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Änderungen beim Übertritt

Aufgrund der Coronakrise hat das Kultusministerium einen neuen Fahrplan für den Übertritt bekannt gegeben. Der BLLV begrüßt die reduzierte Form des Übertrittszeugnisses. Mehr noch: Sie könnten auch für die Zukunft einen Weg weisen, kommentiert Birgit Dittmer-Glaubig, Leiterin der Abteilung Berufswissenschaft.

Der neue Fahrplan des Übertritts ist der momentanen Krise geschuldet. In so einer Ausnahmesituation benötigt es natürlich klare Ansagen. Gerade in einem sehr selektiven Schul- und Bildungssystem wie in Bayern ist dies in wichtigen Übergangsphasen für junge Menschen von großer Bedeutung. Übergänge müssen für alle bestmöglich gestaltet werden. Der Minister hat dies mit der Anpassung des Übertrittsverfahrens versucht.

Sollten die Schulen nach den Osterferien wieder in den regulären Betrieb gehen, so bedeutet der neue Termin für das Übertrittszeugnis am 11. Mai 2020 einen kleinen zeitlichen Puffer für die Kolleginnen und Kollegen.

Verschlankte Zeugnisse sind sinnvoller

Der BLLV begrüßt die reduzierte Form des Übertrittszeugnisses: Sowohl die Reduzierung auf die drei Noten der relevanten Kernfächer, wie auch die kurz zu haltenden Bemerkungen über das Lern-, Arbeits- und Sozialverhalten sind innerhalb des derzeitigen Systems eine sinnvolle und pragmatische Entscheidung. Mehr noch: Sie könnten auch für die Zukunft einen Weg weisen: Der BLLV sagt schon immer, dass verschlankte Zeugnisse sinnvoller sind. Sie lassen nicht nur in der jetzigen Situation mehr Zeit und Raum für die schulische Kernarbeit.

Der BLLV begrüßt es sehr, dass das  amtliche Formular für das Übertrittszeugnis auch im Jahr 2020 Anwendung. findet, da die meisten Schulen die Daten für die Lehrer der 4. Klassen schon ausgespielt haben und viele Lehrer  seit der Schulschließung schon begonnen haben, die Übertrittszeugnisse zu schreiben.

Starke und verlässliche Bildungs- und Erziehungspartnerschaft

Die Beratungsangebote an die Eltern gehört zu einen der wichtigsten Aufgaben. Es braucht gerade in der, für uns alle schwierigen Situation, mehr denn je eine starke und verlässliche Bildungs- und Erziehungspartnerschaft. Nur gemeinsam lassen sich die besten Entscheidungen treffen. Organisatorisch wird die Wahlfreiheit der Eltern sicher eine Herausforderung für die Kolleginnen und Kollegen, kreative Ideen zu finden. Aber das werden wir – im Sinne des Wohlergehens unserer Schülerinnen und Schüler - wie immer gut meistern.

Schwachstellen des Schulsystems

Oberstes Ziel des neuen Verfahrens der freiwilligen Probearbeiten muss eine faire und am Wohl der Kinder orientierte Ausrichtung sein. Die Entscheidungsverantwortung der Eltern zu stärken (ob das Kind die freiwillige Probe mitschreibt und falls ja, ob das Ergebnis gewertet werden soll) ist ein Lösungsversuch in diese Richtung. Fair könnte es deshalb sein, da sich kein Kind verschlechtern kann. Ob dies zum Wohl der Kinder ist, wird sich zeigen müssen. Denn die Grundlage dieses Ansatzes ist ein Schulsystem, in dem Leistung in erster Linie als Grundlage für Zertifizierungen, Klassifizierungen und Ausleseentscheidungen verstanden wird. Unser Schulsystem erfüllt daher in erster Linie die Funktion, Lebenschancen zuzuweisen. Und diese Lebenschancen werden formal an den Übergängen zugewiesen. Gerade in Zeiten der Krise zeigen sich diese eigentlichen Schwachstellen des Schulsystems. Wenn ein Lern- und Leistungssystem am Übertritt krankt, dann reißt die Kette am Übertritt. Deshalb schaukelt sich die Situation momentan am Übertrittsverfahren so hoch. Und deshalb ist eine faire, bestmögliche Lösung schwer zu finden.

Dies betrifft jedoch nicht nur den Übertritt von der Grundschule in die weiterführenden Schulen. Es betrifft alle Übergänge im Bildungssystem. Den vom Kindergarten in die Grundschule, von der Grundschule in die weiterführenden Schulen, von diesen in die Ausbildung, Beruf oder Studium und auch die Übergänge nach dem ersten bzw. zweiten Staatsexamen. Es betrifft nicht nur die Lehramtsstudierenden und ihren Übergang in den Schuldienst, sondern z.B. auch die derzeit so dringend benötigten Mediziner. Jetzt sind mutige Lösungen gefragt, vor allem auch von den aufnehmenden Institutionen. Darin liegt auch eine große Chance dieser Krise: Die Chance neue, kreative Lösungen zu versuchen und umzusetzen. Sollten sich diese bewähren, können sie langfristig institutionalisiert werden. Und vielleicht stoßen wir damit einen Lern- und Leistungsbegriff an, der tatsächlich zum Wohl der Kinder ist. // Birgit Dittmer-Glaubig, Leiterin der Abteilung Berufswissenschaft

Das Bayerische Kultusministerium hat das Übertrittsverfahren für die Viertklässlerinnen und Viertklässler der aktuellen besonderen Ausnahmesituation angepasst. Hier finden Sie die Informationen über die Änderungen im Detail.

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