BS_Eckinger.jpg
Zum 80. Geburtstag Startseite

Lehrer, Autor und Bildungsvisionär - BLLV-Koryphäe Dr. Ludwig Eckinger

Zum Jubiläum eine Verneigung vor Dr. Ludwig Eckinger: Der ehemalige BLLV-Vizepräsident und Bundesvorsitzende des VBE ist ein Kämpfer für die pädagogische Profession. Zum 80. Geburtstag würdigt ihn die BLLV-Präsidentin als "einen echten Pestalozzi-Verfechter".

Dr. Ludwig Eckinger hat sein Leben der Bildung und der Unterstützung von Lehrerinnen und Lehrern gewidmet: Er war von 1984-2007 Vizepräsident des BLLV und von 1993-2009 Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE). Er saß ab 1996 in der Expertenkommission Schule, Bildung, Wissenschaft des dbb beamtenbund und tarifunion und hatte von 2000 bis 2009 deren Vorsitz inne. Mit seinem unermüdlichen Einsatz und seiner Leidenschaft für Bildung hat er maßgeblich dazu beigetragen, die Arbeitsbedingungen von Lehrkräften zu verbessern und sich für Bildungsgerechtigkeit eingesetzt.


BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann würdigt BLLV-Ehrenmitglied Dr. Ludwig Eckinger als echten Pestalozzi-Verfechter

BLLV Präsidentin Simone Fleischmann hatte zum Jubiläum von Dr. Eckinger in die BLLV-Geschäftsstelle geladen. Der VBE-Vorstandsvorsitzende Gerhard Brand, Ehrenpräsident Albin Dannhäuser, Vizepräsident Tomi Neckov, die BLLV-Abteilungsleitungen Antje Radetzky, Sabine Bösel, Hans Rottbauer und Andreas Rewitzer und zahlreiche Mitglieder des Landesvorstandes waren an diesem Abend dabei. Die BLLV-Präsidentin gratulierte zum Jubiläum und nutzte die Gelegenheit, um Dr. Eckinger für all die Jahre zu danken, in denen er sich für gute Bildung und die Stärkung der Lehrkräfte einsetzte: „Johann Heinrich Pestalozzi war einer der bedeutsamsten Pädagogen und Vordenker ganzheitlicher Erziehung. Seine Ansichten und Schriften haben dich sehr geprägt. Das hat man in deinem Handeln und in deinen Entscheidungen immer gespürt.“

„Das Leben bildet, und das bildende Leben ist nicht Sache des Wortes, es ist Sache der Tat.“ zitierte die Präsidentin aus den Werken Pestalozzis (Johann H. Pestalozzi, Sämtliche Werke 6/449). „Das bildende Leben hast du, lieber Ludwig, wahrhaftig als eine Sache der Tat begriffen. Deine schul- und bildungspolitischen Positionen wirken bis heute in den BLLV hinein. Dafür danke ich dir!“ so die BLLV-Präsidentin.  


Dem pädagogischen Mandat eine Würde geben

In seiner Rede wirft BLLV-Ehrenmitglied Dr. Ludwig Eckinger einen Blick auf sein Jubiläumsjahr, das mit dem 75. Geburtstag der Verabschiedung des Grundgesetzes zusammenfällt: "Wie bedeutend dieser Tag für die Lehrerinnen und Lehrer und unsere Profession sein kann, ja, werden muss, sagte der Erziehungswissenschaftler Heinz-Elmar Tenorth in seinem Vortrag über die pädagogische Dimension des Grundgesetzes, den er auf meinen Wunsch hin zu meiner Verabschiedung als Bundesvorsitzender des VBE 2009 in Berlin gehalten hat. Er fordert uns Lehrerinnen und Lehrer auf, das Grundgesetz zu feiern, weil es in seiner herausfordernden Zuschreibung dem pädagogischen Mandat eine eigene Würde gibt."

Der BLLV war seine pädagogische Heimat - seine Arbeit wirkte weit über Bayern hinaus

Dr. Eckinger hat sich in seiner Arbeit als Visionär etabliert, der stets nach innovativen Lösungen für die Herausforderungen im Bildungsbereich gesucht hat. Sein Einsatz für die Belange der Lehrerinnen und Lehrer war das Vorbild und hat vielen Kollegen Mut gemacht, sich ebenfalls für ihre Rechte einzusetzen. Durch sein Wirken hat Dr. Ludwig Eckinger nicht nur den BLLV geprägt, sondern auch die gesamte deutsche Bildungslandschaft nachhaltig beeinflusst. Oder, um es in seinen eigenen Worten zu sagen, "der Auftrag, die Profession der Lehrerin, des Lehrers zu beschreiben, zu schützen und zu stärken, bleibt!" Sein unermüdlicher Einsatz für Bildung und Bildungsgerechtigkeit ist ein Vermächtnis, das auch über seinen 80. Geburtstag hinaus Bestand haben wird.

BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann war sehr berührt für das Vertrauen, dass Dr. Eckinger ihr aussprach, vor allem in Anbetracht dessen, dass die Aufgaben und Herausforderungen für Lehrkräfte immer größer werden: "Dass du liebe Simone, diese Herausforderungen angenommen hast und sie permanent durchlebst und ausprägst, und damit Zukunft vor allem für die nachwachsende Generation menschlich gestalten willst, ist für mich Freude und Genugtuung."

Und weiter: "Mehr denn je müssen wir Lehrerinnen und Lehrer – nicht nur wegen 300 Jahre Kant - Urteilskraft als Erziehungsziel anstreben und mit Bildung das Versprechen der Zivilisierung einlösen. Der BLLV hat in seinem Manifest „Haltung“ eingefordert und dafür plädiert, dass Demokratie Bildung braucht."

