auf. Am Abend soll sie aus den USA ausgewiesen werden. Sie hofft, diese Abschiebung noch in letzter Minute zu verhindern.

Es sind also denkbar schlechte Voraussetzungen dafür, dass die beiden sich ineinander verlieben. Hinzu kommt, dass sie sehr unterschiedlich sind: Die pragmatisch denkende, nüchterne Natascha ist eine Anhängerin der exakten Wissenschaften, die einmal Datenanalystin werden will. Sie glaubt nicht an Schicksal und Vorbestimmung und schon gar nicht an die Liebe. Die ist für sie eine Auswirkung des Spiels von Hormonen und purer Zufall. Der „Dichter“ und Träumer Daniel dagegen ist überzeugt davon, dass es so etwas wie Füreinander-bestimmt-Sein gibt.

Und doch passiert genau das: Nach wenigen Stunden, in denen sie intensive Gespräche über sich, ihr Leben, ihr Denken und ihr Fühlen führen, sind sie sich beide darüber im Klaren, dass sie sich ineinander verliebt haben. Die alles entscheidende Frage ist nun: Kann Natascha ihre Ausweisung noch verhindern oder haben sie wirklich nur diesen einen Tag miteinander? Die Chancen stehen eigentlich gut.

Bewertung

Der Roman lässt die beiden Protagonisten als Ich-Erzähler im Wechsel die Geschehnisse dieses Tages schildern, der ihrem Leben am Ende eine neue Richtung geben wird. An zahlreichen Stellen sind Passagen eingeschoben, in denen ein allwissender Erzähler die größeren Zusammenhänge bzw. das Schicksal und das Verhalten von Nebenfiguren erklärt.

Gerade diese Nebenfiguren, die den Weg der Protagonisten kreuzen, sind es, die mit ihren Lebensentscheidungen der Handlung immer wieder eine neue und letztlich auch die alles entscheidende Wendung geben. So liegt es in der Hand eines Fachanwalts für Einwanderungsrecht, ob Natascha abgeschoben wird – und das ist genau der Mann, den Daniel wegen des Interviews aufsuchen soll. Ist das nun Zufall oder Schicksal? Natascha würde sagen: Alles Zufall! Daniel sieht es als vom Schicksal vorherbestimmt an.

Der fesselnde Roman, der mittlerweile auch verfilmt wurde, ist mehr als nur eine weitere Liebesgeschichte. Er ist klug erzählt und auch sprachlich überzeugend. In fesselnder Weise veranschaulicht er mit der Frage nach dem Wirken von Zufall oder Schicksal in der Welt fast philosophische Überlegungen und wirft ganz nebenbei einen entlarvenden Blick auf die Haltung der amerikanischen Gesellschaft ihren Einwanderern gegenüber, aber auch auf den in den USA ganz alltäglichen Rassismus. Absolut lesenswert!

Honigkuckuckskinder

Von Andreas Steinhöfel

Carlsen Verlag
Seiten: 204
Preis: 6,99 Euro
ISBN: 978-3-551-31780-3
Altersempfehlung: ab 12 Jahren

Die 12-jährige Lena und ihre verbitterte Mutter müssen in eine Unterkunft für Sozialfälle ziehen, in der vor allem Asylanten wohnen. Ihre Situation wird von dem gewissenlosen Besitzer der Unterkunft brutal ausgenutzt. Gemeinsam mit einer Freundin gelingt es Lena, ihm das Handwerk zu legen.

Dieses empfehlenswerte Kinderbuch greift ein aktuelles und brisantes Thema mutig und sensibel auf und beleuchtet es von vielen Seiten. Beeindruckend ist die teils bildgewaltige Sprache, mit der der Autor einzelne Szenen beschreibt. Auch für den Einsatz im Unterricht ist das Werk ab der 6. Jahrgangsstufe unbedingt geeignet.

Inhalt

Die 12-jährige Lena und ihre verbitterte Mutter müssen in eine Unterkunft für Sozialfälle ziehen, in der vor allem Asylanten wohnen. So lebt hier Ajoke mit ihrer Familie. Sie kommen aus Angola. Auch Asrat und sein kleiner Bruder Efrem, die aus Äthiopien geflohen sind, finden hier Unterschlupf, nachdem ihnen ihre Pässe gestohlen wurden.

Geführt wird die Unterkunft vom gewissenlosen Besitzer, Herrn Schmuck. Zusammen mit seinen Handlangern Zoni und Knister beutet er die Asylbewerber gnadenlos aus. So lässt er sie zum Beispiel die Pässe der Asylanten stehlen, um sie dann zu erpressen, damit sie kostenlos für ihn arbeiten. Des Weiteren gehen die beiden Gauner für ihn auf Diebstahltouren. Seit einiger Zeit begleitet sie dabei der junge Florin, der von anderen oft gehänselt wird und sich nun Bestätigung und Anerkennung erhofft.

Die taffe Lena und Ajoke werden Freundinnen. Sie durchschauen das miese Spiel von Herrn Schmuck und wollen ihm das Handwerk legen. Dafür suchen sie sich gezielt Hilfe. Nachdem alle illegalen Asylanten in Sicherheit gebracht worden sind, kommt die Polizei und nimmt die drei Gauner fest. Florin erhält eine zweite Chance. Lenas Mutter gewinnt wieder Lebensmut, sie sucht sich eine Arbeitsstelle und zieht mit ihrer Tochter in eine eigene Wohnung.

Bewertung

Viele verschiedene Schicksale werden in diesem Roman aufgezeigt, die alle im „Hotel Paradies“ des gewissenlosen Herrn Schmuck aufeinandertreffen. Schonungslos und offen, aber dennoch immer kindgemäß, erzählt der Autor, wie es den einzelnen Protagonisten ergeht. Sprachgewandt und eindrücklich stellt er ihre Gefühlslage und Welt dar. Er erzählt von ihren Nöten, ihren Sorgen, ihren Problemen, aber auch von ihren Freuden und Lichtblicken. Dabei betreibt er keine Schwarz-Weiß-Malerei, sondern stellt sehr differenziert dar, dass es unabhängig von Hauptfarbe und Religion ist, ob jemand gut oder böse handelt, ob jemand optimistisch oder frustriert durchs Leben geht.

Dieses empfehlenswerte Kinderbuch greift ein aktuelles und brisantes Thema mutig und sensibel auf und beleuchtet es von vielen Seiten. Beeindruckend ist die teils bildgewaltige Sprache, mit der der Autor einzelne Szenen beschreibt. Auch für den Einsatz im Unterricht ist das Werk ab der 6. Jahrgangsstufe unbedingt geeignet.



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