bllb-elternabend.JPG
Seminar Service

Gute Elterngespräche führen

Was ist richtig, was ist falsch? Viele Eltern sind heute verunsichert, wenn es um Erziehungsfragen geht. Um so mehr sind Lehrkräfte und Erzieher gefordert. Doch wie kann man die Zusammenarbeit zwischen Pädagogen und Eltern fruchtbar gestalten?

„Viele Eltern haben einen ganz großen Bedarf über Probleme und Fragen der Erziehung zu sprechen. Denn das Wissen der Vorfahren ist bei vielen nicht mehr vorhanden“, sagt Winfired Veeser, 56-jähriger Grund- und Hauptschullehrer. Ein Phänomen, das alle Milieus und Schichten trifft. In den Elterntrainings von Veeser sitzen Arm und Reich, muslimische Eltern und promovierte Akademiker oft einträchtig nebeneinander und teilen die gleichen Probleme.

Um so mehr sind Erzieherinnen und Lehrkräfte gefordert, müssen sie schließlich nur all zu oft als Erziehungsberater einspringen. Doch in der Ausbildung von Lehrkräften spiele das Thema kaum eine Rolle, kritisiert Veeser. Sie seien nur unzureichend auf die Zusammenarbeit mit Müttern und Vätern vorbereitet.

Elternarbeit ist in der Grundschulzeit besonders fruchtbar

Dabei können gerade Grundschulpädagoginnen und – pädagogen viel bewirken. Die Bereitschaft von Eltern, ihr Kind so gut wie möglich zu fördern, ist in der Zeit ab dem letzten Kindergartenjahr bis zum Ende der zweiten Klasse der Grundschule am größten. Zugleich sind die meisten Eltern offen für Informationen und Unterstützung von außen, die Beziehung zu Erzieherinnen und Pädagogen ist unbelastet - noch. „Vor allem ab der vierten Klasse geht es dann nur noch um Noten und den Übertritt“, sagt Veeser, Erziehungsberater und Mediator.

Doch wie lässt sich ein guter Kontakt zu den Eltern herstellen? „ Viele Lehrkräfte leiden darunter dass sie Gespräche mit Eltern als belastend empfinden.“ Nicht selten sehen sie sich in Gegnerschaft zu ihnen. Meist fühlen sich beide Seiten unverstanden, schlimmstenfalls eskaliert der Konflikt.

Die Grundlage für eine gelingende Elternarbeit ist für Winfried Veeser ein guter Kontakt im Alltag zwischen Pädagogen und Erziehungsberechtigten. Dazu gehört für ihn auch, für Eltern erreichbar zu sein. „Viele Lehrkräfte sind nicht bereit, ihre Handynummer herauszugeben, weil sie befürchten, häufig am Abend oder am Wochenende angerufen zu werden“, erzählt Veeser. Aus seiner Erfahrung sei das aber nicht der Fall. „Ich werde nur angerufen, wenn es wirklich notwendig ist.“

Zuhören anstatt sich verteidigen

Mit einem gelungenen Elternabend können Lehrkräfte und Erzieher die Grundlage für die weitere Zusammenarbeit legen. Erzieher und Pädagogen sollten dort den Fragen und Anliegen der Eltern ausreichend Zeit einräumen. „Die Eltern brauchen die Möglichkeit, zu sprechen. Mindestens eine Drittel bis die Hälfte des Abends sollte dafür reserviert sein“, rät Veeser. Eine entspannte Atmosphäre und der Einsatz von Moderationstechniken tragen ebenfalls zum Gelingen bei.

Manchmal kommt der Erstkontakt aber erst dann zu Stande, wenn Eltern mit einem Problem an den Lehrer herantreten oder gar über die Lehrkraft verärgert sind. Veeser vermittelt den Kurs-Teilnehmern für solche Situationen Handwerkszeug aus der Kommunikationspsychologie, mit denen sie Konflikte entschärfen können. „Angriffe von Eltern entstehen aus der Not. Man sollte sie von der eigenen Person lösen. Also sich nicht gleich verteidigen, sondern erstmal zuhören.“ Veeser empfiehlt gezielt und sachlich zu fragen, um den Kern des Problems zu erkennen. „Dann ist meistens die Luft raus und die Eltern gehen am Ende des Gesprächs mit dem Gefühl ‚Da hat sich jemand professionell mit mir beschäftigt.“ Dies könne die Grundlage für eine weitere vertrauensvolle Zusammenarbeit sein. Schließlich eint Eltern und Lehrer das gleiche Ziel, weiß Veeser: „Sie wollen das Kind möglichst gut fördern.“