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Fatale Aussage der Familienministerin Startseite
Frühkindliche Bildung

„Betreuung gibt’s im Möbelhaus – Bildung in den Kitas“ oder „Wo der Hase im Pfeffer liegt“

Auf einer Podiumsdiskussion verengt Familienministerin Scharf (CSU) die Aufgaben von Kitas auf die Kinderbetreuung. Wer so redet, darf sich nicht wundern, wenn frühkindliche Bildung nicht gelingt, stellt BLLV-Expertin Sarah Heße klar.

Nachdem letztes Wochenende eine Podiumsdiskussion zur krisenhaften Lage bayerischer Kitas stattfand, reagierte Familienministerin Ulrike Scharf (CSU) mit folgenden Worten:

«Mir ist der stetig wachsende Bedarf an qualifiziertem Personal und an Betreuungsplätzen sehr bewusst.» Kinderbetreuung sei systemrelevant. «Für Verbesserungen und Weiterentwicklungen steht meine Tür immer offen!» Kinderbetreuung sei für sie "eine der größten Aufgaben unserer Zeit" (Quelle: Süddeutsche Zeitung)

Und genau da liegt der Hase im Pfeffer, liebe Frau Scharf. Diese Wortwahl zeigt, was in der bildungspolitischen Diskussion seit Langem schiefläuft:

Kitas sind Bildungseinrichtungen, nicht nur Betreuungseinrichtungen! 

Es heißt nicht umsonst „Frühpädagogik“

Kindertageseinrichtungen werden gemäß Artikel 2 Absatz 2 des Bayerischen Kinderbildungs- und -betreuungsgesetzes (BayKiBiG) als Bildungseinrichtungen definiert. Eine Kindertageseinrichtung muss aufgrund ihres gesetzlichen Auftrags her Bildung und nicht nur Betreuung anbieten. Dies unterscheidet sie beispielsweise von einer kurzzeitigen Betreuung in einem Möbelhaus.

Menschen, die in Kitas arbeiten sind Pädagoginnen und Pädagogen. Sie bieten jedem einzelnen Kind vielfältige und entwicklungsangemessene Bildungs- und Erfahrungsmöglichkeiten, um beste Bildungs- und Entwicklungschancen zu gewährleisten. Allerdings können Bildungsprozesse seitens des pädagogischen Personals nur dann angemessen initiiert und begleitet werden, wenn der Einsatz von ausreichendem und qualifiziertem Personal sichergestellt ist und die Rahmenbedingungen wie Fachkräftegewinnung und -bindung, angemessene Bezahlung und berufliche Perspektiven stimmen.

Worte schaffen Wirklichkeit – und sollten daher wohlüberlegt sein …

Aber solang die Politik die Bedeutung von frühkindlicher Bildung nicht anerkennt und das auch weiterhin in der Öffentlichkeit kommuniziert, wird sich die Qualität der pädagogischen Arbeit in Kindertageseinrichtungen nicht verbessern oder weiterentwickeln – dann ist es auch nicht notwendig die Tür offen zu lassen, liebe Frau Scharf.

Kitas brauchen die Anerkennung und Wertschätzung, welche wichtigen Bildungsprozesse dort begleitet werden, Kitas brauchen ein stimmiges Wording für den wichtigen Auftrag, der dort geleistet wird, und Kitas brauchen die notwendigen Ressourcen und Investitionen. Denn Investitionen in Bildung sind Investitionen in die Zukunft einer Gesellschaft.

<< Sarah Hesse, Leiterin der Fachgruppe Sozial- und Erziehungsdienst im BLLV
 



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Themen:
Frühpädagogik