Eindrücke der Feier beim BLLV

Laudatio von BLLV-Ehrenpräsident Dr. Albin Dannhäuser - erschienen in der bayerischen schule 03/2024

Kämpfer für die pädagogische Profession – Dr. Ludwig Eckinger zum 80. Geburtstag

„Dreh- und Angelpunkt jeder Bildungsreform ist die Lehrerbildung. “Diese Maxime prägte das bildungs- und berufspolitische Engagement von Ludwig Eckinger über mehr als vier Jahrzehnte. Bereits als Junglehrer forderte er eine theorie- und praxisbezogene Ausbildung, pädagogische Fakultäten, Universitäts-Schulen und die Verzahnung von 1., 2. und 3. Phase. Im „Bologna-Prozess“ setzte er durch, dass bei der Vereinheitlichung der europäischen Studiengänge Struktur und Qualität der Lehrerbildung gesichert wurden. Diese historische Wegmarke war Bedingung für die Anerkennung der Gleichwertigkeit aller Lehrämter im Berufsverständnis und in der Besoldung.

Ludwig Eckinger überzeugte vor allem durch seine präzise Definition der pädagogischen Professionalität. Auf seine Initiative unterzeichneten alle Lehrerorganisationen, die Kultusministerkonferenz und die Dachgewerkschaften 1999 die „Bremer Erklärung“ zu den „Aufgaben von Lehrerinnen und Lehrern als Fachleute für das Lernen“ – ein Dokument, das seine Handschrift trägt. Ebenso gelang ihm die Festschreibung des Lehrerberufsbildes in einem Manifest gemeinsam mit den Lehrergewerkschaften in der Schweiz und in Österreich. Seine Position wurde demonstrativ im Programm der „Education International“ mit weltweit 23 Millionen Mitgliedern verankert. Lange vor PISA mahnte er ein neues Bildungs- und Leistungsverständnis an, ebenso wie bessere Rahmenbedingungen und eine langfristige Personalplanung. Für manche provozierend, forderte er, die Bildungsfinanzierung „vom Kopf auf die Füße“ zu stellen.

Ein Glücksfall für unseren Landes- und Bundesverband

Ludwig Eckinger war für unseren Landes- und Bundesverband ein Glücksfall. Er hätte nach seinen Lehrerexamina als Jahrgangsbester, nach wissenschaftlicher Assistenz und Promotion die Hochschullaufbahn einschlagen können, die ihm angeboten wurde. Er aber kehrte als Rektor in die Schule zurück und stellte seine fachliche Expertenschaft in den Dienst unserer Verbände


Nach dem Vorsitz der jungen Lehrer und der Berufswissenschaft im BLLV- Niederbayern prägte Ludwig Eckinger als1. Vizepräsident des BLLV über 23 Jahre vor allem die bayerische Hochschulpolitik. Er gründete das „Tutzinger Netzwerk“ zur Lehrerbildung, durch das er zusammen mit renommierten Experten aus Hochschulen, Akademien, Parlament und Schulpraxis sukzessive Qualitätsverbesserungen erreichte.
In seiner 16-jährigen Amtszeit als Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung galt er in der Bildungspolitik als eine der wirkmächtigsten Stimmen Deutschlands. In der Tradition „Deutscher Lehrertage“ und bei Symposien entwickelteer Zukunftsentwürfe für das Bildungswesen und profilierte damit den VBE als Meinungsführer. Im Prozess der deutschen Einigung bewirkte er das Zusammenwachsen und die Stärkung der Landesverbände. Eindringlich mahnte er den kooperativen Föderalismus in gesamtstaatlicher Verantwortung an. Sein Vorschlag für einen „neuen Bildungsrat“, der auch die Sympathie des Bundespräsidenten fand, blieb leider ein Desiderat.

Ab Anfang der 90er-Jahre vertrat Ludwig Eckinger den VBE im Vorstand des Europäischen Gewerkschaftskomitees für Bildung und Wissenschaft und in der „Education International“. Hier wirkte er als „Botschafter für bessere Bildung“ zur Sicherung gesellschaftlicher Teilhabe und Demokratie. Seit seiner Gründung ist er im „Rat für deutsche Rechtschreibung“ alleiniger Vertreter der deutschsprachigen Lehrerschaft.

Realistischer Visionär und empathisch geradliniger Wegweiser

Ludwig Eckinger war in unseren Verbänden ein Garant parteipolitischer Unabhängigkeit, bildungspolitischer Offenheit und weltanschaulicher Toleranz. Er führte durch Kommunikation und Kooperation, stiftete Vertrauen und Identifikation. Ludwig Eckinger ist ein Pflichtmensch, intellektuell brillant, von hohem ethischen Anspruch und wegweisender Vision. Er zeichnete sich aus durch Empathie, Geradlinigkeit und Beharrlichkeit. Verletzungen ertrug er mit stoischer Gelassenheit. Unverwechselbar ist sein niederbayerisch-hintergründiger Humor, mit dem er manche Verkrampfungen im politischen Tagesgeschäft löste. Für seine herausragenden Verdienste wurde er vom BLLV zum Ehrenmitglied und vom VBE zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Der Bundespräsident verlieh ihm das Bundesverdienstkreuz am Bande und die Republik Österreich das Große Ehrenzeichen. Zu seinem 80. Geburtstag gebühren ihm größter Dank und beste Wünsche. Persönlich bleibe ich Ludwig Eckinger dankbar für eine jahrzehntelange, enge und reich machende Zusammenarbeit, für unverstellte Wertschätzung und Freundschaft."