Fachanhörung Open Ecucational Resources
Was sind Open Educational Resources und wie lassen sie sich sinnvoll im Unterricht einsetzen? Antwroten darauf gab der Bildugsnforscher Dr. Dominic Orr bei der BLLV-Fachanhörung zum Thema.
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OER: Gratis Lehrmaterial mit unerwünschten Nebenwirkungen?

Das Angebot an digitalen Unterrichtshilfen im Internet ist unüberschaubar groß. Das macht die Auswahl schwierig. Anhand welcher Kriterien lässt sich beurteilen, ob das Material etwas taugt?

Das wollte der BLLV wissen und bat drei Experten bei dere Fachanhörung „Bildungsmedien: Lernprogramme, Unterrichtsmaterial, Qualitätssicherung und Open Educational Resources" um ihre Einschätzung.

Mit dem Einzug digitaler Medien in die Schulen steht Lehrkräften eine geradezu unüberschaubare Vielfalt an kostenlosem Unterrichtsmaterial zur Verfügung. Im Sammelsurium der Anbieter tummeln sich neben den etablierten Verlagen private Initiativen und Plattformen, und auch viele Organisationen und Unternehmen.

Besonders beliebt sind OERs, Open Educational Resources. Dabei handelt es sich um freie Lern- und Lehrmaterialien in den unterschiedlichsten Formaten. Dahinter verbergen sich Arbeitsblätter, Informationsmaterialien, Videos, Lehrbücher, Vorlesungen, Tutorien und Grafiken und vieles mehr. Sie dürfen nicht nur kostenlos genutzt, sondern auch weiterverbreitet und verändert werden. Was erlaubt ist, darüber geben sogenannte Creative-Commons-Lizenzen Auskunft, erkennbar an dem CC-Siegel.

Dr. Dominic Orr erforscht seit mehreren Jahren das Thema OER und ist Projektleiter am Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie in Berlin. Zuvor war er auch für die OECD und die UNESCO tätig. „OER sind eine Triebkraft für soziale Innovationen. Sie unterstützen die Interaktion zwischen Schüler und Lehrer“, sagte Orr. Lehrende können sie beliebig an die Bedürfnisse ihrer Schüler anpassen. Damit unterstützen OER individualisiertes Lernen. Allerdings müssten Lehrkräfte im Umgang mit OERs geschult werden, zum Beispiel durch Fortbildungen oder Informationskampagnen. Außerdem empfiehlt Orr, ein Qualitätssicherungssystem für OERs zu entwickeln und einzurichten.

OER – Einfallstor für den Lobbyismus?
Das scheint wohl dringend nötig, wie Untersuchungen der Universität Augsburg ergeben haben. „Bei kostenlosen Lehrmaterialien besteht die Gefahr des Lobbyismus. Viele dieser Materialien sind interessengleitet. So wollen Unternehmen und Organisationen ihre Ideen und Wertvorstellungen in die Köpfe der Schüler bringen“, warnte Prof. Dr. Eva Matthes von der Universität Augsburg.

In einem mehrjährigen Forschungsprojekt haben sich die Lehrstuhlinhaberin und ihr Team mit der Qualität von Bildungsmedien im Internet beschäftigt. Die Erkenntnisse daraus flossen in ein Bewertungsraster, das sich zurzeit in der Erprobungsphase befindet. Es soll Lehrkräften bei der Auswahl von frei zugänglichen Lehrmaterialien helfen. Denn darauf sind Lehrkräfte bislang nicht vorbereitet. Matthes fordert den Umgang mit OER und deren kritische Auswahl zu einem verpflichtenden Teil des Lehramtsstudiums zu machen.

Wie OER im Alltag praktisch genutzt werden können, zeigte Johannes Philipp, Leiter des Referats Medien im BLLV. Er stellte eine Reihe von Webseiten mit empfehlenswerten OER-Materialien vor. Im Anschluss konnten die Zuhörer diese selbst ausprobieren. Die von Philipp präsentierten Linklisten sind Ausfluss des Projekts „Lehrerfortbildung durch Nutzung und Produktion von OER-Materialien“, das die Akademie für Lehrerfortbildung Dillingen (ALP) in Zusammenarbeit mit FWU Institut für Film und Bild betreibt. Nach dessen Abschluss will die ALP regelmäßig Fortbildungen zu OER anbieten. Auch dort hat man erkannt, dass um das Thema OER niemand auf Dauer herumkommen wird.



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