Fachgruppe Fremdsprachen Fremdsprachen

Tag für Englischlehrkräfte ein voller Erfolg

Am zweiten Adventssamstag waren zur Veranstaltung der Fachgruppe Fremdsprachen in den Räumen des NLLV viele interessierte KollegInnen aus ganz Bayern angereist. Ein fachlich hochkarätiges Programm stand zur Auswahl.

Vorsitzender Jochen Vatter freute sich über die große Resonanz im Vorfeld der Veranstaltung. Viele Lehrkräfte aller Schularten, Schulamtsdirektoren und SeminarrektorInnen aus ganz Bayern waren zu diesem fachlichen Event erschienen Sehr überrascht setzte er sich mit einem immer wieder kehrenden Vorwurf des Philologenverbands auseinander - der Fremdsprachenunterricht in der Grundschule solle abgeschafft werden , weil er wenig Gewinn bringend sei. Für den Fachmann des BLLV war das auch ein Zeichen dafür, dass Fachprofile und neue Lehrpläne in dieser Schulart oft nicht bekannt seien. Er forderte dazu auf, in der Situation des Umbruchs doch stark auf Kooperation statt auf Konfrontation zu setzen – zum Wohle der Schüler.

Vizepräsident Tommy Neckov gab seiner Freude darüber Ausdruck, dass die für Lehrer aller Schularten gedachte Tagung so regen Zuspruch fand. Er lobte die Landesfachgruppe für ihr aktuelles Manifest, das eine kontinuierliche Entwicklung fremder Sprachen an allen Schularten beschreibt und dem KM als Forderung übermittelt wurde.

Ebenso deutlich bat er die Teilnehmer zur Unterzeichnung der Aktion „Haltung zählt“, die digital und in Printform unterstützt werden kann.

Von der KU Eichstätt waren Prof. Dr. Heiner Böttger und Dr. Tanja Müller gekommen, um über den vom KM beauftragten Schulversuch „Lernen in zwei Sprachen“ einen Zustandsbericht zu geben und über die Zukunft der Maßnahme ab dem 1. Jahrgang zu berichten, sowie mögliche Auswirkungen auf den Fremdsprachenunterricht bei Schulkindern zu erläutern. Es war erfrischend den engagierten und temperamentvollen Ausführungen eines der wichtigsten Fremdsprachendidaktiker im deutschsprachigen Raum folgen zu dürfen. Prof. Böttger geht davon aus, dass das Ziel des Ministeriums und des Bildungspaktes die Institutionalisierung des Schulversuchs ist, sollten die Ergebnisse entsprechend sein. Und die Aussichten dafür sind sehr vielversprechend. Man dürfe diesen Englischunterricht aber nicht mit CLIL und dem gängigen bilingualen Fremdsprachenunterricht gleichsetzen, auch nicht althergebrachte Ziel- und Leistungsfeststellungen erwarten. Das Lernen in zwei Sprachen ist ein neuartiger Unterricht – etwas ganz Neues in Europa, bei dem die Lehrkräfte sich die Inhalte und Stellen suchen, die auf Englisch bestritten werden können, völlig weg von der althergebrachten Wortschatzeinführung und Grammatikprogression. Eine neue Form und ein neues Konzept von Unterricht entsteht und wird den Englischunterricht insgesamt und Schule im Besonderen verändern. Eine gänzlich neue Didaktik und Methodik seien zu erwarten und gängige Aufgabenformen werden nicht mehr geeignet sein. Prof. Böttger lobte die Lehrkräfte, die sich kompetent fühlten und ein hervorragendes Engagement zeigten. Nachdem der Schulversuch in der 2. Jahrgangsstufe angekommen ist, sind die Erwartungen für die Zukunft hoch. Böttgers Mitarbeiterin Frau Dr. Tanja Müller ergänzt ihn in seiner Arbeit, sie schaut objektiv auf den Schulversuch und stellt den Verlauf dar, unabhängig von Schule und Person. Sie bestätigte einige wichtige Punkte im Versuch: Die Schüler entwickeln sich besser als erwartet, sie haben viel Spaß, sie benennen Dinge und verstehen viel, sie fragen nach, haben kaum Hemmungen, sind sehr produktiv und bewältigen schon kleine Eigendialoge; Lehrkräfte haben keine Schwierigkeit Stellen für die Fremdsprache zu finden. Und die Eltern sagen ja und die Schulleitungen sind 100 %ig zufrieden. Auch einer Erweiterung des Schulversuchs könnte guten Mutes entgegen gesehen werden, denn Eltern und Schulen würden dies sicher auch wollen. Wir können also gespannt sein, was die Zukunft hier bringt.

Dr. Frank Haß vom Institut für Angewandte Didaktik in Kirchberg/ Thüringen hatte ein sehr aktuelles Thema zur Lehrplanweiterentwicklung angeboten: „Der Kompetenzbegriff als Schlüssel für effektives Lernen in allen Schularten“.

