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Piazolo lenkt bei Quarantäne-Regelung ein Startseite
Coronatest

Angekommen in der Realität

Bei größeren Ausbruchsgeschehen können Schulleiter künftig Klassen nach Hause schicken. Sie müssen dann nicht mehr auf eine entsprechende Anweisung des Gesundheitsamtes warten, sondern können eigenständig handeln.

Als realitätsfern hatte der BLLV die bis heute geltende Quarantäneregelung bezeichnet und kritisiert, dass sie Schulleitungen in ein Dilemma bringe. Jetzt lenkt Kultusminister Piazolo ein und passt sich der Realität der Schulen an.  BLLV-Präsidentin Fleischmann kommentiert: „Was ist schon ein Erfolg in einer Krise? Schulleiterinnen und Schulleiter, die immer schon so gehandelt haben und in den Distanzunterricht geschickt haben, weil zu viele Schüler nicht da waren oder Lehrer fehlten, die haben eigenständig gehandelt. Die waren mutig. Aber sie standen mit einem Fuß im Gefängnis. Und das wird jetzt legitimiert. Ist das dann ein Erfolg?“

Auch wenn Piazolo jetzt einlenkt, durchdenken muss er seine Aussagen schon. Wenn der Minister jetzt nicht sagen kann, ob zu den 50 % die Infizierten alleine gehören oder auch die in Quarantäne befindlichen Schüler, bringt das Schulleitungen erneut in die Bredouille. Denn die müssen das wissen, wie sie den morgigen Tag in der Schule planen müssen.

Bei größeren Ausbrüchen (wenn rund 50 Prozent der Schüler einer Klasse betroffen sind) können Schulleiter künftig ganze Klassen nach Hause und in den Distanzunterricht schicken, und zwar für fünf Tage. Sie müssen in diesen Fällen dann nicht mehr auf eine entsprechende Anweisung des Gesundheitsamtes warten, sondern können eigenständig handeln. Formal handelt es sich dabei dann nicht um eine förmliche Quarantäne-Anordnung für die Klasse beziehungsweise die übrigen Kinder - dafür bleibt weiterhin allein das Gesundheitsamt zuständig. Greifen soll die Neuregelung voraussichtlich schon von Mittwoch an.

Kommunikation zwischen Gesundheitsämtern und Kultusminister verbessern

Der BLLV fordert: Jetzt müssen die Absprachen zwischen Gesundheitsämtern und Kultusminister klar geregelt werden, sodass die Gesundheitsämter einheitlich agieren können. Außerdem müssen Schulen wissen, wie es jetzt mit den PCR-Tests in den 5. und 6. Klassen weitergehen soll. Schließlich kommt es schon jetzt bei den Grund- und Förderschulen zu Überlastungen der Labore.


Sollen Schulen jetzt durchseucht werden?

„An vielen Stellen wird die Kontaktverfolgung nicht mehr ernst genommen. Deshalb wollen wir jetzt reinen Wein eingeschenkt bekommen: Sollen Schulen jetzt durchseucht werden?“, will Fleischmann wissen.


Schon vor Corona mussten Schulen mit zu wenig Lehrpersonal zurechtkommen. Das rächt sich in der Pandemie, wo selbstverständlich auch Lehrpersonal erkrankt oder in Quarantäne muss, doppelt. Der Präsenzunterricht hängt damit am seidenen Faden. Für Fleischmann ist klar: „Wir können nicht auf Biegen und Brechen am Präsenzunterricht festhalten.“

Der gesundheitliche Zustand von Lehrerinnen und Lehrern sei jetzt schon sehr kritisch, erlebt Fleischmann: „Die Kolleginnen und Kollegen gehen auf dem Zahnfleisch. Viele Schulleiter haben hingeschmissen, weil sie dem Corona-Wahnsinn nicht mehr standhalten können.“

Weitere Medienberichte:

>> BR.de: "Stresstext Omikron" (01.02.2022): Die Schulen stecken schon im Chaos, meint Simone Fleischmann im BR. Der Zeitpunkt für Schulschließungen sei schon da, weil Lehrer wegen Lehrermangels und Corona fehlten und so viele Schüler nicht im Unterricht seien, dass sich Präsenzunterricht teilweise schon nicht mehr lohne, so Fleischmann.

>> tz: "Corona-Inzidenz an Schulen in Bayern geht durch die Decke ‒ Auch Lehrer müssen zu Hause bleiben" (01.02.2022): Wo es mit dem grundsätzlich gewünschten Präsenzunterricht nicht funktioniere, könne es notwendig werden, auf Distanzunterricht zu wechseln, argumentiert Fleischmann.

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