Politik kommt im Unterricht zu kurz
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Zu wenig Politik

Politische Bildung kommt im Schulunterricht zu kurz. Bayern belegt im „Ranking Politische Bildung 2017“ den letzten Platz.

In Bayern steht politische Bildung am seltensten auf dem Stundenplan. Sowohl am Gymnasium als auch an der Realschule setzt der Sozialkunde-Unterricht erst in der 10. Jahrgangsstufe ein. Nur an Gymnasien mit sozialwissenschaftlicher Ausrichtung wird Sozialkunde bereits ab der 8. Klasse unterrichtet.

In Bremen, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein steht politische Bildung bereits ab der 5. Klasse auf dem Stundenplan. Berlin, Brandenburg, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz beginnen mit dem Unterricht ab der 7. Klasse, Baden-Württemberg, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt ab der 8. Klasse und Saarland, Thüringen und Sachsen ab der 9. Klasse. Gymnasien in Bayern kommen demnach nicht einmal auf ein Viertel der Zeit, die den Gymnasien in anderen Bundesländern für politische Bildung eingeräumt wird.

Wirtschaftsthemen verdrängen politische Fragen
Hinzu kommt: Politische Bildung fällt in der Sekundarstufe I in den sozialwissenschaftlichen Lernbereich, der auch Wirtschaft/Recht und allgemeine Gesellschaftsthemen umfasst. In Nordrhein-Westfalen beispielsweise würde Wirtschaftsthemen ein Drittel mehr Raum zugebilligt als politischen. Dabei gelte das Gymnasium als besonders wirtschaftsaffin. Für Bayern und die anderen Bundesländer gab es solche Einzelauswertungen nicht. Doch ein Vergleich der Kernlehrpläne lässt ähnliche Schlüsse zu.

Für das Ranking verglichen Sozialwissenschaftler der Uni Bielefeld die Zahl der Wochenstunden, die dem Fach in der Sekundarstufe I (Jahrgangsstufe 5 bis 10) laut Stundentafel eingeräumt wird. Diese Stundenzahl wurde anschließend ins Verhältnis zur Gesamtzahl der wöchentlichen Unterrichtszeit gesetzt.

Stundentafeln vergleichbar mit Haushaltspolitik
Über die inhaltliche Qualität der Lerninhalte sagt die Stundentafel allein noch wenig aus. Dennoch leiste das erstmals erhobene Ranking einen wichtigen Beitrag zur Transparenz der Bildungspolitik der Landesregierungen, so Studienleiter Prof. Dr. Reinhold Hedtke. "Wie der Landeshaushalt den politischen Willen des Gesetzgebers in Form von Haushaltskapiteln und deren Finanzausstattung ausdrückt, so kommt in den Stundentafeln der bildungspolitische Wille in Form von Schulfächern und deren Wochenstunden zum Ausdruck", begründet er die Methodik.

Für 2018 und 2019 sind weitere Rankings geplant.

 

 



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