Praxistipps für den digitalen Unterricht

Wie kann ich mit digitalen Medien den Unterricht gestalten? Welche Anwendungen eigenen sich dafür? Welche technischen und rechtlichen Rahmebedingungen müssen geschaffen werden? Die Dozenten der Workshops beim Kongress "Digitalisierung und Schule" gaben den Teilnehmern konkrete, im Alltag umsetzbare Tipps an die Hand. Eindrücke aus den Arbeitsgruppen.

Social Media in der Schule

Facebook, Snapchat und Wikipedia sind längst fester Teil des Alltags vieler Kinder und Jugendlicher. Social Media bieten viele Möglichkeiten, den Unterricht abwechslugnsreich und lebensnah zu gestalten und Schülerinnen wie Schüler zu motivieren.

Kristina Bucher, Expertin für Social Media in der Schule, zeigte, wie sich die Mauer zwischen Alltags- und schulischer Nutzung von sozialen Medien überbrücken lässt. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin der Uni Augsburg führte vor, wie man mit kollaboratives Malen, Lernvideos auf Youtube, das gemeinsame Erstellen von Einträgen von Wikis den Unterricht bereichern. Solche Anwendungen ermöglichen orts- und zeitunabhängiges Lernen, eröffnen neue Wege für indivduelles Lernen und differenzierten Unterricht.

Mehr dazu: gamepaed-edutainment

 

Bring Your Own Device

Die Arbeitsgruppe "Bring your own device" thematisierte die Frage, wie man angesichts der vielerorts unzureichender technischen Ausstattung trotzdem in das digitale Lernen einsteigen kann.

Referent Nico Schneider, medien- und informationstechnischer Berater für Grund- und Mittelschulen, gab Tipps zur einfachen und schnellen Schaffung einer soliden technischen Grundbasis. Außerdem gab es Einblicke in Sicherheits- und Rechtsfragen sowie konkrete Beispiele für die Umsetzungsmöglichkeiten im Unterricht der Grundschule.

Das mebis-Infoportal des Bayerischen Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst hilft bei der Suche eines medienpädagogisch-informationstechnischen Beraters.

 

Datenschutz in der Schule

Das Thema Datenschutz geht jede Lehrkraft an, egal ob sie mit digitalen Medien arbeitet oder nicht. Kai Kocher, Jurist am bayerischen Kultusministerium, erläuterte worauf es ankommt. Klar ist: Sobald personenbezogene Daten erfasst und verarbeitet werden - analog auf Papier oder in digitaler Form - greifen in der Schule eine ganze Reihe gesetzlicher Regelungen: BayDSG, BayEUG und BayScho.

Lehrkräfte können mit einer Faustregel überprüfen, ob und in welchem Umfang es erlaubt ist, Daten zu erfassen und zu verarbeiten. Sie sollten sich die Frage stellen "Brauche ich das wirklich für diesen Zweck?", empfahl Kocher.

Wer so die Datenschutzregelungen der gängigen sozialen Netzwerken und Cloud-Services hinterfragt, wird schnell feststellen müssen, dass diese für den Einsatz in der Schule unzulässig sind, weil weit mehr Daten als nötig erhoben werden.

Informationen des Bayerischen Kultusministeriums zum Thema

 

Das Digitale Klassenzimmer

Wie verändern digitale Medien das Lernen in der Schule? Und welche Ausstattung ist für den Einstieg in das digitale Lernen nötig? Dr. Michael Kirch, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Ludwig Maximilians-Universität München (LMU), zeigte, was alles möglich ist und wie mit wenigen Mitteln der Einstieg gelingt.

Eine australische Vorzeigeschule hat sich einen Neubau gleistet und alle gängigen Vorstellungen von Lernen auf dem Kopf gestellt. An die Stelle der Klassenzimmer ist eine große Lernlandschaft für 100 Kinder getreten, die von sechs Lehrkräften angeleitet werden. Die Kinder erabeiten sich allein oder in Gruppen mit Hilfe von Tablets und digitalen Medien ihren Stoff. Ein paaar Nummern kleiner, aber mit ähnlichem Ansatz, arbeitet das Uni-Klassenzimmer der LMU.

So radikal wie diese Beipiele digitales Lernen umsetzen, werden das vielen Schulen kaum leisten können. Die einfachste kostengünstigste Variante: Ein Tablet pro Lehrkraft. "Damit wäre schon viel erreicht", meinte Kirch.

Der Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und -didaktik an der Fakultät für Psychologie und Pädagogik der LMU München arbeitet mit so genannten UNI-Klassen. Diese sind mit Kamera- und Aufnahmetechnik ausgestattet, um Unterrrichtsszenarien videogestützt zu entwicken, erproben und evaluieren.

 

mBook - das multimediale Schulbuch

"mBook" ist der erste digitale Schulbuch für den Geschichtsunterricht. Konzipiert wurde es von Wissenschaftlern der Uni Eichstätt. In der Arbeitsgruppe erläuterte Dr. Florian Sochatzky, einer der Entwickler, welchen Mehrwert das "mBook" bietet und wie sich damit die Kompetenzen Lesen und Schreiben fordren lassen.

Das multimediale Schulbuch soll, wie Sochatzky sagte, besonders zu reflektiertem Nachdenken anregen. Die Lehrkraft fungiert dabei als Moderator. "mBook" biete eine größere Bandbreite an Materialien als ein herkömmliches Schulbuch, was wiederum einen unkomplizierten und schnellen Methodenwechsel im Unterricht erlaube. Zudem ist das "mBook" durch seine Gestaltung benutzerfreundlich, individualisierbar, kompetenzorientiert sowie lehrplankonform. Das Projekt soll in Zukunft noch auf andere Fächer und Jahrgangsstufen ausgeweitet werden.

Mehr dazu: mBook - das digitale Schulbuch für Geschichte