Wie Lehrerteams einander unterstützen können Service

Selbsthilfe unter Kollegen

Gegenseitige Unterstützung statt Einzelkämpfertum: Lehrerkollegen können einander als Supervisoren beistehen. Das Konzept der „Kollegialen Beratung“ hilft, sich gegenseitig für die Herausforderungen des Alltags zu stärken.

Oft sehen sich Lehrerinnen und Lehrer mit ihren beruflichen Problemen allein gelassen. Kaum eine Schule gönnt ihrem Kollegium professionelle Unterstützung durch ausgebildete Supervisoren, da der Staat keine Mittel dafür bereitstellt. Dabei kann professionelle Beratung einen wesentlichen Beitrag zur Lehrergesundheit leisten. Denn Einzelkämpfer haben ein erheblich größeres Risiko, einen Burn-Out zu erleiden.

Kollegen wechseln in die Rolle eines Supervisors

Als Alternative bietet sich das Konzept der „Kollegialen Beratung“ an. Kollegiale Beratung ist ein gelenktes Gespräch zwischen gleichgestellten Kolleginnen und Kollegen. Im Gegensatz zur Supervision, bei der ein externer Moderator den Beratungsprozess steuert, übernimmt diese Rolle ein Teilnehmer aus der Runde, während ein anderer sein Problem einbringt. Die Gruppe entscheidet die Reihenfolge, in der die eingebrachten Themen beraten und lösungsorientiert angegangen werden.

„Kollegiale Beratung ist ein Selbsthilfeinstrument. Die Teilnehmer erfahren Unterstützung durch Kollegen. Sie fühlen sich dadurch angenommen und verstanden. Zugleich können sie voneinander lernen“, erklärt Norbert Radlinger. Der Grund- und Mittelschulehrer ist zugleich ausgebildeter Supervisor. Für die BLLV-Akademie bringt er in Workshops interessierten Kollegen das Konzept der „Kollegialen Beratung“ nahe.

Von oben verordnet werden kann „Kollegiale Beratung“ aber nicht. Vorraussetzung ist, dass es keine massiven Konflikte zwischen den Teilnehmern gibt. „Freiwilligkeit, gegenseitige Wertschätzung und Lösungsorientierung sind tragende Säulen des Konzepts“, betont Radlinger.

So läuft „Kollegiale Beratung“ ab:

  • Die Gruppe bestimmt den Leiter für den ersten Beratungsfall und die Reihenfolge, in der die Anliegen beraten werden sollen. Der betroffene Kollege/in skizziert sein Problem.
  • Seine /Ihre Kollegen/innen stellen Verständnisfragen. Sie interpretieren und bewerten nicht und bieten auch noch keine Lösungen an.
  • Die Schlüsselfrage wird formuliert. Was ist das konkrete Problem?
  • In einer sogenannten „Resonanzrunde“ äußern die Teilnehmer spontan, was die Schilderung an Gedanken und Gefühlen in ihnen auslöst. Meist stellt sich schnell heraus, dass die anderen Kollegen bereits ähnliche Situationen und Probleme erlebt haben. Der zu Beratende wird sich in der Folge verstanden und angenommen fühlen. Er erkennt, dass andere ähnliche Probleme haben. „Allein das hat schon einen therapeutischen Effekt“, sagt Radlinger.
  • Die Runde sucht nach Lösungen. In dieser Phase hört der Fallgeber, der beraten werden soll, lediglich zu und äußert sich nicht. Das verhindert, dass aufflammende Diskussionen die Suche erschweren.
  • Nun wird der zu Beratende wieder ins Boot geholt. Sie oder Er sucht sich die passendste Lösung aus.
  • Abschließend kann jeder Teilnehmer im Sinne einer Blitzlichtrunde äußern, was der Beratungsprozess an Gedanken und Gefühlen ausgelöst hat.