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Schüler des BLLV-Projekts Erinnern besuchen Auschwitz Startseite

Im Zentrum des Terrors

Tief bewegt kamen 15 Schülerinnen und Schüler des Ignaz-Taschner-Gymnasiums in Dachau von einer Studienreise in die KZ-Gedenkstätte Auschwitz zurück. Einige unter ihnen nehmen am BLLV-Projekt Erinnern teil und erarbeiten Biografien verfolgter jüdischer Lehrer.

Im Rahmen des BLLV-Erinnerungsprojektes erarbeiten Schülerinnen und Schüler auch im kommenden Jahr wieder Biografien verfolgter und ermordeter jüdischer Lehrer. Grundlage ist die vom BLLV  erarbeite Datenbank mit den Namen von über 800 jüdischer Lehrer und Lehrerinnen, die zwischen 1900 und 1942 in Bayern lebten. Zusammen mit der Initiative Namen statt Nummern besuchten sie im Rahmen einer Studienreise die Gedenkstätte  Auschwitz/Oświęcim.

Unter der Leitung ihrer Geschichtslehrerin Hedi Bäuml werden im W-Seminar „Namen statt Nummern“ am Ignaz-Taschner-Gymnasium Dachau 15 Schülerinnen und Schüler in den nächsten anderthalb Jahren Lebensgeschichten von Häftlingen der Konzentrationslager Dachau und Auschwitz für das Gedächtnisbuch Dachau und das Projekt Erinnern des BLLV recherchieren. Begleitet wird die Arbeit der Gruppe von Sabine Gerhardus, Projektleiterin des „Gedächtnisbuch für die Häftlinge des KZ Dachau“ und Betreuerin des Projekts „Erinnern“ des BLLV. Es ist bereits das dritte W-Seminar, das Sabine Gerhardus zusammen mit Hedi Bäuml durchführt, und doch ist dieses Seminar etwas Neues: Dank eines EU-geförderten deutsch-polnischen Partnerschaftsprojekts von Gedächtnisbuch und Dachauer Forum konnten die Schüler ihre Recherche mit einer Studienfahrt nach Auschwitz beginnen.

Sieben Tage dauerte die Exkursion im Oktober 2022. Neben den Schülern und ihren beiden Betreuerinnen fuhren auch erwachsene Teilnehmende mit nach Polen: vorwiegend aus Stadt und Landkreis Dachau, alle dem Bereich Zeitgeschichte und dem Gedächtnisbuch verbunden.

Im jüdischen Museum in Oświęcim erfuhren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über das Leben der großen jüdischen Gemeinde in der Stadt. Sie hatte zwischen 7.000 und 8.000 Mitglieder, über die Hälfte der Stadtbevölkerung war jüdisch. Alleine die Große Synagoge, die 1939 von den Nazis zerstört wurde, verfügte über 2.000 Plätze. Kurz nach dem Überfall der Wehrmacht auf Polen wurde Oświęcim besetzt, in „Auschwitz“ umbenannt und ins Deutsche Reich eingegliedert.

Im Zentrum der Reise stand der Besuch der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau. Erschüttert und bewegt waren die Schülerinnen und Schüler nach zwei  jeweils vierstündigen Rundgängen durch das ehemalige Stammlager und durch das Lager Auschwitz-Birkenau. Sie erfuhren dabei von der unvorstellbaren menschenverachtenden Behandlung, denen die Häftlinge im KZ ausgesetzt waren, von den Verbrechen der SS-Wachmannschaften und der  Dimension des Vernichtungsapparats, der im deutschen KZ in den Jahren 1940 bis 1945 herrschte. Bis heute ist die Zahl der hier Ermordeten nicht eindeutig geklärt, sie bewegt sich im Bereich zwischen 1,1 und 1,5 Millionen Menschen. Derzeit steht die Gedenkstätte vor der Herkulesaufgabe, bauliche Überreste, Dokumente und die Gegenstände zu konservieren, die den Ermordeten gehört hatten und die die SS nicht mehr wegschaffen oder zerstören konnte.

Die Schülerinnen und Schülern hatten die Gelegenheit, im Archiv der Gedenkstätte auf der Grundlage der bereits in Dachau vorbereiteten Archivalien und Online-Ressourcen selbst zu recherchieren und an den Lehrerbiographien und den Gedächtnisblättern zu arbeiten.

Gefördert wurde die Studienfahrt durch die Europäische Union und den Landkreis Dachau.