Elternratgeber: Cybermobbing

Cyber-Mobbing

Die Beleidigungen über soziale Netzwerke wie WhatsApp-Gruppen und Facebook nehmen zu. Das schlimme: Cyber-Mobbing finde mittels pausenlos verfügbaren digitalen Medien oft rund um die Uhr statt. Was können Eltern tun?

Es gibt keine großen Entdeckungen und Fortschritte, solange es noch ein unglückliches Kind auf Erden gibt - so formulierte es Albert Einstein vor mehr als 100 Jahren. Und diese Aussage hat mehr denn je auch heute Gültigkeit. Eltern versuchen, ihre Kinder vor Unglück zu bewahren. Sie sehen sich aber zunehmend mit Faktoren konfrontiert, die sie nur schwer beeinflussen können.

Am Beispiel der sozialen Netzwerke wird schnell klar, was gemeint ist: „Sie werden - sei es aus Unwissenheit oder auch ganz bewusst - von einigen Jugendlichen missbraucht, um Mitschüler zu belästigen, zu nötigen oder zu diffamieren“, so die Leiterin der Abteilung Berufswissenschaften im Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV), Birgit Dittmer-Glaubig. „Die Rede ist von Mobbing. Der Begriff wird als „systematischer Missbrauch einer sozialen Machtposition“ definiert.

Subtiler und weniger greifbar ist die zunehmende Form des sogenannten Cybermobbings. Darunter, so Dittmer-Glaubig, seien Angriffe auf die Persönlichkeit mithilfe digitaler Kommunikationsmittel zu verstehen. „Leider nehmen Beleidigungen über WhatsApp-Gruppen, über das Einstellen privater Bilder oder Videos auf Facebook zu - nicht nur an Häufigkeit, sondern auch an Härte.“ Viele junge Menschen würden dabei bloß gestellt und gedemütigt. „Jeder Dritte, das sind 34 Prozent, der Zwölf- bis 19-Jährigen kennt jemanden, der bereits im Internet oder per Handy "fertig gemacht wurde“, so Dittmer-Glaubig. Acht Prozent waren sogar schon direkt von Mobbing übers Internet betroffen, wie eine Studie aus dem Jahr 2016 aufzeigte.“ Das schlimme: Cyber-Mobbing finde mittels pausenlos verfügbaren digitalen Medien oft rund um die Uhr statt.

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Was können Eltern tun? „Sie sollten sich zunächst klar machen, dass es nicht jedes Kind schafft, über die Schikanen offen zu reden.“ Vielen Betroffenen sei es peinlich – „vor allem, wenn es um Videos oder Bilder geht, die sie in unangenehmen Situationen zeigen.“ Aus Angst vor restriktiven Maßnahmen wie Handy- oder Internetverbot würden dann manche auch lieber schweigen. Eltern sollten daher auf andere Signale achten: „Hat das Kind öfter Kopf- oder Bauchschmerzen , zieht es sich aus dem Freundeskreis zurück, beschäftigt es sich dauernd mit virtuellen Welten und schaut ständig nach, welche News in den sozialen Netzwerken gerade wieder verbreitet werden?“ Auch Leistungsabfall bis hin zur Schulverweigerung seien Anzeichen, die Eltern ernst nehmen sollten. „Sinnvoll wäre es dann, behutsam auf das Kind zu zugehen und ihm zu signalisieren: Du bist nicht allein. Wir helfen Dir, wenn Du Sorgen hast.“

Grundsätzlich sei es wichtig, Interesse an den Internetaktivitäten des Kindes zu zeigen und unbedingt: Vorwürfe zu vermeiden! „Eltern sollten ihrem Kind darüber hinaus Zeit gebe, sich zu öffnen. Gemeinsam könnte dann eine Strategie der weiteren Vorgehensweise überlegt werden.“ „Einen wirksame Möglichkeit, aktiv dieser Bedrohung zu begegnen, ist die Identifizierung des ‚Täters‘ und der Versuch eines klärenden Gesprächs mit allen Beteiligten, also mit den Mitschüler/innen, den Eltern und der Schule“, empfiehlt Dittmer-Glaubig. Eltern sollten sich bei nachhaltiger, gravierender Belästigung und Beleidigung auch nicht scheuen, Strafanzeige zu erstatten. „Hierzu ist es sehr hilfreich, wenn sie die Cyberattacken so umfassend wie möglich dokumentieren.“