_MAR8520.jpg
Professor Michael Schratz Startseite

In der Schule mehr für das Leben lernen

Aktuell macht der Schulunterricht, wie die meisten ihn kennen, Pause. Professor Michael Schratz, Sprecher der Jury des Deutschen Schulpreises, wirbt dafür, diese Unterbrechung der Routinen als Chance zu begreifen. Als Chance in der Schule mehr für das Leben zu lernen, wie er in seinem Kommentar für die österreichische Tageszeitung Der Standard fordert.

Schülerinnen und Schüler in Österreich und auch Deutschland diskutieren darüber, ob der Lehrstoff, den sie für die Matura - oder das Abitur - wissen müssen, rechtzeitig nachzuholen ist. Professor Schratz sieht darin den Ausdruck einer falsch ausgerichteten Bildungspolitik. Er fordert, dass die Schülerinnen und Schüler, wenn sie wieder zurück in den Unterricht kommen, nicht in den alten Schulmodus zurückkehren. Vielmehr gelte es „Schule weiterzudenken“ und nicht, dass „Lernfragen den Unterricht bestimmen, sondern jene, die die Bewältigung der entstehenden Zukunft erfordert“, kommentiert Schratz für Der Standard.

So treibt die aktuelle Ausnahmesituation einiges voran, was davor nur schleppend funktionierte. Das Lernen außerhalb der Schule war bei den „Fridays for Future“-Demonstrationen für Verantwortliche noch schwer vorstellbar. Dies, obwohl Schülerinnen und Schüler „dort die im Lehrplan geforderte Eigentätigkeit, Selbstverantwortung und lebensnahes Lernen besser erwerben konnten als im Klassenzimmer“, so Schratz. Das habe sich schlagartig geändert. Der Professor beobachtet auch, dass innovative Unterrichtsmethoden plötzlich vermehrt Anwendung finden. So seien „die Schülerinnen und Schüler mit der Erarbeitung der Lerninhalte beschäftigt und tauschen sich über ihre Erfahrungen und das Gelernte mit ihren Lehrerinnen und Lehrern individuell aus.“

Daneben zieht Michael Schratz noch weitere Lehren, auf die man nach der Rückkehr in den regulären Lehrbetrieb zu achten habe: So plädiert er etwa dafür, die aktuell größere Autonomie der Lehrerinnen und Lehrer im Berufsalltag auch weiterhin zu erhalten. Hilfsangebote für Kinder und Jugendliche, die im regulären Unterricht bereits den Anschluss verlören, gelte es hingegen auszubauen – zumal sie durch den aktuellen Fernunterricht verstärkt zurückfielen. Das Aussetzen der Gewohnheiten ermöglicht laut Schratz diese und weitere Lehren ins Bildungssystem aufzunehmen, was die aktuelle Krise zur Jahrhundertchance werden lasse, „wenn die Bildungsverantwortlichen die Erfahrungen aus der Corona-Krise klug zu nutzen wissen“. // Holger Gödderz

>> Den gesamten Kommentar finden Sie auf derstandard.at: „Corona-Krise: Das ver-rückte Klassenzimmer!“



Mehr zum Thema

Themen:
Corona