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Ehrenpräsident Dr. Albin Dannhäuser feiert 80. Geburtstag

Ehrenpräsident Albin Dannhäuser feierte am 6. Januar 2023 seinen 80. Geburtstag. Von 1984 bis 2007 war Dannhäuser Präsident des BLLV. Er führte den BLLV mit Geschick und Klugheit durch eine Phase der schulpolitischen Restauration und massiver politischer Anfeindungen. Der BLLV hat ihm zahlreiche verbandliche Innovationen zu verdanken. Präsidentin Simone Fleischmann bezeichnete Dannhäuser anlässlich seines Geburtstags als „zielstrebigen Wegbereiter unseres modernen BLLVs, als unerschütterlichen Kämpfer für die Gleichwertigkeit der Lehrämter und als überzeugten Verfechter einer am Kind ausgerichteten, pädagogisch begründeten Schule.“

Geboren am 6. Januar 1943 in dem kleinen Fünfhundertseelendorf Großwenkheim in der  Rhön lernte Albin Dannhäuser als Kind in Kriegs- und Nachkriegszeit die Entbehrungen und die Not der armen Landbevölkerung am eigenen Leib kennen. Über den 2. Bildungsweg legte er neben seiner Berufstätigkeit als technischer Zeichner das Abitur ab und studierte in Würzburg das Lehramt für Volksschulen. Im Anschluss war er Hauptschullehrer in Würzburg und München, bis er 1980 zum hauptamtlichen Geschäftsführer des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) bestellt wurde. 1984 trat er das Erbe des langjährigen BLLV-Präsidenten Dr. h.c. Wilhelm Ebert als BLLV-Präsident an – ein Amt, das er bis 2007 bekleidete. Auf der Landesdelegiertenversammlung im Jahr 2007 wurde er zum Ehrenpräsidenten ernannt.

Dannhäuser hatte zahlreiche Ämter im BLLV und im VBE inne: 1971 bis 1979 war er Bezirksvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Junglehrer (ABJ) in Unterfranken und Landesvorsitzender der ABJ Bayern. Von 1974 bis 1979 leitete er das Ressort „Junge Lehrer“ im Verband Bildung und Erziehung (VBE). Von 1981 bis 1984 übernahm er die Leitung der Hauptstelle (heute Abteilung) Schul- und Bildungspolitik im BLLV. 1985 bis 2009 war stellvertretender Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung. Mitglied des Rundfunkrats des Bayerischen Rundfunks war Dannhäuser von 1994 bis 2017.

Präsident in Zeiten der Restauration

Seine Amtszeit als BLLV-Präsident fiel in eine Phase schulpolitischer Restauration und massiver finanzieller Sparmaßnahmen unter dem ultrakonservativen Kultusminister Hans Zehetmair und später der Straußtochter Monika Hohlmeier. Der Altphilologe Zehetmair wollte das Rad der Geschichte zurückdrehen und die Lehrerbildung entwissenschaftlichen. Sein Bestreben, die Lehrerbildung aus der Universität zu drängen und an die Fachhochschule zu verlagern scheiterte nicht zuletzt am massiven Einspruch Dannhäusers und dem Widerstand des BLLV.

Ebenso scheiterte sein Versuch, das Gymnasium wieder zur Eliteschule zurück zu entwickeln. Zehetmair baute – in enger Verbindung mit den katholischen Realschulen und getragen von der CSU – die bis dahin mit der 7. Jahrgangsstufe beginnenden Realschulen sechsstufig aus, um das Gymnasium von „fehlgeleiteten“ Schülern zu entlasten. Dannhäuser und der BLLV sahen darin eine Attacke auf die Arbeit der Grund- und Hauptschulen. Dannhäuser überzeugte den BLLV, dass er  mit dem größten zur Verfügung stehenden politischen Mitteln den Kampf gegen diesen pädagogisch unsinnigen Plan aufnehmen müsse. Der BLLV initiierte das Volksbegehren „Die bessere Schulreform“. Zwar konnte sich der BLLV mit dem Volksbegehren nicht durchsetzen, für die innerverbandliche Geschlossenheit war es jedoch ein Meilenstein. Der pädagogische Preis für diesen Irrweg der bayerischen Schulpolitik allerdings ist bis heute hoch: Die deutliche Verschärfung des Übertrittdrucks in der Grundschule war die Folge. Sie hat fatale Auswirkungen auf die pädagogische Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer und auf die Belastung der Kinder. Und die angeblich beabsichtigte Stärkung der Mittelschule (damals Hauptschule) ist eben so wenig eingetreten wie die Entlastung des Gymnasiums.

Kampf für bessere Arbeitsbedingungen

Auch kämpfte Dannhäuser mit großem Einsatz gegen die radikalen Sparmaßnahmen des Finanzministers in Folge eines Gutachtens der Unternehmensberatung Kienbaum im Jahr 1994 und den Kürzungsforderungen des Obersten Bayerischen Rechnungshofes. Höhepunkt war eine Massendemonstration in München mit 15.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern am 25. April 1998 unter dem Motto „Mehr Geld für Bildung“. In Zeiten der Lehrerarbeitslosigkeit setzte er die Einrichtung eines Einstellungskorridors und einer Warteliste durch, um den jungen Kolleginnen und Kollegen nach dem fertig abgeschlossenen Studium eine Chance auf einen Arbeitsplatz in der Schule zu sichern.

