Schulreife

Wann ist mein Kind schulreif?

ELTERNRATGEBER - Die Schuleinschreibung steht vor der Tür. Eine Zeit, in der sich viele Eltern die Frage stellen: Ist mein Kind reif für die Schule?

„Eltern kennen ihr Kind am besten“, erklärt Birgitt Dittmer-Glaubig, Leiterin der Abteilung Berufswissenschaften im Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV). „Sie können auch am besten einschätzen, ob ihr Kind zur Schule gehen oder noch ein Jahr zurückgestellt werden soll. Hilfreich ist es, sich folgende Fragen zu stellen“, erklärt die BLLV-Expertin:

  • Kommt mein Kind es über einen längeren Zeitraum ohne dauernde Zuwendung von Erwachsenen aus?
  • Kann es kleine Aufträge selbständig erledigen?
  • Kann sich mein Kind sprachlich so äußern, dass man versteht was es meint?
  • Kann es eine kleine Geschichte erzählen oder nacherzählen?
  • Kann es mit Stiften, Klebstoff und Schere umgehen?
  • Kann es sich selbständig an- und ausziehen? - diese Fähigkeit ist wichtig für den Sportunterricht.

Wenn die Schuhe noch nicht gebunden werden können, ist das kein Problem, es gibt schließlich Klettverschlüsse. Wenn der eine oder andere Punkt noch etwas zu wünschen übrig lässt, dann ist das kein Grund zur Sorge, denn Übung führt zum Erfolg. „Wichtig ist aber, dass die geforderten Voraussetzungen in Ansätzen vorhanden sind“, erklärt Dittmer-Glaubig. Sie warnt vor gutgemeinten „Tipps“ zum Schulanfang. „Sie sind zwar falsch, aber leider immer noch weit verbreitet:

„Wenn das Kind die Milchzähne verliert, wird es schulreif“ - falsch: der Zahnwechsel hat mit der Schulfähigkeit nichts zu tun. Es gibt Kinder, die mit vier Jahren aufgrund falscher Ernährung und mangelnder Pflege alle Milchzähne verloren haben, aber trotzdem nicht schulfähig sind - und es gibt Kinder, die mit zehn Jahren noch fast alle Milchzähne haben und problemlos ins Gymnasium wechseln.

„Wenn ein Kind bis 50 oder 100 zählen kann, ist es schulreif“ - falsch: Es kommt nicht auf das auswendig gelernte Zählen an, Mathematik ist besser anzubahnen, wenn das Kind zwischen wenig und viel, Groß und Klein, nah und fern unterscheiden kann oder wenn es fähig ist, Dinge zu sortieren.

„Wenn das Kind vor sich einen Apfel und einen zehn Euro Schein liegen sieht und wählen darf, muss es den Geldschein nehmen, um als schulfähig angesehen zu werden“ - falsch: Mit dieser Methode bringt man das Kind in eine Stresssituation und kann folglich keine objektiven Ergebnisse erwarten.

„Wenn das Kind auf einem Bein drei Meter über einen Kreidestrich hüpfen kann, ist es schulreif“ - falsch: Kinder haben unterschiedliche motorische Fähigkeiten, die keine direkten Rückschlüsse auf die Schulfähigkeit zulassen.

„Wenn das Kind mit dem rechten Arm über den Kopf langt und mit den Fingerspitzen das linke Ohr erreicht, ist es schulreif“ - falsch: In der Tat hat man früher so den Gestaltwandel des Kindes von der „Kleinkindform“ zur „Schulkindform“ festgestellt. Heute weiß man aber, dass man daraus keine Rückschlüsse auf die Schulfähigkeit ziehen kann.