Erfolg, der glücklich macht
Schulfach Glück Lernen und Leistung

Erfolg, der glücklich macht

LEISTUNG - Im Schulalltag erleben sich Schüler vor allem über ihre Leistungen. Im Unterrichtsfach Glück bekommen sie Handwerkszeug, ihre Persönlichkeit zu entwickeln. Erfahrungen einer Gymnasiallehrerin aus einem ungewöhnlichen P-Seminar. - Von Chris Bleher

Bam, bam, bam, bam, bam - fünf trockene Schläge zum Auftakt, und schon groovt der Mann durch die Straßen. Klatscht mit Leute, wenn ihr auch wisst, was Glück bedeutet, singt Pharell Williams. Und so klatschen und grooven sie, Große und Kleine, Dicke und Dünne, überall auf der Welt tänzeln sie auf den funkigen Rhythmus, viele haben mitgewirkt, fast 190 Millionen mal wurde der Videoclip geklickt. "Happy" hat Williams, einer der weltweit erfolgreichsten Musikproduzenten und UN-Glücksbotschafter, seinen Gute-Laune-Hit genannt - und glücklich wirken die Protagonisten schon. Oder doch nur ein wenig oben raus?

Was Glück im engeren Sinn bedeutet, war auch den Schüler/innen des Gymnasiums Bad Aibling nicht wirklich klar, als sie erstmals vom P-Seminar "Glück" an ihrer Schule hörten. So bekannte Sebastian*, Q12, nach Ende des Seminars in seiner Portfolio-Arbeit: "Da ich zu diesem Zeitpunkt noch keine Ahnung hatte, was ich nach dem Abitur machen möchte, außer glücklich zu werden, erschien mir dieser Seminarkurs als perfekte Wahlmöglichkeit."

Spielerische Übungen statt Leistungsabfrage
Birgit Mölter, Deutsch-Französisch-Lehrerin mit Zusatzausbildung für das Unterrichtsfach Glück, war es, die diese Möglichkeit für die Oberstufe ihrer Schule im Chiemgau geschaffen hatte. Und sie klärte die Interessent/innen zum Auftakt auf, was in diesem Fach wirklich abgeht. Nicht durch einen Vortrag, sondern, wie sich das für diesen Kurstyp gehört, spielerisch - durch die Übung "Glücksskala".

Alle Teilnehmer/innen schrieben auf Zettel, wie glücklich sie sich im Moment fühlen, was geschehen müsste, das Glück zu steigern - und was sie selbst dazu beitragen könnten. Die Zettel legten sie offen auf den Boden und ordneten sie in der Gruppe einer Skala von zehn, sehr wichtig, bis eins, wenig wichtig, zu. Verblüffend,wie ähnlich die Klassenkameraden doch empfanden. Hannah* schrieb in ihrem Projektportfolio zu dieser Auftaktübung, was bei ihr an oberster Stelle stand: "Freunde und Familie" (10), dicht gefolgt von "Haustiere" (8/9).Weniger wichtig: Musik (6) oder gutes Wetter (3). Aber das Erstaunlichste für sie war: Das mit der Familie war bei allen so.

Schnell wurde klar, worum es bei diesem sonderbaren Fach tatsächlich geht. Sich bewusst zu werden, was Freude am Leben ausmacht. Die weiteren Übungen führten ihnen vor Augen, welche Rolle die eigene Leistung spielt und die Freude daran. Wie wenig das mit Noten zu tun hat. Und wie viel mit gutem Zeitmanagement, der Kenntnis der eigenen Stärken und Schwächen, der Fähigkeit, Ruhe in sich finden zu können, Dankbarkeit zu empfinden, zu wissen, was Aufmerksamkeit, echtes Interesse und gute Manieren bewirken können, zum Beispiel beim ersten Date.

Eine Art erlebte Ethik
Kurz: Singen, Klatschen und sich wie ein Heißluftballon fühlen, den es Richtung Himmel zieht, reicht nicht. Das Unterrichtsfach Glück ist eher eine Art erlebter Ethik - mit wenig Theorie und viel Selbst- und Gruppenerfahrung. Mölter erklärte: "Ihr bekommt hier Handwerkszeug, um euer Leben in den Griff zu kriegen, auch wenn es mal nicht so läuft, wenn ihr mal niedergeschlagen seid, zum Beispiel wegen der Noten. Das eigene Leben selbst leben, statt gelebt zu werden", darum geht's.  

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Den vollständigen Artikel lesen Sie kommende Woche in der neuen Ausgabe der bayerischen schule

Auch in München

Das Schulfach "Glück" gibt es auch in München - und zwar für Lehramtsstudierende und Lehrer/innen im Rahmen des sogenannten Pilotprojekts "Glück". Die 12-modulige gemeinsame Weiterbildung erfolgt in Kooperation mit dem Fritz-Schubert-Institut in Heidelberg.

Die Besonderheit: für Studierende ist sie mit betreuter Unterrichtsstätigkeit im Fach "Glück" an Münchner Schulen verbunden. Die Lehrer entrichten die entsprechende Teilnahmegebühr. Ansprechpartner sind die Schulen selbst: Interessierte Schulen können teilnehmen, indem sie entweder zwei Glücks-Student/innen pro Klasse gegen entsprechenden Kostenbeitrag an ihre Schule holen oder aber indem sie Lehrer/innen aus dem Kollegium für die Weiterbildung begeistern. Unterrichtet wird an den meisten Schulen im Rahmen von Ethik in den siebten oder achten Klassen, in den Mittelschulen mit viel Erfolg auch in Übergangsklassen.

Ein Schuljahr lang 90 Minuten "Schulfach Glück" pro Woche fördern nicht nur die persönliche Entwicklung der Schüler/innen, macht sie achtsamer, selbstverantwortlicher, lernbereiter, sondern stärken mit der dazugehörigen Ausbildung nachweislich auch die Lehrerpersönlichkeit.



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