Sehr strukturiert umriss er die Rahmenbedingungen eines Unterrichts, der sich zum Ziel setzt, kompetenzorientiert zu sein und guten Unterricht zu kreieren. Unterricht sei dann gut, wenn möglichst viele Schüler viel lernen. Wer könnte dem widersprechen! Dr. Haß zeigte auch die vielen Parameter auf, die schließlich zu (im Lehrplan vorgegebenen) Kompetenzen führen können und erinnerte mit vielen praktischen Beispielen an die jetzt neu geforderten Denkweisen zum Planen und Beschreiben von zielsprachlichen , kommunikativen und sozialen Kompetenzen.

Sehr einprägsam war seine These: „Ob eine gewünschte Kompetenz erreicht wurde lässt sich nur feststellen, wenn die dazu benötigte Performanz gezeigt wurde“.

Er ermunterte seine aufmerksamen Zuhörer dazu, immer vom gewünschten Endprodukt her zu planen und Teilkompetenzen immer situativ und überschaubar zu beschreiben. Letztendlich konnte er als erfahrener Didaktiker die Lehrkräften bestärken , ihren Unterricht mit Blick auf gewünschte Ziele überlegt zu planen und zu realisieren. Er bot den KollegInnen auch an, einschlägige Artikel auf der Homepage des IAD nochmal nachzulesen. Fachlehrer und Fachberater Wolfgang Hamm, der auch als Autor von didaktischen Werken und der neuen Reihe „Blue Line“ des Klettverlages in Stuttgart für die Mittelschule in Bayern bekannt ist, zeigte in seinem Referat vielseitig auf, wie unterschiedliche Schülerklientel im Englischunterricht gefördert und motiviert werden können.

Dazu erläuterte er, wie in heterogenen Lerngruppen eine Differenzierung auf verschiedenen Ebenen ( inhaltlich, didaktisch – methodisch, sozial und organisatorisch ) gestaltet werden kann. Dadurch kann auch eine schülergemäße Förderung realisiert werden.

Nicht nur die Erfüllung der Vorgaben des neuen LPplus und die Umsetzung der Kompetenzorientierung stehen im Vordergrund, sondern auch effektive Möglichkeiten zur Motivation von Schülern werden angeboten. Anhand der großen Palette des neuen Lehrwerks mit dem Slogan „Ready to teach“ konnte er diese Aussagen mit vielen praktischen und medialen Beispielen verdeutlichen.

Jutta Christine Böckle, Lehrerin, Fachberaterin und Dozentin an der LMU München hatte unter der Devise „Einfache Unterrichtsvorbereitung – erfolgreicher Unterricht“ viele Beispiele aus ihrem Lehrwerk „Sally 3und 4, Grundschule Bayern“ aus dem Oldenbourg Verlag in der Cornelsen Gruppe mitgebracht.

Nach einer Einführung in die Komponenten und die Konzeption des Lehrwerks wurden aus verschiedenen Fertigkeitsbereichen Ausschnitte vorgestellt, die als „Best Practice“ für die Teilnehmer bei der Realisierung eines kompetenzorientierten Unterrichts dienen konnten.

Ein Lehrer mit viel Unterrichtspraxis kam mit Dr. Christoph Vatter, Promovend bei Prof. Dr. Böttger, der in Zeiten des Paradigmenwechsels bei der Lehrplanentwicklung seinen sehr interessierten Zuhörern ein gutes Gefühl vermitteln wollte, wie mit dem neuen Lehrwerk „Highlight“ des Cornelsen Verlags ein kompetenzorientierter Unterricht in der Mittelschule gelingen kann.

Mit vielen praktischen und medialen Beispielen konnte er routiniert aufzeigen, wie mit der Highlight-Reihe Differenzierung, Individualisierung, Vermitteln einer realistischen Selbsteinschätzung und von Lern- und Arbeitsstrategien, sowie kooperatives Lernen verwirklicht werden können.

Authentische Charaktere in der Lehrbuchfamilie , so der Referent, erlauben den Schülern eine Identifikation mit bekannten sozialen Mustern, motivieren zur Arbeit und wecken weitere Neugier auf die folgenden sozialen und natürlich sprachlichen Ereignisse.

Im digitalen Zeitalter angekommen bestätigte er, dass im Bereich „Viewing“ Lerninhalte im Rahmen des Skills Trainings medial aufbereitet und schülernah vermittelt werden können. Somit wird eine integrative Vermittlung der bisher „Four Skills“, jetzt aber „Five Skills“ erreicht.

Zudem konnte er mit ansprechenden Beispielen darlegen, dass eine Fülle von Aufgaben auf unterschiedlichen Niveaustufen es den Schülern ermöglicht, ihrem Leistungs- und Anspruchsniveau in der Fremdsprache entsprechend mit Freude zu arbeiten.

