Schulleitungsumfrage VBE/BLLV Themen

Schulleitungen in Bayern: viele Aufgaben, schlechte Bedingungen

Die forsa-Schulleitungsumfrage 2021 im Auftrag des VBE und des BLLV zeigt: Schulleiterinnnen und Schulleiter machen ihren Beruf sehr gerne. Sie sind aber stark belastet und sehen großen Verbesserungsbedarf.

Im Auftrag des VBE und des BLLV hat das forsa-Institut im Oktober 2021 erneut eine repräsentative Befragung unter 1.300 Schulleiterinnen und Schulleitern (davon 251 in Bayern) allgemeinbildender Schulen durchgeführt. Die Schulleitungen wurden u.a. zu den größten Problemen im Schulalltag, zu ihrer Arbeitszufriedenheit, zu Belastungsfaktoren, zu ihren Erfahrungen im Zuge der Corona-Pandemie, ihren Einschätzungen zum Lehrkräftemangel  sowie zur Digitalisierung an Schulen befragt.

Die größten Probleme an der Schule

51 Prozent der Schulleitungen in Bayern (33 % im Bundesgebiet insgesamt) zählen Corona bzw. die Corona-Maßnahmen zu den derzeit größten Problemen an der Schule. Dabei geht es unter anderem um die Mehrbelastung durch die Organisation von Corona-Maßnahmen, um fehlende Planbarkeit und ständige kurzfristige Politikwechsel in Bezug auf Unterrichtsformen und Corona-Regeln im Bereich Schule oder um Probleme oder Konflikte (z.B. mit Eltern) wegen der Umsetzung der Corona-Maßnahmen. Von etwa der Hälfte der Schulleitungen in Bayern (47 %) wird der Lehrkräftemangel als eines der größten Probleme an den Schulen angesehen. Mit einem deutlichen Abstand folgen Arbeitsbelastung und Zeitmangel (25 %) und die (technische) Ausstattung der Schulen (17 %), wobei letzteres in Bayern seltener bemängelt wird als im Bundesdurchschnitt.

 

Aufgabenerfüllung und Belastungsfaktoren

Die Mehrheit der Schulleitungen in Bayern (58 %) gibt an, dass sie ihre beruflichen Aufgaben als Schulleitung zumindest häufig oder sogar immer zu ihrer eigenen Zufriedenheit erfüllen können. 42 Prozent der Schulleitungen in Bayern können nur gelegentlich bzw. nie ihre beruflichen Aufgaben zu ihrer Zufriedenheit erfüllen. 10 Prozent der in Bayern befragten Schulleitungen würden ihren Beruf auf jeden Fall, 34 Prozent würden ihn wahrscheinlich weiterempfehlen. 51 Prozent würden ihren Beruf wahrscheinlich nicht bzw. auf keinen Fall weiterempfehlen. Die Frage, ob sie nach heutiger Einschätzung auch in zehn Jahren noch als Schulleiter/in tätig sein werden, bejahen 42 Prozent der Schulleitungen in Bayern. 43 Prozent gehen nicht davon aus. 15 Prozent können oder wollen hierzu keine Einschätzung abgeben.

Die größten Belastungsfaktoren aus Sicht der Schulleitungen in Bayern sind insbesondere ein stetig wachsendes Aufgabenspektrum (91 %), steigende Verwaltungsarbeiten (86 %) und die Tatsache, dass Politiker bei ihren Entscheidungen den tatsächlichen Schulalltag nicht ausreichend beachten (83 %). Rund drei Viertel der Schulleitungen in Bayern nennen den Lehrkräftemangel (79 %), die Anspruchshaltung, dass die Schule alle aufkommenden gesellschaftlichen Probleme lösen soll (78 %), zu kurzfristige Entscheidungen (76 %), eine Überlastung des Kollegiums (75 %) und ein mangelndes Zeitbudget (74 %) als belastend für ihre Arbeit. Lehrkräftemangel, zu kurzfristige Entscheidungen und ein mangelndes Zeitbudget werden dabei von den Schulleitungen in Bayern häufiger beklagt als im Bundesgebiet insgesamt. Mehrheitlich nennen die Schulleiterinnen und Schulleiter in Bayern zudem fehlendes weiteres pädagogisches Personal (56 %) sowie knappe Ressourcen (54 %) als Belastungsfaktoren.

