Verloren in anderen Welten

Viele Kinder und Jugendliche spielen leidenschaftlich gern Computerspiele.Dennoch ist Vorsicht angebracht: Manche Spiele verherrlichen und verharmlosen Töten und Gewalt. Vor allem aber können Computerspiele süchtig machen und zu massiven Konflikten in der Familie führen. Sachliche Information ist deshalb notwendig.

Machen Computerspiele gewalttätig?

Zum Beispiel Amokläufe mit exzessivem Computerspielen zu begründen, stellt eine grobe Vereinfachung dieser Gewaltausbrüche dar. Dennoch sind labile Personen durchaus gefährdet. Der Konsum von Computerspielen kann in Einzelfällen durchaus zur Gewöhnung an Gewaltdarstellungen, zur Gewaltstimulation gefährdeter Jugendlicher oder zu Senkung der Gewaltschwelle führen. siven Konflikten in der Familie führen. Sachliche Information ist deshalb notwendig.

Sind Computerspiele gefährlich?

Gravierender als die Gefahr der Erhöhung der Gewaltbereitschaft ist das Suchtpotenzial von Computerspielen. Computerspiele üben eine enorme Faszination auf Kinder und Jugendliche aus. Sie gestatten einen Aufenthalt in einer anderen spannenden Welt. Sie versprechen schnelle Anerkennung und Respekt. Und sie schaffen ein bequemes Vergnügen - zuhause vor dem Bildschirm.
Jugendliche, die einmal spielsüchtig geworden sind, kommen nur noch sehr schwer vom Spielen los. Anders als bei stofflichen Süchten (Alkohol, Heroin, Kokain ect.) endet die Sucht jedoch in der Regel nach einem gewissen Zeitraum. Dieser kann aber durchaus fünf oder mehr Jahre betragen. Da die Suchtphase oft ins Jugendalter fällt, in dem viele Weichen für das spätere Leben gestellt werden, ist die Computerspielsucht ernst zu nehmen und Information sehr wichtig. Panik ist jedoch fehl am Platze, denn Computerspiele sind Teil unserer Zeit und werden nicht von der Bildfläche verschwinden.

Welche Arten von Computerspielen gibt es?

Computerspiele lassen sich in zahlreiche Genres unterteilen, die drei größten und häufigst gespielten sind

- Ego-Shooter,

- Strategiespiele und

- Rollenspiele.

Ego-Shooter sind meist einfach gestrickt. Man spielt aus der Ichperspektive und sieht nur seine Waffe vor sich. Man spielt meist Team gegen Team und Ziel ist es, die Gegner auszuschalten. Hierzu stehen verschiedene Waffen zur Verfügung. Gespielt wird in verschiedensten Umfeldern, beispielsweise in einer Stadt, einem Wald oder im Flugzeug. Ego-Shooter fordern vom Spielenden schnelle Reaktion und Präzision. Aktuelle Beispiele sind Counter-Strike, Call of Duty oder Battlefield. Um online zu spielen, muss das Originalspiel gekauft werden (ca. 40€). Danach fallen keine weiteren Kosten an, abgesehen von den normalen Internetgebühren.

Strategiespiele sind meist komplex und ergeben für den Beobachter wenig Sinn. Gespielt wird aus der Vogelperspektive, die Menüs und eine Landkarte zeigt. Strategiespiele beinhalten zumeist den Aufbau einer Basis, das Erschließen von Ressourcen, Forschung, Bau von Kriegseinheiten und das Führen der Kämpfe gegen den Gegner. Ziel ist es, den Gegner von der Karte auszulöschen, indem man seine Gebäude und Einheiten zerstört. Schnelles und strategisches Denken machen den Reiz dieses Genres aus. Bekannte Strategiespiele sind Starcraft, Warcraft oder Age of Empires. Wie bei den Ego-Shootern muss auch hier abgesehen von Kaufpreis und normalen Internetkosten keine Gebühr entrichtet werden um online zu spielen.

Rollenspiele haben sich in den letzten Jahren deutlich gewandelt und werden Schritt für Schritt zum meistgespieltesten Genre. Sie sind meist in mittelalterlichen Fantasieszenarien angesiedelt. Der Spieler übernimmt hier die Kontrolle über einen von ihm selbst erstellten Charakter (z. B. ein Krieger, Magier, Jäger ect.) und steuert diesen durch eine große Fantasiewelt. In diesen Welten können tausende Spieler zugleich unterwegs sein. Ziel ist es zumeist, computergesteuerte Gegner zu vernichten, oder Aufgaben zu erfüllen die man im Spiel erhält. Durch das Töten von Gegnern oder das Erfüllen von Aufgaben erhält der Spieler Erfahrung, Gold und Gegenstände, sodass sein Charakter immer mächtiger wird. Hierdurch entsteht ein kontinuierlicher Spielanreiz, da man seinen Charakter über Jahre verbessern kann. Mit Rollenspielen kann man extrem viel Zeit verbringen und merkt es kaum, die höchsten Spielzeiten finden sich in diesem Genre. Bekannte Beispiele sind World of Warcraft (WoW), Everquest oder Guild Wars. Finanziell ergibt sich hier eine Besonderheit: Neben dem Kaufpreis für das Spiel (ca. 40 €) fallen monatliche Gebühren an. Diese liegen zwischen 10 und 15 Euro im Monat. Dadurch sind moderne Rollenspiele die für den Hersteller ertragsreichste Spielart und dürften in Zukunft weiter in den Mittelpunkt der Computerspielhersteller rücken.