Anke Bauermeister, Schulberaterin bei der Westermann Verlagsgruppe, hatte viele ansprechende Exponate zu ihrem Grundschul Lehrwerk „Bumble Bee“ für den 3. Und 4, Jahrgang mitgebracht.

Mit vielen auditiven und audiovisuellen Beiträgen konnte sie ihren Teilnehmern ein vielfältiges Bild von den Lehrwerkskomponenten, deren Inhalten und den Möglichkeiten zur Umsetzung eines kompetenzorientierten Unterrichts verschaffen. Darüber hinaus zeigte sie Wege auf, Schülerleistungen mit Hilfe von fachlichen Parametern zu diagnostizieren und zu beschreiben. Auf verschiedenen Lernniveaus kann es mit dem Lehrwerk gelingen, alle mitzunehmen.

Schulamtsdirektor i.R. Christian Wunsch hatte Möglichkeiten eruiert, wie Inklusion auch im Englischunterricht gelingen kann. Zwölf Fragen zum Lehrerverhalten im Unterricht stellte er seinen Teilnehmern zur stillen Vorbereitung des Themas.

Mit dem Widerspruch an sich, dass einerseits Menschen, vor allem aber Lehrkräfte, Eigenschaften wie Empathie, Hilfsbereitschaft und Kooperationsfähigkeit in hohem Maße zeigen, andererseits aber die Gesellschaft in der Realität Selektion, Exklusion und Ellbogenmentalität fördert, setzte sich der erfahrene Referent und Erwachsenenbildner kurz auseinander, mit der Folgerung, dass den genannten negativen Momenten gerade durch die Lehrer entgegengewirkt werden solle.

Schwerpunkte seiner Vorschläge zur Entwicklung realisierbarer inklusionsfördernder Arbeits- und Lernformate im Fachunterricht waren: - Aufbau eines verständnisvollen Lehrerverhaltens, Anbahnung von Helfersystemen, sowie Projektarbeit zur Integration unterschiedlicher Begabungen und Lernstände.

Die „Okay“ Zeitschrift des Domino Verlags als Möglichkeit in zwei Sprachen zu lernen – für die Schüler – und den Unterricht damit zu bereichern – als Möglichkeit für Lehrkräfte, hatte sich Dr. Tanja Müller von der KU Eichstätt als Thema gesetzt. Nachdem nicht nur four skills, sondern besser five skills (also inklusive der Mediation) im Fremdsprachenunterricht ausgebildet werden , gibt es bei den Inhalten der Schülerzeitschrift für den 3.und 4. Jahrgang authentisch die Möglichkeit, sich sowohl in die Rolle eines Englisch sprechenden Kindes, als auch in die Rolle eines deutschen Kindes zu versetzen, das einem Partner verstandene Inhalte ins Deutsche dolmetschen soll. Abwechslungsreiche und vielfältige Angebote mit Hör- und Lesetexten, landeskundliche Informationen, strukturierter und motivierender Wortschatzerwerb, aber auch Spiel- und Bastelanleitungen ermöglichen eine Gewinn bringende Auseinandersetzung mit sprachlichen und kulturellen Inhalten. Natürlich können viele Themen fächerübergreifend und –verbindend mit Inhalten der parallel erscheinenden Zeitschriften „Flohkiste“ und „Tu was“ aus demselben Verlag, aber auch mit gleichen Topics aus dem Heimat- und Sachunterricht verknüpft werden. Die mitgelieferten CDs , die alle Hörtexte beinhalten, sind ansprechend gestaltet und bieten zusätzliche Möglichkeiten zum Ausbau der fremdsprachlichen Kompetenzen.

Mit vielfältigen Medienbeispielen gelang es der sehr dynamischen Referentin ihre Zuhörer bzw. Zuschauer vom Nutzen der bewährten Zeitschrift zu überzeugen.

Der Leiter der Landesfachgruppe Fremdsprachen konnte sich sehr zufrieden zeigen mit der Wirkung der sehr aktuellen und fachspezifischen Angebote auf die stets interessierten Teilnehmer. Der gute Besuch der Tagung konnte der Fachgruppe bestätigen, dass ihre Arbeit an Auswahl und Organisation des Fortbildungsangebots hoch geschätzt wird.

Insgesamt sechs Verlage boten eine breite Palette von Unterrichtsmaterialien in ihren Ausstellungen an, das leibliche Wohl der Besucher lag in den guten Händen von FG-Mitgliedern. Für das große Engagement gebührt Frau Vatter und Frau Rosner, von der ABJ Mittelfranken Frau Merz ein großes Dankeschön.

Manuela Rosner, Gerhard Eichner, Jochen Vatter