Programmatisch fallen in seine Amtszeit u.a. die Erarbeitung eines Konzeptes zur Ganztagsschule, die Weiterentwicklung der Hauptschule mit einer zehnten Jahrgangsstufe und das Konzept der Regionalschule als Antwort auf das landesweit einsetzende Hauptschulsterben und die Entwicklung der städtischen Hauptschulen zu „Migrationsschulen“. Ebenso nahm er die Forderung nach einem funktionslosen Beförderungsamt für Grund- und Hauptschullehrer als Zwischenschritt zur Gleichwertigkeit in der Besoldung (A13 für alle Lehrämter) wieder auf, die mit der Dienstrechtsreform im Jahr 2010 umgesetzt wurde.

Ausbau des BLLV zu modernem Bildungsverband

Unter Dannhäuser wurde der BLLV, teilweise auch gegen interne Widerstände, zu einem modernen Bildungsverband ausgebaut. Er gründete das „Forum Bildungspolitik in Bayern“, in dem heute 44 bildungspolitische und pädagogisch engagierte Organisationen Mitglied sind, und manifestierte damit die zentrale Meinungsführerschaft des BLLV in schulischen und pädagogischen Fragen. In den Jahren 1990 und 1991 koordinierte er unermüdlich den Aufbau freier Lehrerorganisationen in Thüringen und Sachsen nach dem Zusammenbruch der DDR. Unter Dannhäuser begann die Öffnung des BLLV für Kolleginnen und Kollegen in der Realschule und dem Gymnasium.

Die innere Reform des BLLV war Dannhäuser ein besonders Anliegen. Er betrieb Anfang der Nullerjahre die Neugestaltung der BLLV-Medien mit dem Aufbau der digitalen Medien und einer völlig neuen Konzeption des Verbandsmagazins „Die Bayerische Schule“. Unter ihm wurde die Rechtsabteilung des BLLV mit Fachjuristen ausgebaut und professionalisiert. Er setzte sich für die Gründung der Gemeinschaft der Senioren und der Herausgabe der BLLV-Seniorenzeitung "60 … und mehr" ein.

Akademie und Kinderhilfe

Die BLLV-Akademie (zuerst „Bildungswerk“) wurde dank seines überzeugten Eintretens für die Idee eines neuen Professionsverständnisses als Folgeorganisation des in Auflösung begriffenen Pädagogisch-Psychologischen Instituts des BLLV aus der Taufe gehoben. Ebenso begründete Dannhäuser angesichts der dramatisch zunehmenden Burnout-Problematik in Lehrerkreisen 2001 das „BLLV-Institut für Gesundheit in pädagogischen Berufen“, das inzwischen in der Akademie des BLLV aufgegangen ist.

Er intensivierte die Nachwuchsarbeit und unterstützte den Aufbau eines Auslandspraktikums für angehende Lehrerinnen und Lehrer. Besonders stolz ist Dannhäuser auf die Gründung der Kinderhilfe des BLLV, die in einer langen Tradition humanitären Engagements des BLLV steht, und die Tausenden von Kindern auf der Welt helfen konnte.

Meister der Sprache

Man wird Dannhäuser nicht gerecht, wenn man nicht auf seine differenzierte und ausgewählte Sprache eingeht. Er selbst schliff oft bis zuletzt und tief in die Nächte an seinen Reden, überlegte sich jede Redewendung, jeden Satz, jedes Zitat. Aber nicht die perfekte Form und der  geschliffene Stil waren der Grund für diese akribische Spracharbeit. In seinen vielen Aufsätzen und Publikationen spiegelt sich sein unermüdliches Ringen um den pädagogischen Kern des BLLV, um die Mission der Lehrer in dieser Gesellschaft und um das Professionsverständnis des Lehrerberufs wieder. Zuletzt stellte er dies eindrücklich unter Beweis mit seinem „Alterswerk“ „Bildung für eine humane Welt – zur Ideen- und Wirkungsgeschichte des BLLV“,  das im Jahr 2020 im Klinkhardt Verlag erschien.

Sein Nachfolger im Amt des Präsidenten, Klaus Wenzel, würdigte Albin Dannhäuser bei seinem Abschied 2007 mit den Worten: „Dannhäuser ist nicht nur ein großer Redner und geschickter Verhandler, ein kompetenter Politiker und professioneller Gestalter. Er ist auch ein überzeugender und anerkannter Integrator. Das war nur möglich, weil Albin Dannhäuser immer integer, offen und integrierend war. Sein Führungsstil war zuhören, zuhören, zuhören, um am Ende die unterschiedlichen Positionen zusammenführen. Darin war er Meister.“