Bei ihrem jüngsten Parteitag haben sich die Freien Wähler für ein Volksbegehren zum Gymnasium ausgesprochen. Es soll zu einer Wahlmöglichkeit zwischen G8 und G9 führen. Der Zufall wollte es, dass ihre Landtagsfraktion wenige Tage später den Zugriff auf die Aktuelle Stunde des Bayerischen Landtags hatte. Sie stellte die Debatte unter den Titel „Dauerbaustelle G8 – keine weiteren Schlaglöcher stopfen, sondern vernünftige Alternativen schaffen: Wahlfreiheit G8/G9“. Zunächst fiel kein Wort zum Volksbegehren. Auch Günther Felbinger, der die Debatte für die FW eröffnete, nahm den Begriff nicht in den Mund. Stattdessen nannte er die Einführung des G8 unter Ministerpräsident Stoiber eine „Nacht und Nebelaktion“. Der erste, der über ein Volksbegehren sprach, war nach 35 Minuten Debatte der Grüne Thomas Gehring. Er fordere eine neue Lern- und Leistungskultur am Gymnasium. Nur so sei das Ziel zu erreichen, dass das Gymnasium keinen „Druck macht“. Dies sei nur mit zusätzlichen Lehrern zu erreichen. Da ein Volks begehren verfassungsrechtlich nicht zu Mehrkosten führen darf, unterstützen die Grünen den Vorstoß der FW nicht, begründete Gehring.
Autonomie für Schulen
Georg Eisenreich (CSU) sagte, das bayerische Gymnasium sei das „Flaggschiff“ der bayerischen Bildungspolitik. Er forderte Ruhe, damit sich die eingeleiteten Reformen am G8 entwickeln könnten. Martin Güll (SPD) entgegnete, die Unruhe hätten CSU und FDP selbst gebracht. Das KM habe die Sorgen und Nöte der Schüler und Eltern nie richtig ernst genommen. „Unzumutbare Zustände“ seien die Folge. Klarheit über das Volksbegehren und seine Inhalte brachte auch die zweite Rede der Freien Wähler nicht. Ihr Abgeordneter Michael Piazolo forderte Autonomie für die Schulen und mehr Rechte für Schüler. Er sprach von mehr Zeit zum Lernen und für die Freizeit. Er wolle keine Rückkehr zum G9, sondern „Wahlfreiheit“. Ein Konzept würde seine Partei aber erst noch vorlegen. Es solle anschließend mit der Bevölkerung diskutiert werden, „auf welchem Weg auch immer“, wie es Piazolo ausdrückte. Erst dann werde entschieden, ob ein Volksbegehren eingeleitet werde. Renate Will (FDP) nannte ein Gymnasium der zwei Geschwindigkeiten „absoluten Schwachsinn“. Kultusminister Ludwig Spaenle bezeichnete es als „beschämend und unverantwortlich“, wie die Freien Wähler mit dem Gymnasium umgingen.