Selbstbewusst und selbstbestimmt in einer vielfältigen Welt
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Sexualkunde

Es braucht Kriterien, welche Überzeugungen im Kontakt mit Kindern vertreten werden

An einer Grundschule im Kreis Regensburg wollte eine ultrakonservative Organisation Sexualkunde vermitteln. BLLV-Präsidentin Fleischmann fordert Aufgeschlossenheit – und klare Kriterien und Grenzen bei der Frage, wer mit Kindern an Schulen in Kontakt tritt.

Der Titel klingt zunächst nach Unterstützung in einer sensiblen Entwicklungsphase: "Ich und mein Körper. Meine Entwicklung verstehen – stark werden für die Jugendzeit" heißt der Workshop, den der Verein „Teenstar Deutschland“ an einer Grundschule im Landkreis Regensburg für Viertklässler anbot. Allerdings wurde der Sexualkunde-Kurs, wie der Bayerische Rundfunk berichtete, schon nach der ersten Einheit nach Intervention des zuständigen Schulamts beendet. Das Kultusministerium erklärte dazu, dass das Angebot den Bayerischen Richtlinien zur Familien- und Sexualerziehung widerspreche.

Tatsächlich ist Teenstar als Organisation bekannt, die ultrakonservative Werte vertritt und fundamentalistischen Organisationen nahesteht. In einer Broschüre, die auch in der Grundschule bei Regensburg verwendet wurde, steht: „Mann und Frau sind füreinander geschaffen, zwei Männer oder zwei Frauen passen auf diese Weise nicht zusammen.“ Selbstbefriedigung wird als „egoistisch“ verdammt und sei außerdem potenziell beziehungsschädigend. In Österreich gab es um Teenstar an Schulen schon 2018 eine weitreichende Kontroverse und massive Kritik, nachdem Homosexualität dort durch Teenstar als „Schicksal“ bezeichnet wurde, das durch Therapie „heilbar“ sei.

Aufgeschlossenheit und zeitgemäße Bildung

Aus Sicht von BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann sind solche Ansichten aus der Zeit gefallen, denn es geht darum, Kinder und Jugendliche zu befähigen, sich selbstbewusst in einer vielfältigen Welt zu orientieren: “Ich finde es fatal, wenn Kinder vermittelt bekommen, dass eine ‚echte Familie‘ nur aus ‚Mama, Papa, Kind‘ besteht“, sagt Fleischmann im Gespräch mit bild.de. „Wir brauchen Aufgeschlossenheit und kein veraltetes Familienbild. Denn die Welt ist längst anders, sie ist bunt.“

Generell müsse genau hingeschaut werden, wer von extern an Schulen kommt und auf welcher Basis und mit welchem Hintergrund dann Inhalte vermittelt werden: “Es ist sehr gefährlich, wenn Leute mit Kindern in Kontakt kommen, bei denen wir nicht genau wissen, welche Überzeugungen die haben“, so die BLLV-Präsidentin, die eine klare Forderung an die politisch Verantwortlichen stellt: “Daher braucht es da klare Kriterien und Grenzen. Das sind wir den Kindern schuldig.“

Bezüglich des Sexualkunde-Unterricht gibt es diese Regelungen. Ein Sprecher des Kultusministeriums weist darauf hin, dass demgemäß „unterschiedliche Lebensformen und sexuelle Orientierungen (Hetero-, Homo-, Bisexualität) vorurteilsfrei von der Lehrkraft angesprochen“ werden sollen. Außerdem sei Sexualkunde-Unterricht durch externe Anbieter generell nicht vorgesehen.

Teenstar gibt nach eigenen Angaben derzeit jährlich 15 Kurse an Schulen in Bayern.



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