Verfolgte Pädagogen

Aus rassischen Gründen verfolgte Lehrer

Lehrer wurden von den Nationalsozialisten vorwiegend aus rassischen oder aus politischen Gründen verfolgt. Zu den rassisch Verfolgten zählen Menschen jüdischer Herkunft und Angehörige der Roma und Sinti.

Jüdische Lehrer, die nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten noch in Bayern berufstätig waren, sahen sich rasch existenziell bedroht: Nach Einführung des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums am 7. April 1933, spätestens aber nach dem Reichsbürgergesetz wurden sie aus dem Staatsdienst entlassen und verloren ihr Einkommen. Junglehrer konnten ihre Ausbildung nicht abschließen, weil sie nicht mehr zum Staatsexamen zugelassen wurden und hatten keine Aussicht, je in ihrem Beruf tätig zu werden.

Viele Lehrer nutzten ihre Sprachkenntnisse und versuchten, Deutschland zu verlassen. Im November 1938 wurden die meisten männlichen jüdischen Lehrer inhaftiert. Viele waren mehrere Wochen lang im Konzentrationslager Dachau dem Terror der SS ausgesetzt und vom Tode bedroht – eine schreckliche Erfahrung, an der manche innerlich zerbrachen. Wem die Flucht aus Deutschland nach der Entlassung aus dem KZ nicht mehr gelang, oder wer sich, was auch vorkam, gegen eine Flucht entschied, der wurde schließlich in ein Vernichtungslager deportiert.

Personen jüdischer Herkunft wurden von den Nationalsozialisten als "Juden" bezeichnet, ungeachtet ihrer Konfessionszugehörigkeit. Dabei genügte es, einen jüdischen Großelternteil zu haben, um als "Vierteljude" eingestuft und von Verfolgungsmaßnahmen bedroht zu werden: Das betraf aus dem Judentum ausgetretene Lehrer, aber auch christliche Lehrer verschiedener Schularten, die bereits als Kinder getauft und evangelisch oder katholisch erzogen worden sind. Sie hatten ihre Ausbildung an einer Universität oder einem nichtjüdischen Lehrerseminar erhalten, sahen sich plötzlich entlassen und als "Juden" verfolgt.Einzelne aus dem Judentum ausgetretene Lehrer versuchten nach Einsetzen der Verfolgungsmaßnahmen in jüdischen Schulen unterzukommen.  

Politisch verfolgte Lehrer

Ebenfalls auf der Grundlage des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums wurden bereits 1933 Lehrer aus politischen Gründen aus dem Staatsdienst entlassen, verhaftet oder strafversetzt, wenn sie den Nationalsozialisten als politisch unzuverlässig galten. Von Beginn an setzten die Nazis den Stellenwert der Lehrerschaft für ihre Propaganda-Politik sehr hoch an. So schnell wie möglich sollten alle Lehrer gleichgeschaltet werden und an der Indoktrination der Jugend mitarbeiten.

Aus politischen Gründen verfolgt wurden in erster Linie Lehrer, deren Gegnerschaft zu den Nationalsozialisten bekannt war. Ehemalige SPD- oder KPD-Mitglieder konnten ebenfalls plötzlich entlassen werden. Manchmal genügte aber auch schon die Denunziation von Seiten eines NSDAP-Angehörigen, etwa in Form einer geäußerten Vermutung, dass ein Lehrer Kommunist sei. Auf diese Weise gelang es den Nationalsozialisten innerhalb weniger Monate, oppositionell gesinnte Lehrer aus dem Schuldienst zu entfernen oder zum Schweigen zu bringen.