„Interkulturelle Schulentwicklung in Bayern“

Im Rahmen der Fachtagung „WERTvoll MITeinander“ wurden am 22.11.2014 Erfahrungen aus drei Jahren Begleitung von interkultureller Schulentwicklung in Bayern vorgestellt und durch praktische Beispiele dargestellt, was im Bereich der interkulturellen Öffnung von Schule möglich sein kann. In diesem Rahmen wurde ein interaktives Gespräch in hochrangiger Besetzung geführt, sowie die neu ausgebildeten Beraterinnen und Berater für interkulturelle Schulentwicklungsprozesse vorgestellt.

 

Im Grußwort des CSU-Fraktionsvorsitzenden im Bayerischen Landtag machte Thomas Kreuzer deutlich, wie wichtig Werte und somit auch das Wertebündnis, das vom BLLV unterstützt wird, sind. Wertebildung soll ein Teil von Bildungszielen sein, der täglich im Schulleben vermittelt wird. Allein in Bayern haben 1/5 der Schüler Migrationsgeschichte. Dies stellt Schulen vor Herausforderungen und Chancen. „Doch dies kann gelingen, wenn Schulen den Willen und die Bereitschaft zur Öffnung selbst haben“, so Kreuzer.

Staatssekretär Georg Eisenreich betonte, dass Vielfalt und Heterogenität in unserem Alltag Normalität sein sollten. Folgendes Ziel wurde dabei formuliert: Menschen, die dauerhaft bleiben wollen, sollen ein Zuhause sowohl in der Gesellschaft als auch im schulischen Bereich finden. Dabei sollen sie auf die Arbeitswelt vorbereitet werden. Aus einem Leben „nebeneinander“ soll ein Miteinander werden.“ Schlüssel dafür sind Sprache und Bildung“, so Eisenreich.

 

Verschiedenheit sollte normal werden

Dafür wurden Integrationskonzepte geschaffen. Damit das Ziel, dass Diversität als Normalität gesehen werden kann, braucht es eine Öffnung und mehr interkulturelle Kompetenzen. Dafür wurde unter anderem das Projekt „WERTvoll MITeinander“ gegründet. Um dem oben genannten Ziel näherzukommen, wurden im Zuge des Projektes Berater und Beraterinnen interkultureller Schulentwicklungsprozesse, ausgebildet.

Michaela Hillmeier (VIA Bayern e.V., Projektleitung) und Waltraud Lucic (BLLV Vizepräsidentin, Vorsitzende des MLLV, Projektleitung) stellten anschaulich ihre Erfahrungen aus drei Jahren Begleitung von interkultureller Schulentwicklung in Bayern dar. Sie zeigten auf, dass im Laufe des Projektes zahlreiche Punkte und Widerstände immer wieder „ausbalanciert“ werden mussten.

 

Leitfaden für interkulturelle Schulentwicklung geplant

Man war sich jedoch immer einig, dass Vielfalt eine Chance ist, die ergriffen werden sollte. Man musste also am Thema dran bleiben, BeraterInnen für interkulturelle Schulentwicklungsprozesse wurden ausgebildet und ein Leitfaden wir zukünftig als Download zur Verfügung gestellt werden. Hierbei wurde auch ein Dank an die neu ausgebildeten BeraterInnen für interkulturelle Schulentwicklung für ihre Ausbildung und damit zukünftig verbundenen Balanceakt ausgesprochen.

Franz Kaiser Trujillo (stellvertretender Leiter Kommunales Integrationszentrum Stadt Münster) stellte in seinem Vortrag lebendig und anschaulich das Thema „Auf dem Weg zur Schule der Vielfalt - Interkulturelle Öffnung von Schulen“ und damit verbundene Praxismöglichkeiten und Beispiele dar.

 

Zuwanderung gab es schon in der Nachkriegszeit

Bei den nachfolgenden interaktiven Gesprächen blickte zuerst Dr. Hans- Jochen Vogel, Oberbürgermeister München a.D., Bundesvorsitzender der SPD a.D., in die Vergangenheit zurück und stellte die Entwicklung der Zuwanderungen nach Deutschland dar.

Er beschrieb seine Erinnerungen an die Zeit der Gastarbeiter, die ab 1991 zunehmende Zahl der Asylbewerber und die damit verbunden Erkenntnis, dass Deutschland ab diesem Zeitpunkt ein Einwanderungsland war. Auch ging er auf die aktuelle Flüchtlingsthematik in Deutschland und damit in München ein. „Wenn ich verfolge, wie auf Flüchtlinge reagiert wird, muss ich sagen: Respekt!“, so Dr. Vogel.

 

Muss sich Schule noch stärker öffnen?

Im Anschluss daran fand ein interaktives Gespräch zum Thema „Quo vadis Schule der Vielfalt?“ statt, an dem Faris Al–Sultan (Sportler, Ironman World Champion, MITeinander), Amin Rochdi (Mitarbeiter des Lehrstuhls für Islamische Religionslehre an der Friedrich- Alexander-Universität Erlangen- Nürnberg), Staatssekretär Georg Eisenreich (Bayerisches Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst), Harun Lehrer (Integrationsbeauftragter des BLLV, Lehrer), Katharina Schlamp (Vizedirektorin ALP Dillingen) und Klaus Wenzel (Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes BLLV e.V.) teilnahmen. Hierbei wurden Fragen wie „Muss sich die Schule bezüglich Interkulturalität noch stärker ändern, als es bis jetzt schon der Fall ist?“ oder „Muttersprachenkommunikationsverbot auf dem Pausenhof“ diskutiert.

Nach einer Mittagspause fanden Workshops für die Teilnehmer zu den Themen „Sprache- Die vergessene Dimension der Unterrichtsentwicklung“, „Interkulturelle Sensibilisierung für das Kollegium und Öffnung der Schule“, „Religiöse Vielfalt – was im Schulalltag alles möglich ist!“ und „Junge Flüchtlinge im Schulalltag“ statt.

Gleichzeitig trafen sich die neuen BeraterInnen für interkulturelle Schulentwicklungsprozesse mit Vertretern der Regierungen, den Schulämtern und der Schulaufsicht zu einem Gespräch.

Birgit Maria Mayer