 

Lehrkräftemangel und Seiteneinsteiger

56 Prozent der Schulleitungen in Bayern geben an, an der eigenen Schule mit Lehrkräftemangel und unbesetzten Stellen zu kämpfen zu haben. Im Mittel sind an den Schulen in Bayern, die aktuell mit unbesetzten Stellen zu kämpfen haben, derzeit 7 Prozent der eigentlich zur Verfügung stehenden Lehrstellen nicht besetzt. Als Hauptgrund für Probleme bei der Stellenbesetzung wird von denjenigen, die in Bayern konkret vom Lehrkräftemangel betroffen sind, vor allem der Umstand genannt, dass es zahlenmäßig zu wenige Bewerberinnen bzw. Bewerber gibt (72 %). 47 Prozent nennen bessere  Rahmenbedingungen für Lehrkräfte (z.B. Besoldung, Verbeamtung etc.) in anderen Bundesländern. 24 Prozent nennen eine unzureichende Qualifikation der Bewerberinnen und Bewerber.

54 Prozent der befragten Schulleiterinnen und Schulleiter in Bayern geben an, dass an ihrer Schule derzeit Personen beschäftigt sind, die keine vorhergehende Lehramtsqualifikation erworben hatten, also sogenannte Seiteneinsteiger. Von den Schulleitungen in Bayern, an deren Schule Seiteneinsteiger beschäftigt sind, gibt aktuell fast die Hälfte (47 %) an, dass die Seiteneinsteiger weder eine pädagogische, mindestens halbjährige Vorqualifizierung zur Vorbereitung auf ihr neues Berufsfeld noch eine weitere, berufsbegleitende pädagogische Qualifizierung erhalten. Bundesweit geben dies 38 Prozent der  Schulleitungen an.

Digitalisierung und digitale Ausstattung an Schulen

67 Prozent der Schulleitungen in Bayern geben an, dass in allen Klassen- und Fachräumen ihrer Schule ein Zugang sowohl zum schnellen Internet als auch WLAN verfügbar ist. 32 Prozent der befragten Schulleitungen berichten, dass dies an ihrer Schule nicht der Fall ist. Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt steht an bayrischen Schulen Breitbandinternet sowie WLAN in den Klassen- und Fachräumen deutlich häufiger zur Verfügung. Gleichwohl ist auch eineinhalb Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie in rund jeder dritten Schule in Bayern noch nicht in allen Räumen ein Zugang zum Breitbandinternet bzw. WLAN verfügbar. 94 Prozent der Schulleiterinnen und Schulleiter in Bayern – und damit ebenso viele wie im Bundesdurchschnitt – haben schon einmal einen Antrag zur Förderung ihrer Schule mit Mitteln aus dem Digitalpakt Schule gestellt. Die Schulleitungen in Bayern, die Mittel aus dem Digitalpakt beantragt haben, fühlten sich während des Prozesses von ihrem Schulträger größtenteils sehr gut (36 %) oder gut (43 %) unterstützt. Diese Werte liegen deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Etwa ein Fünftel der Schulleitungen in Bayern fühlte sich dabei weniger gut (17 %) oder schlecht (4 %) unterstützt.

Verbesserungsbedarfe aus Sicht der Schulleitungen

Um eine bessere Erfüllung ihrer Aufgaben als Schulleitung zu gewährleisten, wünscht sich ein Großteil der Schulleitungen in Bayern mehr Anrechnungsstunden zur Erfüllung besonderer Aufgaben (92 %) und eine Erhöhung der Leitungszeit bei allen Schulen (89 %). Etwa drei Viertel der Schulleitungen in Bayern wünschen sich (auch) mehr Vorlauf bei der Umsetzung von Entscheidungen (78 %) und eine bessere personelle Ausstattung mit nicht-pädagogischen Fachkräften, wie z.B. Schulsekretärinnen oder Hausmeistern (74 %) sowie mit pädagogischen Fachkräften bzw. multiprofessionellen Teams (73 %).
Etwa zwei Drittel der Schulleitungen in Bayern wünschen sich eine gesicherte Stellvertreter- Regelung für alle Schulen (68 %) sowie frühere Informationen (65 %). Jeweils 60 Prozent wünschen sich die Einrichtung und Beibehaltung der erweiterten Schulleitung in allen Schulformen sowie eine Erhöhung des Budgets, 47 Prozent eine bessere Beteiligung der Schulleitung bei Entscheidungen. Vergleichsweise seltener halten die Schulleitungen Jobsharing auf Leitungsstellen bzw. die Ermöglichung eines Schulleitungsteams (39 %) und einen Ausbau der Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten (28 %) für besonders wichtig.



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