Warum sind Computerspiele so faszinierend?

Immer wieder wird behauptet, Computerspielsucht betreffe in erster Linie Kinder und Jugendliche mit Defiziten: Unbeliebte, zurückgezogene, schüchterne Kinder, die aus bildungsfernen Familien stammen und keine Freunde haben. Das stimmt nur teilweise. Kinder, die im wirklichen Leben wenig Anerkennung erfahren, sind in der Tat stärker gefährdet. Dennoch spielt die soziale Zugehörigkeit nicht notwendigerweise eine so zentrale Rolle wie oft behauptet wird. Computersrspielsucht findet sich in fast allen sozialen Milieus.
Computerspiele sind Freizeitspiele, die einen hohen Unterhaltungswert haben und den Spielern fast immer Spaß machen. Man kann Computerspiele allein spielen, zu zweit, in Kleingruppen oder weltweit vernetzt in Gruppen mit Hunderten anderer Mitspieler.
Computerspiele befriedigen die verschiedensten menschlichen Bedürfnisse: Anerkennung, soziale Zugehörigkeit, Gruppengefühl, Sicherheit, Steigerung der eigenen Fähigkeiten, Wettbewerb und vieles mehr. Vor allem durch die mittlerweile weltweite Vernetzung von Spielern dank des Internets bieten Spiele in veränderter Form vieles, was sich auch in der echten Welt finden lässt.
Als Spieler hat man die Sicherheit, dass der Computer zuhause auf einen wartet. Man kennt die Welt, in die man eintaucht, man weiß, wie sie funktioniert. Wenn man online geht, warten bereits die virtuellen Freunde auf einen, man tauscht sich aus und unterhält sich per Headset. Dann wird man sich in eine spannende Herausforderung stürzen, je nach Spielgenre vielleicht ein Turnier gegen eine andere Spielergemeinschaft oder das Erledigen eines besonderen Monsters. Beim Spielen freut man sich über das Erreichte und genießt es von weniger guten Spielern bewundert zu werden. All dies lässt sich in Computerspielen vom Schreibtisch aus mit ein paar Mausklicks bewerkstelligen.
Computerspiele verschaffen die Zugehörigkeit zu einer virtuellen Gemeinschaft, sie geben Anerkennung, sie tauchen den Spieler ein in eine abwechslungsreiche, vielfältige Welt und sie schaffen ständig neue "Kicks".

Wie erkenne ich, ob ein Kind gefährdet ist?

Wie alle Süchte, entwickelt sich eine Computerspielsucht schleichend. Jungen sind deutlich stärker gefährdet als Mädchen. Für praktisch jeden Jungen bieten Computerspiele einen gewissen Reiz, während sich viele Mädchen gar nicht dafür interessieren. Mädchen bevorzugen Chatrooms.

Es ist nicht zu vermeiden, dass Kinder in Kontakt mit Computerspielen kommen. Spätestens über Freunde wird jedes Kind diese virtuellen Welt kennenlernen. In der Regel spielen sie nur ab und zu, wenn sich die Gelegenheit bietet. Manche Kinder und Jugendliche beginnen jedoch sukzessive ihre gesamte Freizeit mit Spielen zu verbringen. Das Computerspielen wird zum Lebensmittelpunkt des Betroffenen. Diese Entwicklung sollte möglichst früh erkannt werden, um ihr Einhalt gebieten zu können.

Folgende Kriterien können Ihnen bei der Entdeckung einer Suchtgefährdung helfen:

  • Ihr Kind spielt immer häufiger und länger
  • Es vernachlässigt andere Aktivitäten zugunsten des Computerspielens
  • Streit oder Diskussionen entstehen, wenn das Spielen beendet werden soll
  • Kontakte zu Freunden nehmen ab
  • Computerspiele werden immer häufiger zum Gesprächsinhalt
  • Ihr Kind beginnt heimlich zu spielen
  • Ihr Kind fühlt sich unwohl oder wird unruhig wenn es nicht Computer spielen kann

Am wichtigsten ist es, zu beobachten welche Rolle das Computerspielen für den Betroffenen hat. Ein Kind, das mit seinen Freunden an einem Nachmittag fünf Stunden lang Computer spielt, ist nicht zwingend süchtig. Würde es fünf Stunden Fußball spielen, würde man auch nicht von einer Sucht sprechen. Passiert dies aber häufig und sie merken, dass Computerspielen immer öfter im Alltag und den Gedanken ihres Kindes auftaucht, entwickelt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Sucht.

