BARBARA REGITZ
CSU-Direktkandidatin für Nürnberg-Nord - Stadträtin - Bildungspolitische Sprecherin

Fordern und Fördern

Barbara Regitz ist Seminarrektorin an einer Grund- und Mittelschule im Nürnberger Norden. Seit 22 Jahren sitzt sie für die CSU im Stadtrat - als bildungspolitische Sprecherin. Konservative Schulpolitik bedeutet für sie: Schulen erhalten, aber den Erfordernissen anpassen. Mit dem BLLV verbindet sie die den klaren Fokus auf Werteerziehung.

Frau Regitz, 1996 starteten Sie in Ihre erste Amtszeit gemeinsam mit Ludwig Scholz, dem ersten und bisher einzigen CSU-Oberbürgermeister der Stadt. Bedeutete der Regierungswechsel auch eine Richtungsänderung in der Schulpolitik?

Ja, ein wichtiger Akzent war das klare Bekenntnis zu allen Nürnberger Schulen. Konkret ging es damals um den Erhalt des Sigena-Gymnasiums, das laut Sparplan der Vorgängerregierung geschlossen werden sollte. Schon seit 1992/93 durften dort keine Eingangsklassen mehr gebildet werden, die Schule war bereits stark geschrumpft. Fast ebenso lange sammelten die Betroffenen schon Unterschriften für ein Bürgerbegehren zugunsten des Sigena.

Dann kam die Wahl. Unsere Fraktion gewann die gestalterische Mehrheit der Sitze im Stadtrat. Eine unserer ersten Amtshandlungen war, den Beschluss zur Schließung aufzuheben - "Das Sigena lebt". Das war beispielhaft: Wir haben alle Schulen erhalten und nach und nach an die Erfordernisse der Zeit angepasst. Das ist für mich auch das Entscheidende in der Schulpolitik: Erhalten, gleichzeitig den Erfordernissen anpassen.

Welche Anpassungen sind heute notwendig?

Schule ist immer ein Spiegelbild der Gesellschaft. Die größten gesellschaftlichen Herausforderungen liegen derzeit im digitalen Wandel und in der Heterogenität. Schule leistet einen wichtigen Beitrag zur Integration. Die Herausforderung ist, zum einen Schüler mit nicht deutscher Muttersprache sprachlich zu fördern und gleichzeitig den Schülern mit Deutsch als Muttersprache ebenso gerecht zu werden. Dazu kommt, dass die Kooperation mit den Elternhäusern nicht überall gleichermaßen gelingt. Hierfür brauchen die Lehrkräfte Unterstützung beispielsweise durch Schulpsychologen und Schulsozialarbeiter.

Haben Sie eine Idee, wie Schulen mit Heterogenität umgehen können?

Die Antwort auf Heterogenität lautet: Individuelle Förderung und ganzheitliche Bildung. Nicht allen Kindern dasselbe angedeihen lassen, sondern genau hinsehen, was das einzelne Kind braucht. Ein positives Beispiel ist die Grundschule „Michael-Ende-Schule“ mit dem Konzept der integrierten Ganztagsbildung. Dort gestalten Lehrer/innen und Erzieher/innen Bildung und Erziehung der Grundschule gemeinsam.

Das heißt: Rhythmisierter Unterricht und die Erzieher kommen stundenweise in den Unterricht dazu, die Lehrer bringen sich auch am Nachmittag ein. Eltern können Betreuung in Randzeiten am Morgen und späteren Nachmittag dazu buchen, ebenso in den Ferien. Mit einem Konzept wie diesem gibt es nur Schulgewinner. Darin liegt übrigens ein weiterer Akzent der städtischen Schulpolitik: Als Sachaufwandsträger achten wir bei Neubauten immer darauf, dass die räumlichen Bedingungen solche kooperativen Modell möglich machen.

Schulbildung heißt nicht nur Wissen und Kenntnisse zu vermitteln, sondern auch Herz und Charakter  bilden.

Für die besonderen Ideen der Schulen haben wir in den Haushalt „Projektmittel“ eingestellt. Schulen, die eigene Akzente setzen wollen, reichen ihr Konzept bei der Stadt ein und erhalten Gelder zur Umsetzung. Sich selbst einbringen, dann aber auch die nötige finanzielle Unterstützung bekommen – das ist ein weiterer Akzent unserer Schulpolitik.

Als Schulpolitikerin haben Sie sehr viel Einblick in neue Schul- und Unterrichtskonzepte. Geben Sie diese Eindrücke als Seminarrektorin an Junglehrer/innen weiter?

Das gehört alles zur Ausbildung. Mir ist wichtig, den jungen Kolleg/innen die Freude am Beruf weiterzugeben und sie gerade auch in ihrer erziehlichen Arbeit zu stärken. Dann ist es mir wichtig, deutlich zu machen, dass sie als junge Lehrer/innen auch an der Gesamtgesellschaft mitwirken. Denn Schul-Bildung heißt nicht nur Wissen und Kenntnisse zu vermitteln, sondern auch Herz und Charakter zu bilden. Das Kind im Mittelpunkt sehen und es mit der Fach- und Diagnosekompetenz des Lehrers individuell zu fordern und zu fördern.

Das war immer schon eine Herausforderung. Die Herausforderung hat mit den Jahren, auch mit dem Auftrag der Inklusion, sicherlich noch zugenommen. Ebenso wie Kinder brauchen übrigens auch Lehrer Zeit, sich zu entwickeln. Es ist gut, dass angehende Lehrer in Bayern nach dem Studium zwei weitere Ausbildungsjahre Zeit haben, begleitet, sich in ihrem Beruf zu orientieren.

 

 

 

Politik entscheidet nicht alleine, sondern zusammen mit denen, die es betrifft.

Außerdem müssen wir zu einer langfristigen Stellenplanung an den Schulen kommen. Dazu wäre es gut, eine Fachkommission einzuberufen, die konkrete Lösungsvorschläge erarbeitet. Wir müssen ran an dieses Thema! / sha

Welches ist das dringlichste Anliegen in der landesweiten Bildungspolitik?

Das Bildungspaket ist auf den Weg gebracht. Dieses gilt es nun, zielgerichtet umzusetzen. Hier sind beispielsweise enthalten: Mehr Lehrerstellen, Investitionen von der frühkindlichen Bildung bis hin zur Stärkung der beruflichen Bildung mit dem „Meisterbonus“, weitere Studienplätze für Sonderpädagogen, 50.000 digitale Klassenzimmer oder die multiprofessionellen Teams. Wichtig: Politik entscheidet nicht alleine, sondern zusammen mit denen, die es betrifft.

Bildungsschwerpunkt: "Schule ist nicht der einzige Ort, der auf das Leben in einer heterogenen Gesellschaft vorbereitet, aber ein entscheidender. Hier sollen alle Talente entwickelt werden nach dem Grundsatz „Fördern und Fordern“. (...) Bildung soll in möglichst vielen Disziplinen Wissen ... vermitteln, aber auch Herzensbildung und Fähigkeiten für ein friedliches Zusammenleben. Mehr zu Barbara Regitz

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