Welche Regeln soll man im Umgang mit Computerspielen aufstellen?

Computersucht zu verhindern ist keine leichte Aufgabe und sie wird nicht immer gelingen. Ein wichtiger Teil ist die eigene Einstellung zum Thema Computerspielen. Versuchen Sie ruhig und gelassen zu bleiben, auch wenn Sie der Computerkonsum ihres Kindes eigentlich aufregt. Je emotionaler und angespannter Sie das Thema behandeln, desto weitere Kreise wird die Problematik ziehen. Computerspielen ist nicht pauschal schlecht, es ist Teil unserer Zeit, entsprechend sollte auf das Spielen reagiert werden.
Fördern Sie den Konsum ihres Kindes aber auch nicht, beispielsweise indem sie ihm Essen an den PC bringen oder das Kind vor dem PC "parken", um es zu beschäftigen. Sie sollten auch keine Spiele zum Geburtstag oder ähnlichen Anlässen schenken, wenn sie dies eigentlich nicht möchten. Eine gelassene und dennoch aufmerksame Einstellung ist eine wichtige Voraussetzung für den erfolgreichen Umgang mit Kindern, die suchtgefährdet sind.
Daneben sollten möglichst früh Regeln für das Computerspielen aufgestellt und ihre Einhaltung beachtet werden. Ein Kind oder Jugendlicher braucht keinerlei Bildschirmgeräte (d.h. Fernseher oder Computer) in seinem Zimmer. Stehen die Geräte in einem Gemeinschaftsraum, kann allein dadurch der Konsum deutlich besser überwacht werden.
Wenn ihr Kind mehr und mehr spielt, vereinbaren Sie feste Computerzeiten, die eisern eingehalten werden müssen. Zehn Stunden die Woche sollten hierbei das Maximum darstellen. Seien Sie Ihrem Kind ein Vorbild. Wenn sie einen Großteil ihrer Freizeit vor einem Bildschirm verbringen, ist es kein Wunder, wenn sich ein Kind ähnlich entwickelt.
Ebenfalls wichtig ist es, dem Kind Alternativen zu bieten und seine Interessen zu fördern. Unterhalten Sie sich auch mit den Eltern der Freunde ihres Kindes um einen besseren Überblick über den tatsächlichen Computerkonsum des Kindes zu bekommen.
Entscheidend, dass Eltern möglichst früh die Gefahren der Computersucht kennen und früh mit dem Kind Regeln festlegen.

Rechtliche Fragen des illegalen Downloads von Computerspielen

Das juristische Problem der illegalen Beschaffung von Computerspielen wird von den meisten Jugendlichen begatellisiert. Häufig findet die Beschaffung auf kriminellem Wege durch einen Download statt. Dies ist verhältnismäßig einfach und die meisten jungen Computernutzer wissen wie ein illegaler Download zu bewerkstelligen ist.
Computerspiele müssen genauso wie Filme oder Musik käuflich erworben werden, das Herunterladen oder Raubkopieren kann zu Geldstrafen führen. In der Realität kommt es zwar aufgrund der komplexen Strafverfolgung in diesem Bereich selten zu Anzeigen, dennoch liegt ein kriminielles Vorgehen vor, das nicht sals Kavaliersdelikt gilt.
Tendenziell sind Computerspiele im Gegensatz zu Musik oder Filmen schwieriger illegal zu kopieren. Dies liegt wesentlich an der zunehmenden Bedeutung der Multiplayerspiele, die nur noch im Internet gespielt werden können. Sie eröffnen dem Hersteller einfache und effektive Möglichkeiten, illegale Downloads zu verfolgen.

Seminarangebot der BLLV-Akademie

Exzessive Mediennutzung bei Kindern und Jugendlichen stellt eine häufige Problematik dar. Oft wissen Erwachsene wenig über dieses Thema und können dadurch keine angemessene Prävention betreiben. Deshalb bietet die Akademie des BLLV einen Vortrag zu dieser Problematik an.

 

Zielgruppe

Lehrer und Eltern aller Jahrgangsstufen (auch Grundschule!). Vorträge können für beide Zielgruppen gemeinsam oder getrennt gebucht werden. Ebenso kann der Vortrag für Schüler/innen konzipiert und gebucht werden.

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